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Aufwachsen in den Kulturen der Antike
06.01.2013, 15:42
Beitrag: #3
RE: Aufwachsen in den Kulturen der Antike
Kindheit und Jugend bei den Germanen

Die Frau hatte bei den Germanen zwar einen gewissen Spielraum, sich im Dienste der Sippe zu entfalten, von annähernder Emanzipation kann jedoch keine Rede sein.
Die Kinder wiederum wurden sehr wertgeschätzt und geliebt, obwohl es anscheinend eine ganze Menge gab: Die römische Oberschicht – bei der Kinderlosigkeit häufig war – schaute neidisch auf die vielen Nachkommen, die ihre germanischen Widersacher hatten. Der Kinderreichtum kam nicht von ungefähr, denn mit ihm kam der Stolz der Eltern und die Familie wurde wieder ein Stückchen verstärkt. Die Söhne und Töchter waren schließlich die Zukunft der Sippe – und die galt einem Germanen so viel wie sonst nur wenig.
Nach der Geburt galt es zuerst, dass der Vater das Kind anerkannte und ihm einen Namen gab. Sobald der Neugeborene die erste Nahrung zu sich genommen hatte, war er ein Mitglied der Familie. Offiziell wurde er dies durch die Namensgebung. Sie geschah in einer feierlichen und religiösen Zeremonie mit weitreichender Bedeutung für das spätere Leben, wie es im Christentum mit der Taufe ist. Dabei wurden oft in der Familie übliche Namen verwendet, aber auch solche, die eine gewisse Bedeutung hatten. Man glaubte, diese würde sich auf den Träger übertragen, also ihm Mut, Stärke, Glück etc. bringen. Dabei ging es meistens um Tapferkeit, um historische Größe, um heroische Züge, ja, um Übermenschliches, allgemein um Krieg und Kampf. Einige Beispiele für germanische Namensbestandteile:
gunt/ hilt/ wic: Kampf
rich: mächtig
wolf, wulf: Wolf
bert/ mar: glänzend, berühmt
Einige dieser Namensbestandteile wurden eben in der Familie weitervererbt.
Der Säugling verbrachte die ersten Lebensjahre bei seiner Mutter und wurde auch von ihr gesäugt, Ammen oder Pflegemütter gab es (fast?) nicht. Wenn das Kind älter war, wurde es schon relativ früh dem Ernst des Lebens ausgesetzt und hart erzogen. Dies soll nicht heißen, dass kein Freiraum, kein Privatleben und kein Rückzugsort vorhanden waren, wie es im antiken Sparta der Fall gewesen ist. Aber die Kinder lebten viel im Freien und spielten teilweise doch recht raue Spiele. Die Jungen ahmten in ihren Kämpfen die Waffentechnik der Erwachsenen nach, was diesen wiederum nur recht sein konnte – die künftigen Generationen der Sippe sollten ja ihren Namen alle Ehre machen. Immer wieder halfen sie auch in der Landwirtschaft mit, wo jede Hilfe willkommen war. Die Mädchen spielten nachweislich mit Puppen, mussten aber auch schon im Haushalt mit anpacken.
Mit 15 Jahren wurde ein Junge erwachsen und kam in das wehrfähige Alter. In einer offiziellen und wieder religiös geprägten Zeremonie bekam er seinen Speer und ein Schild überreicht und wurde feierlich in die Volksversammlung aufgenommen. Üblich war es, anschließend einige Jahre sich einem bekannten und erfolgreichen Mann anzuschließen, um mit ihm den Umgang mit der Waffe sowie Tapferkeit im Kampf zu erlernen. Natürlich versuchte man auch schon, durch besondere Leistungen auf sich aufmerksam machen zu können. Die Mädchen blieben in dieser Zeit im elterlichen Hause, bis sie bei der Heirat in eine neue Sippe aufgenommen wurde und nunmehr zu deren Ruhm und Ehre beizutragen hatte. Der Vollständigkeit halber muss noch angemerkt werden, dass dieser Wechsel in eine neue Familie wie bei den Römern auch wieder rückgängig gemacht werden konnte.
Somit begann für den Germanen oder die Germanin das Erwachsensein.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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RE: Aufwachsen in den Kulturen der Antike - Maxdorfer - 06.01.2013 15:42

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