Ausmorden einer Dynastie
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19.01.2021, 19:38
Beitrag: #16
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RE: Ausmorden einer Dynastie
Frauen waren keineswegs von der Erbfolge ausgeschlossen, das zeigt sich zum Beispiel daran, dass sie gewöhnlich mit einer Mitgift abgefunden werden mussten und dass sie durchaus zur Legitimation bei der Nachfolge zugezogen wurden. Allerdings wechselte die Frau meistens mit ihrer Heirat und dem Vollzug der Ehe in die Familie des Ehemannes über, womit ihre Herkunftsfamilie eigentlich nicht mehr für sie zuständig war.
Es ist auch ein Merkmal, dass die Dynastien, die erloschen, in den meisten Fällen gar nicht ausstarben, sondern lediglich im "Mannesstamm" endete. Über die Nachfahren von Töchtern, Schwestern und andere weiblicher Familienmitglieder gibt es einige Dynastien die bis in die Gegenwart bestehen. So starben die Staufer nicht wirklich mit Konradin aus, sondern es gab noch mindestens zwei "Töchtersöhne" in den Häusern Aragon und Wettin. (Was für jemanden, der versucht Romane zu schreiben, für die Motivation gewisser Akteure zusätzlichen Sprengstoff bietet.) --------------------- Ein Massaker, das übrigens auch nicht sehr bekannt sein dürfte, betrifft übrigens Böhmen: dort wurde die Dynastie der Slavnikiden, von den Přemysliden, wenn man der Überlieferung glaubt, tatsächlich (um 995) "ausgemordet". Dass darüber überhaupt berichtet wurde, wenn auch vielleicht nicht jedes Detail zuverlässig ist, liegt vermutlich daran, dass einzig Überlebende Vojtěch das war, was wir heute einen Promi nennen und zudem später heilig gesprochen wurde: Bekannt ist er als Adalbert von Prag und er war Bischof. Was ich auch interessant finde, ist, dass die überlieferten Massaker, soweit es um Mitteleuropa geht, scheinbar alle in die Zeit der Völkerwanderung und ins Frühe Mittelalter fallen, im Hoch- und im Spätmittelalter finden wir Todesfälle, die eindeutig als Massaker überliefert sind, nur mehr außerhalb von Europa, in den Randzonen von Europa beziehungsweise im Süden und Osten von Europa, dessen Beziehung zum Heiligen Römischen Reich eher lose war. ---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten. Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten. Josephine Tey, Alibi für einen König |
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