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Kinder- und Jugendliteratur
14.11.2012, 19:05
Beitrag: #1
Kinder- und Jugendliteratur
Wenn ich mir heutige Kinder und Jugendkultur betrachte - natürlich auch geprägt von Internet und Computer - finde ich es schade, dass der Einfluss von Kinder- und Jugendliteratur zurück geht. Mich selber hat das in den 1980er Jahren noch stark geprägt. Natürlich spielte später auch das TV eine große Rolle. Mit 14, 15 musste man als Junge schon die gerade gelaufenen Folgen des "A-Team" - auch in der Wiederholung - gesehen haben um mitreden zu können. Ich hatte einen Klassenkameraden, der lief immer in einem Hannibal-Smith-Parker mit Lederhandschuhen rum und sagte auch bei schulischen Dingen ständig "Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert!" Aber es hat trotzdem noch den Einfluss von Jugendbüchern (oder den entsprechenden Hörspielkassetten) gegeben.

1.) Ich denke an die "Fünf Freunde". Der Klassiker von Enid Blyton der eigentlich in ganz Europa für über zwei Generationen Kinder und Jugendliche geprägt hat. Heute würde man kritisieren, dass bei Enid Blyton die Welt etwas zu glorifiziert dargestellt wird. Das einzige was den Kindern einen schönen Ferienaufenthalt an der englischen Kanalküste (bei sehr - unbritisch - gutem Wetter) stört sind besorgte Tanten, griesgrämige Onkel und dumme Schmuggler. Der "Daily Telegraph" fragte vor ca. 10 Jahren in einem Beitrag über Spurensuche im ländlichen Dorset (Enid Blytons Urlaubsort, der als Ortsvorlage für ihre Bücher diente), warum man auf keiner Seite der Bücher ("Five on the Treasure Island" spielt um 1942) etwas über Maßnahmen der britischen Abwehr gegen eine drohende deutsche Invasion liest. Die "Fünf Freunde" spielen in einer scheinbar heilen Welt ohne Krieg und Bombenangriffe. In den späten 70er Jahren erwachten die Kinder dann zum Leben - in Gestalt einer britischen TV-Serie. Weil der Produzent in Geldschwierigkeiten steckte wurde ein Co-Produzent gesucht und man fand ihn in Gestalt eines deutschen TV-Sender. Hier machten sich die Deutschen promt unbeliebt, brachten sie das Casting durcheinander indem sie darauf bestanden, eines der vier Kinder müsse mit einem deutschen Darsteller besetzt werden. Am Ende hörte man auf die Einwände der Briten, dass die Sprachbarriere die Zusammenarbeit der jungen Schauspieler behindere und einigte sich auf einen Kompromiß. Michelle Gallagher, die Darstellerin der George, wurde ausgewählt, weil sie einen deutschen Großvater hatte...Das deutsche Team hat dann Friedrich von Thun als Gärtner von Kirrin Cottage beigesteuert. Keine schlechte Wahl. Die TV-Serie hat für lange Zeit das Gesicht der "Fünf Freunde" bestimmt. Insbesondere in Deutschland war die Serie sehr erfolgreich.

2.) Ebenfalls eine Erfolgsgeschichte in Deutschland waren die "Drei Fragezeichen". Eine amerikanische Buchreihe die im fiktiven Ort "Rocky Beach" angesiedelt ist. Die Serie wurde von einem ganzen Autorenteam betreut. Unter anderem schrieb eine Frau mit, die mit ihrem Vornamen nicht in Erscheinung treten durfte, da es sich um eine Reihe für Jungen handelte. Eine Frau als Autorin erschien dafür in den 60er Jahren ungeeignet. Ohnehin fungierte als "Lable" für die Bücher Alfred Hitchcock der überhaupt nichts mit der Reihe zu tun hatte. Trotzdem verdiente dessen "Trust" für den Namen kräftig mit. Bis die amerikanischen Herausgeber nicht länger zahlen wollten und Anfang der 80er Jahre auf den Namen Hitchcock verzichteten. Damit begann in den USA der Niedergang der Serie. Nicht so in Deutschland. Hier hielt man an den Namen als Aushängeschild fest. Dafür wurden die Bücher teilweise sogar umgeschrieben, denn im amerikanischen Original fehlten fortan die "Tipps" die Hitchcock angeblich den Lesern gab. Für die deutsche Ausgabe schrieb man sie nachträglich rein. Natürlich musste dafür der deutsche Verleger an den Hitchcock-Trust zahlen. Aber die Investition lohnte sich. Die Serie blieb in Deutschland so erfolgreich wie nirgends sonst auf der Welt. Die "Deutschen haben alles richtig gemacht", sagte einer der ehemaligen amerikanischen Autoren und lobte auch die deutsche Cover-Gestaltung. Das erinnere ihn an den Bauhaus-Stil. Anfang der 90er Jahre wurde die Serie in den USA eingestellt und jetzt unter leicht geänderten Titel allein in Deutschland geschrieben. Die Sprecher der Hörspiel-Kassetten touren gelegentlich mit Live-Events in Deutschland und füllen damit u.a. die Köln-Arena. Die Zuschauer sind die Kinder und Jugendlichen von damals, die heute 30 und 40-Jährigen.

Da sieht man wie tief Kinder und Jugendkultur prägen kann...
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