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Kindheit und Jugend großer Herrscher
18.01.2013, 22:06
Beitrag: #4
RE: Kindheit und Jugend großer Herrscher
Obwohl ich hiermit eigentlich die Kindheit Octavius' abgehandelt habe, werde ich den Text bis zu seinem Machtantritt fortführen:

Nach der rechtlichen Absicherung seiner Position machte der auch schon über fünfzigjährige neue Machthaber in Rom sich daran, für die Zeit nach seiner Herrschaft Sorge zu tragen. Da ihm leibliche direkte Nachkommen versagt geblieben waren, wandte er sich Octavius zu. Der Grund für diese Entscheidung blieb der Nachwelt unklar, denn der zugegebenermaßen intelligente Großneffe war von so schwacher Gesundheit, dass bei der damaligen Lebenserwartung die Zeitgenossen witzelten, er werde vor einem möglichen Machtantritt längst gestorben sein. Doch Octavius wurde 48 v. Chr. durch Wahl (und Einflussnahme Caesars) einer der 15 Oberpriester, der Pontifices, nachdem ein Amtsinhaber im Bürgerkrieg gefallen war. Ein Jahr später ernannte ihn Caesar zum Praefectus urbi, also zum Stadtpräfekt und machte ihn so zum Herrn der Stadt Rom. Diese beiden Auszeichnungen wurden später, obgleich sie zu dieser Zeit noch eine außergewöhnliche Ehrung darstellten, zu einem üblichen Amt für Prinzen des Kaiserhauses. Das Amt des Stadtpräfekten jedoch war für Octavius wohl mehr eine Würde als ein wirkliches Amt, denn die ganze Bevölkerung befand sich außerhalb der Stadtmauern, um zusammen mit den Konsuln das Latinerfest zu feiern.
Außerdem durfte der Jüngling in dieser Zeit die Griechischen Spiele leiten, eine Veranstaltung mit Wettkämpfen vorwiegend auf sportlichem Gebiet. Der Großonkel wollte, dass er Erfahrung mit solchen Spielen und ihrer Ausrichtung bekam. Auch dies war eine Aufgabe, die in späteren Jahrhunderten oft Prinzen anvertraut wurde. Tatsächlich gab sich Octavius außerordentliche Mühe und hielt selbst unter schlimmsten Umständen den ganzen Tag im Theater aus, sodass er mit seiner schwachen Gesundheit im Anschluss an die Veranstaltung erkrankte. Dass er einen Hitzschlag bekam, war für ihn eine Lehre für das ganze Leben: Ab diesem Zeitpunkt vergaß er nie seinen Sonnenhut.
Im Folgejahr, als Caesar den Triumphzug für seine zahlreichen Siege im Bürgerkrieg gegen seine Rivalen feierte, durfte Octavius ihn begleiten. Als der Kriegszug begonnen hatte, war er nicht zum Mitkommen in der Lage gewesen, als Ausrede benützte man seine Minderjährigkeit. Das er trotzdem am Triumphzug teilnehmen durfte, war allein noch nichts allzu besonderes, eine größere Ehrung stellte es eher dar, dass Octavius eine militärische Ehrung (deren Aussehen nicht überliefert ist) zugesprochen bekam.
Ein weiteres Jahr später zog Caesar dann nach Spanien, wo die Söhne Pompeius’ weiterhin Widerstand leisteten. Octavius konnte wegen einer Krankheit nicht rechtzeitig mitkommen. Deshalb wurden ihm einige Diener zugeordnet, die genau auf seinen Lebenswandel zu achten hatten. Als er einigermaßen wieder hergestellt war, kam auch stante pede er auf die iberische Halbinsel nach. Die Geschichtsschreiber haben es so aussehen lassen, als habe er sich dort besonders durch außerordentliche Tapferkeit ausgezeichnet, doch in Wirklichkeit hatte er wegen eines Schiffbruchs Spanien erst erreicht, als die Entscheidungsschlacht bei Munda bereits beendet war. In den folgenden fünf Monaten lebte er bei seinem Großonkel in der Provinz und lernte dessen Vertraute kennen. Er diente in Neu-Karthargo als Schlichter von Streitigkeiten, was er wohl sehr gut erledigte. Auf jeden Fall sollte ihm der „Lohn“ zuteil werden, als Oberbefehlshaber der Reiterei (magister equitum) an einer militärischen Unternehmung gegen den Rivalen Roms, das Reich der Parther, teilnehmen, die im nächsten Jahr, im Sommer 44 v. Chr. stattfinden sollte.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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RE: Kindheit und Jugend großer Herrscher - Maxdorfer - 18.01.2013 22:06

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