Hellenismus im Osten: das Gräco-Baktrische Königreich
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01.02.2017, 18:57
Beitrag: #1
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Hellenismus im Osten: das Gräco-Baktrische Königreich
Das im Raum des heutigen Afghanistans gelegene Baktrien ist ein gutes Beispiel für das Ausgreifen des Hellenismus in entlegenste Regionen.
Das Griechisch-Baktrische Königreich existierte überhaupt nur rund 200 Jahre, bis es Mitte des 2. Jh. v. Chr. vom nomadische Reitervolk der Yuezhi vernichtet wurde. Einige indo-baktrische Kleinstaaten existierten etwas länger. Anders als in Ägypten war die Schicht der griechischen Siedler äußerst dünn. Deshalb waren große Gebiete Baktriens nicht hellenisiertt, da die Kraft des Griechentums nicht ausreichte, alle indigenen Bewohner zu erfassen. Zudem war das Gräco-Baktrische Königreich häufig in Kriege verwickelt, sodass keine stabile Basis für eine kulturelle Blüte vorhanden war. Dennoch kann man von einer erfolgreichen Staatsgründung sprechen, die leider keinen langen Bestand hatte. Für hellenistischen Einfluss spricht die berühmte Stele des Sophytus (vermutlich ein gräzisierter indischer Name) aus dem antiken Kandahar. Sie stammt aus dem 2. Jh. v. Chr. und beschreibt in griechischer Schrift wichtige Ereignisse aus dem Leben des Sophytus. https://en.wikipedia.org/wiki/Kandah...os_Inscription Ein schönes Beispiel für eine hellenistische Polis im weit entfernten Baktrien ist die Ruinenstätte von Ai Khanum am oberen Amu-darja (Oxus) in NO-Afghanistan. Die freigelegten Bauwerke aus dem 2. Jh. v. Chr. umfassen einen Palast der baktrischen Könige, Theater, Gymnasion, Bibliothek und Zeughaus. Die Agora war von breiten Säulenhallen umgeben. Charakteristisch für den griechisch-orientalischen Mischstil ist die Kombination korinthischer Kapitelle mit ionisch-attischen oder achaimenidischen (glockenförmigen) Basen. Außerdem gibt es Münzfunde und Reste von griechischen Papyri. Schriftfunde beweisen einen Kontakt mit dem weit entfernten Mutterland. https://de.wikipedia.org/wiki/Ai_Khanoum Die Archäologen gehen dacon aus, dass in dieser Stadt, deren Namen unbekannt ist, Makedonen, Griechen und einheimische iranische Baktrer zusammen lebten. Zugleich kann man davon ausgehen, dass zumindest die griechisch-makedonische Oberschicht bis zum Ende des Griechisch-Baktrischen Reichs an ihren angestammten Lebensgewohnheiten und ihrer Kultur festhielt. "Im östlichen Iran, fern von Hellas und auf sich gestellt, haben diese baktrischen Griechen an ihrer Art mit Beharrlichkeit festgehalten. Nichts verrät, dass man inmitten eines fremden Volkstums lebte ... Bewahrung eigener Art zeigt sich auch in der Tracht der Herrscher..." (Franz Altheim, Geschichte Mittelalsiens im Altertum: Die Griechen in Ostiran und Nordwest-Indien, S. 391 f.) Die Chronologie und Bewertung des Gräco-Baktrischen Königreichs ist aufgrund der dürftigen Quellenlage (oft stehen nur Münzfunde zur Verfügung) unsicher und umstritten. |
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