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Die gegenwärtige Rolle des KFZ - Spiegel unserer modernen Gesellschaft?
01.11.2012, 23:17
Beitrag: #79
RE: Die gegenwärtige Rolle des KFZ - Spiegel unserer modernen Gesellschaft?
Vielleicht trifft es das mit der Trauer schon ganz gut. Denn das mit der Freiheit- das klingt für mich einfach albern.
Ich habe ein Auto. Und trotzdem kann ich eben nicht, wenn mich das Wetter hier ankotzt, für zwei bis drei Tage woanders hinfahren. Ich kann noch nicht mal woanders hinfahren, wenn mich etwas anderes ankotzt.
Ich habe ein Auto, aber warum soll ein Auto Freiheit bedeuten?
Ein Auto kann- auch wenn man von Umweltschutz, Lärm, Verkehrskollaps absieht- nur dann Freiheit bedeuten, wenn es ansonsten nichts gibt, was einen hält.
Und wenn es ansonsten etwas gibt, das einen bindet- dann ändert das Auto auch nichts daran, oder?

Dann zitiere ich hier mal etwas anderes:
"Freedom is just another word for nothing left to lose"...
(Janice Joplin)

Ich habe mich ja heute nachmittag, weil ich gerade mal nichts andres zu tun hatte, ein bißchen darüber nachgedacht, was das Auto so für mich bedeutet.
Ich hasse Autofahren. Hier zumindest. Mir fällt kaum etwas anderes ein, was eine derartige sinnlose Zeitvergeudung ist, als in einem Auto Stoßstange an Stoßstange über asphaltierte Straßen zu kriechen. Wow, was für eine grenzenlose Freiheit. Gibt es etwas sinnloseres im Leben als in einer gottverdammten Autoschlange zu stehen? zeit, die man für so viel interessantere Dinge nutzen könnte, damit zu verbringen, ungefähr 100 mal die Minute das Nummernschild des Vordermannes zu lesen und sich zu überlegen, was man mit dieser sinnlosen Zahlenkobination anfangen könnte?
Und doch muss man es. Weil uns unser verdammtes modernes Leben irgendwie dazu zwingt.
Heute beispielsweise. Der Grund, warum ich überhaupt ein Auto habe. Weil alles so gottverdammt hektisch ist und unter zeitdruck stattfindet. Ohne Auto wäre es mir einfach nicht möglich, die räumliche Entfernung in der mir zur Verfügung stehenden Zeit zu überbrücken.
Heute- ganz klassisch. Sohnemann muss zur Allergiespritze in die Nachbarstadt. Er hat bis 15.15 Uhr Schule, muss bis spätestens 16.00 Uhr in der Praxis sein. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln würde er es nicht schaffen. Völlig unmöglich. Also muss ich ihn fahren. Sinnlos durch den Stau. Mit anderen Müttern, die wahrscheinlich genauso gute Gründe haben wie ich, das Kind von der Schule abzuholen, um die wenigen Parkpplätze streiten. Im Schnekcentempo durch die Stadt. Und dann-ab ins Parkhaus. 22 freie Plätze zeigt die Anzeige an. Aber Pustekuchen. Die Parkplätze sind nämlich so gottverdammt eng geschnitten, daß die von mir so heigeliebten SUV´s immer mehr Platz brauchen als die Linien gezogen sind. Und somit sind viele scheinbar freie Parkplätze allenfalls noch fahrradtauglich. Nach dreimaligem kreisen finde ich dann endlich einen Parkplatz, zwischen einem Corsa und einem andern Golf.
Von Freiheit merke ich dabei nichts. Eher denke ich dabei an das 20 Jahre alte Lied von Badesalz "Senor de Pledes, fahr weg den mercedes. Platzda mit deinem masda- und den passaat, den mach ich plaaat.."
(Und wegen der Allergiespritze hatte ich dann auch zeit, darüer nachzudenken, was der Suebe jetzt eigentlich von mir hören will... eine halbe Stunde warten, ob es keinen Anfall gibt..)

Aber das Autofahren hat natürlich auch schöne Seiten. Nur nich hier. Im urlaub. In den grandiosen schottischen Higlands, wo man auf einer vielbefahrenen Singeletrack Road so ugnefähr 15 Autos auf 60 km trifft. Wo man sich einfach, weil es schön ist, an einen dieser passing Places stellt und stehen bleibt, die Wasserfälle zählt, die die Berghänge der weiten Glens herunterstürzt. Oder anhält, um die Adler kreisen zu sehen. Die Sonne hinter den bergen versinken zu sehen.
Ja, das sind die drei Wochen im Jahr, in denen auch ich dem Autofahren etwas abgewinnen kann, in denen ich es nicht für sinnlos vergeudete Zeit halte...Ja, hier kann ich einen Zusammenhang zwischen "Auto und Freiheit entdecken."

Aber nicht hier. Nicht die anderen 49 Wochen im jahr...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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RE: Die gegenwärtige Rolle des KFZ - Spiegel unserer modernen Gesellschaft? - Bunbury - 01.11.2012 23:17

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