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Die "Erfindung" der Kartoffel
02.01.2020, 20:21
Beitrag: #7
RE: Die "Erfindung" der Kartoffel
Offensichtlich kannte dieser Musiklehrer das Nibelungenlied ("Waffe auf Knien"), aber ein Schwert dürfte selbst er für die Vogeljagd für ungeeignet erachtet haben, und eine Steinschleuder oder Pfeil und Bogen dürften ihm für einen König nicht angemessen vorgekommen sein.

Ansonsten erinnert mich das Ganze eine meine eigene Schulzeit, wo es den Witz gab:
Paragraph 1 lautet: Der Lehrer hat immer recht.
Paragraph 2 lautet: Hat der Lehrer einmal nicht recht, dann tritt Paragraph 1 in Kraft.

Vor zwei Jahren hatte ich eine unerfreuliche Erfahrung mit einer "preis-nominierten" "Star-Autorin", die "historische Romane" am Fliesband produziert, aber in einem richtigen Verlag am deutschsprachigen Buchmarkt. Dabei sind die historischen Romane eher "Historicals", aber selbst als solche nicht besonders. Die Historizität ihrer Bücher wirkt auf mich jedenfalls mit Blick auf die Historizität wie eine Lachnummer, schriftstellerisch hat die "Star-Autorin" nicht viel drauf, sie dürfte in der Schule, Sätze aneinanderreihen gelernt habe. (Offensichtlich ein "Schreiberling", bei dem "graue" Eminenzen im Hintergrund für Publikationen und die Preise Sorge tragen.) Der "Star-Autorin" vermittelt den Eindruck, sie hätte gut recherchiert, und sie behauptete es auch.

Als ich es allerdings gewagt habe, ihr zu widersprechen, als sie eines ihrer "gut recherchierten" Ergebnisse mit dem Satz "Wir sind uns doch einig, dass das so und nicht anders war" "unterzujubeln" versuchte, habe ich das Hinweisen auf eine problematische Quellenlage und konkreten Ergebnissen, die ich mir durch eigenen tatsächliche Recherchearbeit erworben hatte, getan. Sie erklärte mir darauf nur, dass das eine bestimmte Organisation sagt, und darauf, dass es somit nur so und nicht anders sein kann. (Das Ganze hat mich an den Lehrerwitz erinnert.)

Übrigens, was den Vogelherd betrifft, ich habe jetzt in einem Buch einer Lokalhistorikerin eine Theorie gelesen, womit der Vogelherd kein Jagdplatz war, sondern in Wirklichkeit eine damalige "Nachrichtenübermittlungsstation". Daraus ergab sich für sie die Schlussfolgerung, dass Herzog Heinrich in Wirklichkeit wohl auf seine "Brieftaube" gewartet hat (und auf Nachrichten von der Königswahl, vermutlich auf die Mitteilung, dass er zum König gewählt wurde). Das würde mit Blick auf die Lage Sinn machen, wäre aber auch ein Indiz dafür, dass er bei seiner Königswahl doch aktiv mitgemischt haben wird. Für die Vorstellung im 19. Jahrhundert undenkbar, zumindest in der Literatur ist der Typus des "idealen" Herrschers, wenn er positiv besetzt, stets eine Figur, die sich weder passiv und aktiv um die Herrschaft beworben hat. In einigen Fällen wird sie ihm sogar gegen seinen ausdrücklichen Willen aufgenötigt, was aus heutiger Sicht oft doch etwas merkwürdig wirkt.

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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Die "Erfindung" der Kartoffel - Suebe - 27.12.2019, 18:26
RE: Die "Erfindung" der Kartoffel - Teresa C. - 02.01.2020 20:21

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