Kindheit und Jugend im Wandel:
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13.12.2012, 13:54
Beitrag: #16
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RE: Kindheit und Jugend im Wandel:
(13.12.2012 11:46)Suebe schrieb: Ich lese hier immer G8 und die armen Kinder. Ja, und das völlig zu Recht. Ich will heute nicht mehr Kind sein. Mir reicht es, daß die Woche mein Sohn völlig fix und fertig vor der Tür stand, tränenüberströmt, und weswegen das alles? Wegen eines verdammten, zu Bruch gegangen Zirkels. Mehr war es nicht. Ich würde mit Sohnemann umgehend zum Psychiater rennen, wenn ich nicht von anderen Müttern ähnliche Stories zu hören bekäme. Du kannst das mit früher gar nicht vergleichen. (13.12.2012 11:46)Suebe schrieb: Ist den Damen und Herren eigentlich bekannt, dass in Baden-Württemberg mal zwei Schuljahre in 15 Monaten durchgezogen wurden? Ja, ich weiß- heute ist es im Vergleich dazu paradiesisch. Was natürlich stimmt, wenn man es oberflächlich betrachtet. Die Äußerlichen Bedingungen haben sich enorm gebessert. Das stimmt schon. Ansonsten kannst du Unterricht zu deiner Zeit nicht mit Unterricht von heute vergleichen. Daß ein Kind von heute ein bißchen mehr und auch komplexeren Unterrichtsstoff zu bewältigen hat als zu deiner Zeit, ist dir aber schon klar, oder? Das Problem bei G8 liegt vor allem darin, daß sich aufgrund der verkürzten Schulzeit Kinder mit Dingen beschäftigen müssen, die sie noch gar nicht richtig erfassen können. Die lehrpläne interssieren sich leider Gottes überhaupt nicht für die Hirnforschung, sondern nur für den "internationalen Wettbewerb." Bevor ein Kind geistig im Stande ist, den Begriff "Bundesland" überhaupt zu erfassen, muss es aber schon sämtliche 16 Bundeländer auswendig gelernt haben, mit Hauptstädten. Ein Beispiel. Die zweite Fremdsprache folgt im Abstand von einem Jahr auf die erste Fremdsprache. Viele Schüler bringen die Vokabeln durcheinander (zumal Stundenpläne auch noch oft so idiotisch sind, Englisch auf Französisch folgen zu lassen, oder umgekehrt). Sohnemann macht in der 6. Klasse Grammatik das, was wir in der 8. gemacht haben. In Mathe muss er Geometrieaufgaben lösen, ohne daß ihm die Grundlagen beigebracht wurden- also so ein verdammt lästiges Zeug wie, daß es ohne spitzen Bleistift nicht geht und daß man das Geodreieck nicht annagen darf, weil sonst die Zeichnungen nicht funktionieren. Die Grundschule ist auch nicht viel besser-es wird ein Mathematikbuch verwendet, das darauf basiert, daß Kinder aus ihren fehlern lernen sollen. Neurophysiologisch ist aber nachgewiesen, daß Kinder vor dem 12.Lebensjahr gar nicht im Stande sind, aus Fehlern zu lernen. Soll ich das weiter fortsetzen? Die Kinder stehen unter einem gewaltigen zeitdruck, um Dinge zu lernen, die sie noch gar nicht richtig begreifen können. Sie merken das aber. Sie merken, daß sie das nicht richtig begreifen können- sie wissen aber auch, daß sie die Zeit nicht haben, das richtig zu begeifen. Sie müssen das Wissen sofort parat haben, notfalls, ohne es zu verstehen.Und Zeug zu lernen, das man nicht versteht, ist extrem mühsam. Ich hatte in meiner Schulzeit noch Zeit. Zeit zum lernen. Zeit, um Dinge sacken zu lassen. zeit, um Dinge zu begreifen. Die fehlt heute bei G8. Das ist das Problem. Nicht der Nachmittagsunterricht an sich. (13.12.2012 11:46)Suebe schrieb: Dass JEDEN Samstag sowieso Schule war, ist vermutlich auch unbekannt? Ich hatte auch Samstag Unterricht. Und? Heute sitzt Sohnemann jeden Samstagvormittag am Schulpensum, drei bis vier Stunden- für ihn kein großer Unterschied. Für mich schon. Meine Mutter mußte nämlich nicht erstmal erklären, daß man bei Geometrie einen spitzen Bleistift braucht und warum. Das hat damals noch der Lehrer gemacht. Und da frage ich mich manchmal, ob der Staat so nicht einfach ein paar Kosten einsparen will... Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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