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Untergang Ostroms. Warum?
30.06.2013, 04:09
Beitrag: #52
RE: Untergang Ostroms. Warum?
Erstmal vielen Dank an WDPG für obige zwei Beiträge. Du bestätigst mit Deinen Beiträgen meine Erkenntnisse.

Allerdings muss man die ungarische Politik (im 14./15. Jh.) gegenüber Byzanz differenzierter sehen.

Es ist sicher richtig, dass die Könige aus der von 1308 bis 1382 in Ungarn herrschenden Anjou-Dynastie an einem schwachen Byzanz (aber auch einem schwachen Serbien) interessiert waren. Auch wenn das Verhältnis der Anjou-Herrscher bzw. Herrscherinnen in Neapel und Ungarn zueinander sehr kompliziert war, so stimmten beide Königreiche ihre Politik ab. Ungarn herrschte direkt in Kroatien und Dalmatien, indirekt in Bosnien und Serbien mit Hilfe verbündeter Familien wie die Kotromanic oder Brankovic. Dagegen konnte Neapel sich einige Gebiete im heutigen Albanien sichern. Ziel der neapolitanischen und ungarischen Anjou-Könige war die Herrschaft oder zumindest die Kontrolle über die Adria- und Ägäisanrainer zu erhalten. Ludwig I. von Ungarn († 1382) betrieb zusätzlich zu seiner Adria-Balkan-Politik eine nach Mitteleuropa ausgerichtete Politik, die 1370 mit der Übernahme der polnischen Krone ihren Höhepunkt fand. Kurz gesagt: Die Schwerpunkte der Außenpolitik Ludwigs lagen einerseits in der traditionellen Ausrichtung nach Neapel, andererseits im Bemühen um gute Beziehungen zum HRR bzw. zu Böhmen unter Kaiser Karl IV. Der Balkan wurde deswegen nicht vernachlässigt, man setzte auf einheimische Teilfürsten, die ihren Aufstieg zum Teil auch dem ungarischen König zu verdanken hatten. Diese indirekte Machtausübung durch Vasallen führte dazu, dass sich deren Gegner nach Verbündeten umschauten. Sie fanden sie in den Osmanen.

Unter Sigismund von Luxemburg änderte sich die Politik. Ein wichtiger Schritt war der als Kreuzzug bezeichnete Feldzug gegen die Osmanen, der 1396 vor Nikopolis scheiterte. Außerdem beauftragte Sigismund die Adligen mit speziellen Verteidigungsaufgaben. Die Gründung des so genannten Drachenordens sollte dazu dienen, ein elitäres Band zwischen den einzelnen Adligen zu schaffen. Ebenso förderte Sigismund die Karrieren ihm geeignet scheinender Adliger, zum Beispiel die von Ulrich Cilli, Johann (Janos) Hunyadi oder die von Vlad Dracul, dem Vater von Vlad Tepes (Dracula). Nachteilig für die Abwehr der Osmanen bzw. für die Unterstützung des Byzantinischen Reiches erwies sich der Konflikt Sigismunds mit den Hussiten, der seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit erforderte.

Ebenso nachteilig für Byzanz erwiesen sich die Entwicklungen in Ungarn nach dem Tod Sigismunds († 1437). Sein Schwiegersohn und Nachfolger Albrecht II. starb zu früh († 1439). In seinem Todesjahr widersetzten sich die ungarischen Adligen seinen Vorbereitungen, einen Türkenfeldzug zu organisieren. Das wiederum zur vollständigen Unterwerfung Serbiens durch die Osmanen führte. Noch ungünstiger für Ungarn erwies sich das Königtum des minderjährigen Ladislaus Postumus bzw. das Königtum des aus Polen stammende Gegenkönigs Wladislaws III. (I.)., der 1444 ein Heer gegen die Osmanen führte und in der Schlacht bei Warna fiel. In der Folge kämpften rivalisierende Adelsfraktionen in Ungarn um die Macht. Dabei bildeten sich zwei verfeindete Lager, einerseits um den Reichsverweser Janos Hunyadi, andererseits um den „Prinzenerzieher“ Ulrich Cilli, die sich heftig bekämpften. Diese Feindschaft lähmte die ungarische Außenpolitik bis 1456, Ungarn war nicht in der Lage, Byzanz gegen die Osmanen zu unterstützen.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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Untergang Ostroms. Warum? - Maxdorfer - 16.06.2012, 09:27
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