Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Gedanken zum Nationalstaatsmodell des 19. Jahrhundert
22.12.2012, 10:01
Beitrag: #3
RE: Gedanken zum Nationalstaatsmodell des 19. Jahrhundert
Dann fang ich mal an:

Politisch halte ich es für ziemlich klar und nicht so einfach wiederlegbar, dass Deutschland erst ziemlich spät ein Nationalstaat wurde. Das lag dann wohl daran, dass in Deutschland zu viele einzelne Staaten bestanden, eben die Kleinstaaten. Bayern, Sachsen, Brandenburg (Preußen) etc. - das waren die deutschen "Stammesstaaten", die nicht nur eine kulturelle Identität (Dialekt, Kultur- und Kunstgut etc.), sondern eben auch politische Eigenständigkeit besaßen. Das Heilige Römische Reich war zwar eine übergreifende Einheit, aber da es nie an die innenpolitische Macht eines französischen Königs oder anderer Herrscher herankam, würde ich es hier vernachlässigen.
In Frankreich hingegen - Nehmen wir Frankreich einmal als Gegenbeispiel - wurde schon im Mittelalter ein übergreifender Staat geformt, wenn auch noch nicht ganz in der heutigen Form (eigenständige Territorien besonders im Süden). Es gab also schon sehr früh einen Staat, der die verschiedenen Stämme Frankreichs vereinte. Es ist ja bekannt, dass bis ins 20. Jahrhundert im Zuge dieses Zentralismus (ist das der Genitiv? Huh) die lokalen Eigenheiten wie beispielsweise Bretonisch unterdrückt wurden. Die einzelnen "Stämme" versuchten also ihre kulturelle Eigenständigkeit mehr oder weniger zu bewahren, aber politisch unterlagen sie meist den Herrschern.

Kulturell muss man aber sagen, dass Deutschland nicht sonderlich früher als andere Staaten zu Identitäten fand. Eine Sprache, die über große Teile des Gebietes Verbreitung fand, wurde durch die Bibelübersetzung Martin Luthers sogar relativ früh ermöglicht. Auch kulturell ist keineswegs erst seit 1871 eine Zusammenarbeit oder ein Austausch möglich gewesen. Da muss man sich ins Gedächtnis rufen, dass diese relativ frühe Nationenbildung trotz der politischen Vielfalt geschah, und sich fragen, ob letztere nicht vielleicht förderlich war - Einheit durch Vielfalt?

Probleme habe ich besonders mit dem Threadthema "Nationalstaatsmodell", denn damit ist für mich ein "Staat" gemeint, und der ist in Deutschland tatsächlich erst recht spät entstanden.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
RE: Gedanken zum Nationalstaatsmodell des 19. Jahrhundert - Maxdorfer - 22.12.2012 10:01

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds