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Kinder- und Jugendliteratur
30.01.2013, 20:48
Beitrag: #33
RE: Kinder- und Jugendliteratur
(15.11.2012 11:34)Bunbury schrieb:  
(14.11.2012 19:05)Marco schrieb:  Wenn ich mir heutige Kinder und Jugendkultur betrachte - natürlich auch geprägt von Internet und Computer - finde ich es schade, dass der Einfluss von Kinder- und Jugendliteratur zurück geht. Mich selber hat das in den 1980er Jahren noch stark geprägt. Natürlich spielte später auch das TV eine große Rolle. Mit 14, 15 musste man als Junge schon die gerade gelaufenen Folgen des "A-Team" - auch in der Wiederholung - gesehen haben um mitreden zu können. Ich hatte einen Klassenkameraden, der lief immer in einem Hannibal-Smith-Parker mit Lederhandschuhen rum und sagte auch bei schulischen Dingen ständig "Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert!" Aber es hat trotzdem noch den Einfluss von Jugendbüchern (oder den entsprechenden Hörspielkassetten) gegeben.

1.) Ich denke an die "Fünf Freunde". Der Klassiker von Enid Blyton der eigentlich in ganz Europa für über zwei Generationen Kinder und Jugendliche geprägt hat. Heute würde man kritisieren, dass bei Enid Blyton die Welt etwas zu glorifiziert dargestellt wird. Das einzige was den Kindern einen schönen Ferienaufenthalt an der englischen Kanalküste (bei sehr - unbritisch - gutem Wetter) stört sind besorgte Tanten, griesgrämige Onkel und dumme Schmuggler. Der "Daily Telegraph" fragte vor ca. 10 Jahren in einem Beitrag über Spurensuche im ländlichen Dorset (Enid Blytons Urlaubsort, der als Ortsvorlage für ihre Bücher diente), warum man auf keiner Seite der Bücher ("Five on the Treasure Island" spielt um 1942) etwas über Maßnahmen der britischen Abwehr gegen eine drohende deutsche Invasion liest. Die "Fünf Freunde" spielen in einer scheinbar heilen Welt ohne Krieg und Bombenangriffe.

Also, gegen die "5Freunde" spricht aus heutiger Sicht eine ganze Menge. Ich habe die Bücher als Kind auch verschlungen, weil ich sie sehr spannend fand- aber diese Bücher hatten einen erheblichen Anteil daran, daß ich als Kind den fast verzweifelten Wunsch verspürte, ein Junge zu sein.


Die Fünf Freunde, Literatur aus meinen Kindertagen, ich habe sie geliebt. :-)


(15.11.2012 11:34)Bunbury schrieb:  Denn bei Enid Blyton dürfen die Jungs immer das ganze Abenteuer bestehen, während die Mädchen nach Hause müssen, weil es zu gefährlich wird. Anne dürfte ihre Brüder maßlos bewundern, wurde aber nie ernst genommen, und George eigentlich auch nicht- sie war ja doch nur das verkleidete Mädchen.

Das Geschlechterbild, das sie transportieren, ist derartig furchtbar, daß ich mir vorgenommen habe, meinen Kindern diese Bücher eben nicht zu geben.[...]


Es stellt sich die Grundfrage, ob sich Emanzipation der Frauen darin manifestieren sollte, klassische Männerrollen 1:1 zu kopieren. Für mich ist das keine Emazipation, sonderen eher komplexbedingtes Nachmachen.
Emazipation sollte sich darin äußern, dass klassischen weiblichen Lebensweisen der nötige Respekt entgegengabracht wird, und dass Frauen Wahlfreiheit zugestanden wird.Wenn eine Frau also in ehemals "männliche" Lebensbereiche vordringen möchte, ist ihr das selbstverständlich zu ermöglichen, aber bitte keinen gesellschaftlichen Druck auf jene, die das nicht wollen.

Es ist ja z.T. schon umgekeht, wenn ich daran denke, dass weibliche Kandidaten leichtere Aufnahmsprüfungen fürs Medizinstudium in Ö zu absolvieren haben, als Männer...
Damit zeigt man auch,das man ihnen nicht mehr zutraut und sie für nicht ganz voll nimmt.



Nicht jede Frau ist wie Georgina zur Heldin geboren und nicht jeder Mann ist ein abenteuerlustiger Draufgänger, das sind doch alles Stereotypen.
Emanzipation muss sich in Wahlfreiheit äußern. Egal für welche Lebensweise sich ein Frau entscheidet, für eine "emanzipierte" oder eine traditionelle, beides muss gesellschaftlich toleriert werden. Übrigens sind die Frauen, die es ganz nach oben schaffen, selten klassische "Emanzen". Ein klassisches Beispiel ist Merkel.

Es ist nun mal so, such wenn's viele nicht glauben können, dass es gar nicht so wenige Frauen gibt, die lieber eine Anne als ein Julius sind und auch das ist zu respektieren. Diese Frauen in eine "männliche Rolle" hineinzudrängen, in die sie gar nicht hinwollen, halte ich für bedenklich.

Bücher müssen im Kontext ihrer Zeit gelesen werden und in diesem Kontext sind die Fünf Freunde sehr fortschrittlich, weil die Figur der Georgina für die damalige Zeit außerordentlich emanzipiert auftritt.

Ein anderes Beispiel ist Karl May. Dort tritt sein Protagonist Old Shatterhand massiv gegen die Verunglimpfung von Schwarzen als "Nigger" auf und besteht auf die Bezeichnung "Neger". Zweitere gilt heute ebenfalls als rassistisch, für's 19 Jh war diese Thematik jedoch geradezu revolutionär. Literatur ist ein Spiegel ihrer Zeit. Daher bin ich auch gegen die aktuell in D diskutierte PC- Zensur von Kinderbüchern.

Und was die Kinder und Jugendlichen betrifft, so sollte man ihnen durchaus etws zutrauen. Sie sind nicht aus Zucker und dumm sind sie auch nicht, ganz im Gegenteil...

MfG, Titus Feuerfuchs
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