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Byzantinische Geschichte im Kurzabriss
28.10.2012, 14:37
Beitrag: #5
RE: Byzantinische Geschichte im Kurzabriss
IV. Späte mittelbyzantinische Epoche (867 – 1204) – Offensive und Niedergang
Die Epoche der Abwehr und des Bilderstreites war beendet, die Epoche der Makedonischen Dynastie begann. Auf den Dynastiegründer Basileios I. (867 – 886), der in einer Traumkarriere vom Stallknecht zum Kaiser geworden war, folgte Leon VI. (886 – 912). Im Gegensatz zu seinem Vorgänger war er nicht sonderlich erfolgreich in der Außenpolitik. Als er starb, war sein Sohn Konstantin zudem noch minderjährig. Die Regierung übernahm schließlich Romanos I. Lakapenos (920 – 944). Zwar hatten die Bulgaren die Krise an der Staatspitze ausgenutzt, um ihre Macht zu erweitern, doch dem Regenten gelang es, Frieden zu schließen. Konstantin hatte zwar offiziell weiterhin die Regierung inne, wurde aber immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Erst nach der Absetzung Romanos’ und seiner Söhne konnte er als Konstantin VII. (945 – 959) die Macht übernehmen. Dem Reich ging es eigentlich ziemlich gut. Unter den Nachfolgern Nikephoros II. (963 – 969) und Johannes I. (969 – 976) expandierte das Reich sogar wieder; Kreta, Zypern und Antiochia wurden erobert.
Der nächste Kaiser Basileios II. (976 – 1025) begann seine Regierung zwar mit herben Rückschlägen, doch 1014 gelang ihm der entscheidende Sieg über das Bulgarenreich, das wieder ein mächtiger Gegner geworden war. 1018 wurde das ganze bulgarische Gebiet – vom Schwarzen Meer bis zur Adria – dem byzantinischen Reich einverleibt, das somit bis zur Donau reichte. Basileios ist als „Bulgaroktonos“ (Bulgarenschlächter) in die Geschichte eingegangen, unter ihm erreichte das Mittelbyzantinische Reich seine größte Ausdehnung und Bedeutung. Doch schon bald traten neue Gegner ins Licht der Geschichte, wie die türkischen Seldschuken, die die Araber verdrängt hatten. Romanos IV. (1068 – 1071), der durch Heirat in das Herrscherhaus der Dukai eintrat, erlitt die schwere Niederlage von Mantzikert (1071) in Ostanatolien. Das Reich war empfindlich getroffen, fast ganz Kleinasien ging an den Gegner verloren. Von da an ging es schnell bergab mit dem Reich. Das Nomadenvolk der Petschenegen verwüstete die Balkanprovinzen, die letzten süditalienischen Besitzungen gingen an die Italiener verloren.
Vor all diese Probleme sah sich Alexios I. (1081 – 1118), der Gründer der Komnenendynastie, gestellt. In seiner Notsituation wandte er sich an Venedig, eine alte oströmische Besitzung, die de facto längst selbstständig war. Tatsächlich half dieses aus, konnte aber die Gefahren nicht bannen. Trotzdem ließ es sich teuer mit Handelsprivilegien bezahlen, die auch auf andere norditalienische Städte ausgedehnt wurden und so die gesamte byzantinische Wirtschaft untergruben. Immerhin war die normannische Gefahr vorerst gebannt, als der Normannenführer Robert Guiskard im Jahre 1085 starb und Alexios sechs Jahre später die Petschenegen mit Hilfe der Kumanen vom Balkan vertreiben konnte. Doch die Seldschuken waren immer noch nicht besiegt. Um dies zu ändern, rief der Kaiser die europäischen Staaten zu Hilfe. Der daraus resultierende erste Kreuzzug war erfolgreich, doch die Europäer wollten das Heilige Land in ihre Hand bringen und eigene Staaten gründen. Sie wurden verdächtigt, Konstantinopel erobern zu wollen. So entstanden starke Differenzen zwischen der griechischen und der lateinischen Welt.
Auch Alexios’ Nachfolger hatten weiterhin mit vielen Feinden zu kämpfen. Weder die Araber noch die Normannen und die Petschenegen waren besiegt, und auch die Ungarn waren gefährliche Rivalen. Immerhin konnte Kaiser Manuel I. (1143 – 1180) letzteren Dalmatien, Kroatien und Bosnien entreißen. Durch diesen Machtzuwachs an der Adria entstand jedoch eine Rivalität zwischen Byzanz und den Venetiern. Ein beseitigtes Problem schuf ein neues. Was nicht gelang, war der Versuch der Rückeroberung Kleinasiens, der 1176 bei Myriokephalon scheiterte. Unter den weiteren Kaisern gingen nacheinander Dalmatien, Serbien, kurzzeitig Teile Griechenlands, Bulgarien und Zypern verloren. Währenddessen fanden weiterhin Kreuzzüge der Mitteleuropäer statt, die freilich nicht das Ziel hatten, Byzanz zu unterstützen, sondern lediglich den eigenen Machthunger zu stillen.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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