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Die Reitervölker der Steppen .
29.03.2013, 21:35
Beitrag: #15
Die Holzbeinprothese des Xiongnu .
.
Servus .

Im Spektrum der Wissenschaft 4/2013 habe ich einen interessanten Artikel gelesen .

Er handelt über die bis jetzt älteste erhaltene Beinprothese , aus dem 3. Jahrhundert v. Chr.
die nahe der Oasenstadt Turfan
in der chinesischen autonomen Region Xinjiang gefunden wurde .

Die Prothese ist sehr ausgeklügelt und besteht aus weichem Holz ( vermutlich Pappel ) .
Der obere Teil ist flach und konnte mittels Schnüren am Oberschenkel festgebunden werden .
Um den Abrieb zu verhindern steckt das Holzbein am unteren Ende in einem Ziegenhorn , der wiederum in einem Pferdehuf steckte ( Esels-? ) .
Der ihm eine breitere Auftrittsfläche verschaffte und so das Einsinken in weichere
Untergründe ( z.B.: Sand ) verhinderte .

Abbildung und Skitze der Prothese .

[Bild: 1-s2.0-S1040618212003370-gr7.jpg]

Sie stammt aus dem 3. Jahrhundert v.Chr. und sein Besitzer wurde mit einem deformierten Kniegelenk geboren und erlebte aufgrund seines Holzbeines
ein Alter von 50. bis 65. Jahren .
Er könnte eventuell den Chesi angehört haben .
Aber wahrscheinlicher ist daß er zur Konföderation der Xiongnu gehörte ,
die im 3. Jahrhundert das Tarimbecken erobert hatten .

Lage der Provinz :

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:L...uselang=de

Karte der Fundstelle :

[Bild: 1-s2.0-S1040618212003370-gr1.jpg]

Beide Bilder aus dem Link :
http://www.sciencedirect.com/science/art...8212003370

Wenn der Träger den Xiongnu angehörte , dann mußte er mit Jener
auch reiten gekonnt haben .
Denn die Xiongnu waren eine Reitervölkerkonföderation .

Aber wer waren die Xiongnu ?
Sie waren Reiternomaden und schufen das erste Reiternomadengroßreich .
Welche Sprache sprachen sie ?
Wir wissen es nicht .
Vermutungen reichen von altsibirisch über mongolisch bis türkisch .
Am Ende ihrer Herrschaft und der Aufsplitterung in Teilreiche überwog
vermutlich der türkische Einfluss.

Bei uns waren sie lange als die Vorfahren der Hunnen bekannt ,
was aber vermutlich nicht zutrifft .

Sie waren ursprünglich ein Teil der Rong oder Di die 714. und 541.
von Chinesen geschlagen wurden .

Erstmals wurden sie 349. v.Chr .erwähnt .
Darin wurden die Jie beschrieben einer der damals 19. Stämme der Konföderation .
Diese sollen volle Bärte und lange Nasen gehabt haben .

Mumie um 143/185. v.Chr.

[Bild: czajna102.jpg]

Rekonstruierung :

[Bild: czajna101.jpg]

Aus Grabfunden weiß man heute daß sie sich aus verschiedenen Völkern zusammensetzten .
Darunter auch iranischen , wie die Saken und Sarmaten .
Ihr Kern bestand vermutlich aus Altaistämmen denen sich auch
mongolische und türkische Stammesgruppen anschlossen .
Stämme die sich freiwillig anschlossen wurden als gleichberechtigt angesehen .
Jene die aber die unterworfen wurden verblieben in einem Abhängigkeitsverhältnis .

Aufgrund ihrer Angriffe auf Nordchina lösten sie damit die Bauten
der ersten Verteidigungsmauern aus .
Diese entstanden von ca. 350. bis 290. v. Chr. in der Zeit der streitenden Reiche
und des ersten chinesischen Kaisers Qin Shi Huangdi .

Der Gründer des Reiches war T`ou-man der erste Chanyu ( der Erste ; der Höchste ? ).
Der sein Reich einem jüngeren Sohn übergeben wollte und deswegen von Mao Tun
( 234. - 174. v. Chr. ) seinem ältesten Sohn ausgeschaltet wurde .

[Bild: 250px-Asia_200bc.jpg]

Und Größer :

http://en.wikipedia.org/wiki/File:Asia_200bc.jpg

Karte der Xiongnuausbreitung um 200. v. Chr.:

Der hatte sich nämlich , als kommandierender General der Kavallerie
eine nur ihm ergebene Truppe geschaffen .
Die Anderen Truppen waren immer zuerst ihren Stämmen ergeben .
Seine Truppe aber nur ihm .
Weiters führte er eine Zentralisierung der Stammesgesellschaft ein .
Das gleiche System wandte später auch Dschingis Khan an .

Unter Mao Tun eroberten sie das Königreich Chu , die Ostmongolei ,
Die Donghu in der Mandschurei .
Die Xiongnu besiegte auch mehrmals das Han Reich und sie nahmen sogar
200.v.Chr. deren ersten Kaiser Han Gaozu gefangen .
Ab da war das Hanreich tributpflichtig .
Mao Tun heiratete eine sehr angesehene Chinesin , vermutlich eine Tochter des Kaisers .

http://ewas.us/xiongnu2.jpg

Als er 174. seine westlichen Rivalen , die iranischen Yuezhi und die Wusun schlug
waren die Xiongnu am Höhepunkt der Macht ..

Größte Ausdehnung :

http://www.face-music.ch/nomads/map_xiongnu.jpg

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:T...uselang=de

Nach dem Tode Mao Tuns folgte ihm sein Sohn Ki-Ok ( Laoshang ) nach .
Unter ihm griffen sie 166. v. Chr. die chinesische Hauptstadst Chang`an an .
Da sich die schon unter seinem Vater geschlagenen Yuetzi erhoben ,
griffen die Xiongnu 160. v.Chr. nochmals an und schlugen diese so ,
daß Jene lieber auswanderten .
Sie nahmen auch noch verbliebene Sakenstämme mit und zogen Richtung Baktrien ,
die Saken bis Nordindien .

Unter dem Hankaiser Wudi wurden die Xiongnu erstmals besiegt .
Und unter Yizhixie , Mao-Tuns Enkel wurden sie so schwer geschlagen sodaß sie sich
in ihre Stammländer in der Steppe zurückziehen mußten .

China übernahm dadurch die Kontrolle über die Seidenstrasse .

Um ca.60.v. Chr. zerfielen die Xiongnu in 5. Teile .
Hu-ha-yeh ( 58-31.v.Chr. ) unterwarf sich den Han Chinesen und konnte so seine
Rivalen ausschalten und die Xiongnu nochmals einen .

Nach ihm teilte sich das Reich und die von den Chinesen favorisierten die Xianbei
eroberten um ca.155.n.Chr. die Nordxiongnu und der Rest zog nach Ostturkestan
wo sie in den anderen Völkern aufgingen.
Die Südlichen Xiongnu ( in Shangxi ) zogen unter den Han südwärts .
Wobei die Nördlicheren in den türkischen Tabgatsch und die Südlicheren
in den Han-chinesen aufgingen .

Link über Ausgrabung mit Bildern der Funde :

http://depts.washington.edu/silkroad/arc...hhist.html

Luki

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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