Ein Haus voll Glorie schauet – der Ultramontanismus der katholischen Kirche
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16.06.2012, 09:31
Beitrag: #17
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RE: Ein Haus voll Glorie schauet – der Ultramontanismus der katholischen Kirche
Zitat:Bis ins 19. Jahrhundert hinein, war die Kirche tatsächlich der Ansicht, sie können nur über politischen Einfluss als Autorität wahrgenommen werden, weshalb sie den (schlecht organisierten) Kirchenstaat unbedingt halten wollte. Das Unfehlbarkeitsdogma diente auch der Kompensation des weltlichen Machtverlustes. Das entspringt aber nicht mittelalterlichem Denken. Gerade im Mittelalter herrschte ein vergleichsweise entspanntes Verhältnis zwischen Rom und den Ortskirchen. Ja eben, das ist das Neue am Ultramontanismus, dass die Fixierung auf Rom kommt. Bis heute noch hält Rom an der Weltkirche fest, die Einheit der Kirche. Das erwächst aus dem Neoplatonismus, dass alles zu einer Einheit zusammen laufen soll. Das Unfehlbarkeitsdogma ist eine Umkehrung. In Glaubensfragen galt die Kirche ungeschrieben Reglementiert immer als oberste Autorität, im 19 Jahrhundert hingegen fiel es auf den Papst. Das ist aber auch nicht dermaßen neu, sondern aus der Frühkirche tradiert. Damals hatte der Bischof von Rom (also der heutige Papst), in Glaubensfragen die höchste Priorität neben dem Bischof von der Hauptstadt Konstantinopel und Jerusalem. Das Ganze geht auf die Linie zurück: Rom ist deswegen unfehlbar, weil es Indizien gibt, dass Petrus dort gestorben ist. Es entstand eine Petrologie: die Linie die gezogen wird, beginnt bei Petrus in Rom und endet mit dem jeweiligen Bischof zu der je aktuellen Zeit. Damit besaß vor allem im Westen Europas Rom schon dieses Ansehen, die Unfehlbarkeit im Glauben war somit rechtmäßig annerkannt, ohne das man das groß reflektiert hatte. Im 19. Jarhundert kam dann die Berufung darauf wieder zum Vorschein, die Dogmatisierung also sieht eine Zementierung vor, und dient vor allem dazu, sich - wie du gesagt hast - politisch wichtig bzw. wichtiger zu machen. Dazu muss man auch sagen: Gregor hat mit Dictatus Papae eigentlich schon den Grundstein dafür gelegt. Als das Schisma zwischen Ost und West vollzogen war, stand Rom als Autorität alleine da, also der Anspruch, im Westen als Hort des Glaubens unangeforchten zu herrschen. Es ist klar, dass man sich dann - auch theologisch begründet - für unfehlbar halten kann. Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten "Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12 |
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