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Gedanken zum Nationalstaatsmodell des 19. Jahrhundert
29.12.2012, 17:00
Beitrag: #17
RE: Gedanken zum Nationalstaatsmodell des 19. Jahrhundert
(29.12.2012 15:50)Marco schrieb:  Muss man nicht gerade in Bezug auf Deutschland in sehr eigenen nationalstaatlichen Kategorien denken, die nicht ohne weiteres auf andere Länder zu übertragen sind.

Da ist zunächst mal die Frage nach einem einheitlichen Staatsgebiet. Was zu Deutschland gehört war durch die Jahrhunderte bis zum Jahre 1990 umstritten. Deutschland ist keine Insel wie Großbritannien und keine Kontinentalnation wie die USA. Ist in Amerika der Begriff der Frontier positiv besetzt musste die Deutschen oft die Erfahrung machen, dass sich Grenzen auch nach Innen verschieben. Etwa zeitgleich wurde Wien von den Türken belagert und Straßburg ging an den allerchristlichsten König verloren. Womit wir bei einem anderen wichtigen Punkt wären. Deutschland hat heute neun Nachbarstaaten, Schweden, Italien und Großbritannien nicht mitgerechnet. Viele wollte über die Zukunft des Landes mitreden - gerade im 19. Jahrhundert. Das Wiener System war von dem Gedanken geprägt die Russen aus der Mitte des Kontinents auf Abstand zu halten und die Deutschen vergessen zu machen was Europa ihnen zu verdanken habe. Es ist ein weitverbreiteter Irrtum Europa habe den deutschen Liberalismus begrüßt, vielmehr schaute man von außen mit Sorge auf dass, was 1848 in Deutschland vor sich ging. Nur die USA erwiesen der Paulslirche ihre Aufwartung.

Vielleicht hat die deutsche Nationalbewegung an der falschen Stelle angesetzt und die internationalen Zwänge falsch eingeschätzt. Unter Historikern ist es ja Allgemeingut, dass eine großdeutsche Lösung in Europa nicht lange Bestand gehabt hätte, andererseits war das unvollendete Reich bis zum Zweiten Weltkrieg immer wieder die Quelle für europäische Konflikte.

Wäre es nicht besser gewesen die Revolutionäre von 1848 hätten ihre Energie auf eine Reform der innerdeutschen Staatenwelt gerichtet: Ein "Rheinbund-Staat" im Westen, ausgehende von Württemberg, Baden und Hessen, der grundsätzlich auch den preußischen Westprovinzen offen gestanden hätte. Ein hanseatisch geprägter "Nordstaat" um das Königreich Hannover und die Herzogtümer Oldenburg, Braunschweig und Mecklenburg. Für den preußischen Einfluss wäre dann neben den ostelbischen Gebieten die Mitte Deutschlands, Sachsen und Thüringen geblieben. Im Verein mit Bayern und der Habsburger Monarchie wäre dies auf etwa fünf - föderal (!) organisierte - Staaten hinausgelaufen, die dem Deutschen Bund einen ganz anderen Charakter verliehen hätten. Von einem solchen Bund der Fünf zu einem klassischen Nationalstaat - dem "Reich" - wäre es dann kein weiter Weg mehr gewesen, für Europa wäre es ein schleichender, geräuschloser Wandel ohne Paukenschlag gewesen.


Das ist soweit alles richtig.
Und man könnte sich manche Option vorstellen.

Eines bitte ich aber zu beachten:
Die Angst in Süddeutschland vor den Franzosen war riesengroß. Ab dem 30igjährigen Krieg bis 1813 hatte jede Generation durchziehende Heere zu erdulden. Und nach 1813 kam in Frankreich immer wieder die vehemente Forderung nach der "Rheingrenze" hoch. Nichts was zur Nervenberuhigung beitrug.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung:
In Stuttgart erschien der "Beobachter" als Zeitung der Liberalen. Chefredakteur Mayer. Nach der verlorenen Schlacht bei Tauberbischofsheim 1866 rief Mayer im "Beobachter" zum Guerilla-Krieg gegen die Preußen auf.
1867 bei der Luxemburg-Krise, gerade mal 12 Monate später, forderte er im "Beobachter" einen preußisch-deutschen Präventivkrieg gegen Frankreich.
Nichts hätte die Württemberger und die Bayern an die Seite Preußens bringen können, nur der 3. Napoleon vermochte dies.

Mit der Luxemburg-Krise war auch der eigentlich vorgesehene "Südbund" ad acta gelegt, das Abschreckungspotential gegen Frankreich schien zu gering.
Auch die Annexion Elsass-Lothringens war orginär süddeutsche Forderung.
Vorfeld gegen Frankreich.

Das 2. deutsche Kaiserreich entsprang weniger dem Wunsch nach dem Nationalstaat als dem Sicherheitsbedürfnis.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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RE: Gedanken zum Nationalstaatsmodell des 19. Jahrhundert - Suebe - 29.12.2012 17:00

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