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Untergang Ostroms. Warum?
15.09.2012, 15:06
Beitrag: #34
RE: Untergang Ostroms. Warum?

Zusammengefasst die wichtigsten Gründe für den Untergang Ostroms:
  • - Konstantinopel lag am Bosporus, an einem Nadelöhr, wie es sonst nur selten auf der Welt vorkommt, dem Berührungspunkt von Schwarzem Meer und Mittelmeer, von Kleinasien und Europa. Das brachte es mit sich, dass das Byzantinische Reich sowohl von asiatischen und vorderasiatischen (Parther, Araber, Türken) als auch von europäischen Völkern (Bulgaren, Slawen) mit begehrlichen Blicken betrachtet wurde, zumal dort ein außergewöhnlicher Reichtum herrschte. Daraus resultierte ein Zweifrontenkrieg mit sich ständig regenerierenden Gegnern: Waren die Parther beispielsweise niedergerungen, traten die Araber an ihre Stelle. In solch einer Situation kann kein Großreich dauerhaft zu außenpolitischer Stabilität gelangen.
  • - Natürlich spielte es auch einen Grund, dass immer wieder die gegnerischen Reiche militärisch überlegen waren. Selbst eine offene Feldschlacht mit den Türken wäre Anfang der 1450er Jahre einer sicheren Niederlage gleichgekommen. Die Feinde hatten riesige Kanonen, bessere Waffen und unerschrockene Krieger.
  • - Sicher spielten auch Schicksalsschläge eine Rolle, wie verlorene Schlachten oder verlustig gehende Provinzen. Damit verbundene Einbußen an Soldaten oder Steuereinnahmen waren nicht leicht wettzumachen. Das spätbyzantinische Reich hatte sicher einige nicht unfähige Kaiser, doch die Umstände ließen es so geschehen, dass Ostrom einen stetigen Niedergang erlitt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt war es deshalb eh nicht mehr möglich, das Reich zu neuer Blüte aufsteigen zu lassen.
  • - Dass die Kreuzfahrer 1204 Byzanz eroberten, plünderten und schließlich das Lateinische Kaiserreich (unter Kaiser Balduin) gründeten, war ein Akt von Machtgier, bedeutete für Byzanz aber nicht nur kurzfristig den Todesstoß. Da die verschiedenen Kaiserhäuser ihre eigenen Kleinstaaten gründeten, ging das verloren, was man im Heiligen Römischen Reich „Zentralmacht“ nannte. Ab diesem Zeitpunkt waren die Grundvoraussetzungen völlig andere – und für Ostrom schlechtere.
  • - Byzanz sah sich weiterhin als das einzige römische Reich, also als ein antiker Staat. Als schließlich die Neuzeit langsam begann, kam es zu weiteren Schwierigkeiten. Das sich ausbreitende neue Finanzsystem passte nicht mehr zu der religiös geprägten absolutistischen Monarchie in Konstantinopel. Aber auch bei der Taktik und den Waffen überholten andere modernere Staaten das Reich schließlich. Allgemein erstarrte Ostrom während dem mittelbyzantinischen Reich und besann sich nur noch auf alte Werte. Dies ist zwar ein wichtiger Faktor für jede Expansionspolitik, doch im dortigen Ausmaß lähmte sie die Kaiser und auch die Staatskasse nur und trug ihren Teil zum Niedergang von Byzanz bei.
  • - An sich waren es außenpolitische Probleme wie der Zweifrontenkrieg und einige Niederlagen, die schließlich zum Untergang Ostroms führten. Man darf aber als weitere Ursachen die innenpolitischen Probleme nicht unterschätzen, die teilweise außenpolitische Probleme zur Folge hatten. Dazu zählen nicht nur die bereits beim Aspekt des Provinzverlustes erwähnten dramatischen wirtschaftlichen Einbußen, sondern auch gesellschaftliche und soziale Veränderungen.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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Untergang Ostroms. Warum? - Maxdorfer - 16.06.2012, 09:27
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