Forums - QUIZ ( Weiterführung )
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16.10.2014, 16:58
Beitrag: #1165
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RE: Forums - QUIZ ( Weiterführung )
Erst mal noch eine kurze Bemerkung zu Kelheim: Das war in der Frühzeit der wittelsbachischen Herzöge so etwas wie die heimliche Hauptstadt Bayerns (neben der halboffiziellen in Regensburg). Nicht umsonst sind sowohl Otto I. wie auch Ludwig I. hier geboren (wobei letzteres eher bezweifelt wird), nicht umsonst zog sich Ludwig I. hierhin zurück. In der Burg Kelheim, auf einer Donauinsel gelegen, hatte sich schon Ottos Vater, der Pfalzgraf Otto IV., erfolgreich gegen ein kaiserliches Herr (Konrad III.) gewehrt. Kelheim war einer der ersten Pfeiler in der Städtepolitik der Wittelsbacher, Anfang des 13.Jhs. erhob es Ludwig I. zur Stadt.
Nun zu den Andechsern. Nach dem Bamberger Mord waren die Andechser geächtet worden, ihre Burgen erobert, das Geschlecht machtpolitisch eigentlich am Ende. Eigentlich - denn die Andechser, vor allem Otto VIII. von Andechs-Meranien (dessen Besitz in Franken, Burgund und Istrien nach 1208 unangetastet geblieben war), hatten nach wie vor mächtige Verbündete, allen voran König Heinrich (VII.). Dass Ludwig 1229/30 am Rande der Niederlage stand, ist wesentlich auch dieser staufisch-andechsischen Koalition zu verdanken. Ludwig gab einigen Forderungen der Andechser nach und gewährte weiteren Adligen sowie den Bischöfen von Salzburg und Freising weitreichende Zugeständnisse; so konnte er sich und seine Stellung in Bayern erst einmal retten. Die Andechser allerdings schafften den Turnaround nicht mehr, zu sehr hatte es sie geschwächt, dass gleich nach 1208 ihre meisten bayerischen Besitzungen erobert und von Ludwig übernommen worden waren. Er hatte es jedoch nicht geschafft, die Kernbesitzungen der Andechser, die Grafschaften Andechs, Wolfratshausen und Formbach (am Inn) in Besitz zu nehmen. 1228 war Markgraf Heinrich IV. von Istrien-Krain gestorben und Ludwig glaubte seine Chance gekommen, aber wie gesagt, Otto von Andechs und König Heinrich (VIII.) waren dagegen und zwar vorerst erfolgreich. Die Andechser starben dann aus, bevor sie sich im Zentrum des Reichs eine neue Machtbasis aufbauen konnten Ludwig spielte also tatsächlich eine tatkräftige Rolle beim Niedergang der Andechser, indem er die politische Situation nach dem Bamberger Mord skrupellos und energisch ausnutzte. Nun zum Bamberger Mord: Der Mörder war Pfalzgrof Otto VIII. von Wittelsbach, ein Cousin des Herzogs Ludwig I. Auch Otto war Parteigänger der Staufer, allerdings- und darin ist wohl das Mordmotiv zu sehen - hatte Philipp von Schwaben ihm schon einmal die Ehe mit einer seiner Töchter versprochen, sein Versprechen jedoch nicht gehalten - eine tödliche Beleidigung, noch dazu für einen Heißsporn wie Otto. Vielleicht erwartete Otto, bei der Bamberger Hochzeit zwischen Otto VII. von Andechs und Philipps Nichte Beatrix von Burgund irgendwie eine Wiedergutmachung seitens Philipps, etwa ein Eheversprechen. Dieses erfolgte nicht und da brannte bei Otto von Wittelsbach wohl eine Sicherung durch. Herzog Ludwig I. von Bayern profitierte davon. Er lief mit fliegenden Fahnen in das Lager des Welfen Otto IV. über, überzeugte diesen davon, dass die Andechser - auf deren reiche Besitztümer in Bayern Ludwig schon lange scharf war - in den Mord verwickelt waren. Die Andechser waren zwar mindestens so eifrige Parteigänger der Staufer wie die Wittelsbacher - die Bamberger Hochzeit war eine Art Belohnung, brachte sie den Andechsern doch erstens eine große Nähe zur Königsfamilie und zweitens die reiche Pfalzgrafschaft Burgund - aber der Bruder Ottos von Andechs, Heinrich, war leer ausgegangen, während Otto zu einem der mächtigsten Fürsten des Reichs aufstieg. Ludwig konnte nun den Welfen Otto IV. überzeugen, dass Heinrich aus lauter Neid auf seinen Bruder Otto den wittelsbachischen Pfalzgraf von Bayern, Otto VIII. aufgewiegelt hatte, der daraufhin - riesig stark, aber geistig eher schlicht ausgestattet - den Mord an Philipp vollzogen hatte. (Ludwig hatte sich natürlich gleich vom pfalzgräflichen Zweig der Familie losgesagt; blöderweise wurde Otto VIII. im Folgejahr ausgerechnet in der Nähe von Kelheim aufgespürt und von Reichsmarschall Heinrich von Kaldern, seinem Verfolger, ohne weitere Befragung getötet - ein Schelm, wer Böses dabei denkt, hätte Otto doch schnell Licht bringen können in die Frage, ob Heinrich von Andechs tatsächlich der Anstifter von Bamberg gewesen war...) Dadurch, dass Lduwig von Bayern so schnell die Seiten gewechselt hatte, hatte er den Vorteil, dass König Otto IV. ihm besonders gewogen war. Ludwig I. heimste die Vorteile ein - er konfiszierte die andechsischen Güter in Bayern (wie gesagt, ohne den dazugehörigen Lehenstitel zu erlangen), und behielt diese auch, nachdem Heinrich von Andechs von aller Schuld reingewaschen worden war. Ludwig ließ sich auch von Otto IV. die Erblichkeit des Herzogtums Bayern bestätigen (konnte ja nicht schaden, denn es hätte doch sein können, dass der Welfe die ältere staufische Bestätigung nicht anerkannte...) und verheiratete Pfingsten 1212 seinen Sohn Otto (den späteren Erlauchten) mit der welfischen Erbin der Pfalzgrafschaft bei Rhein. Als er das alles unter einem Hut hatte, wechselte Ludwig im Herbst 1212 erneut die Seiten und war nun wieder treuer staufischer Gefolgsmann...und sackte erneut Belohnungen ein; er wurde in der Folgezeit einer der mächtigsten Adligen des ganzen Reichs. Ludwig spielte also beim Attentat auf Philipp keine direkte Rolle, er nutzte das Attentat aber reichlich aus und profitierte noch reichlicher. VG Christian |
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