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Deutsche Familienpolitik - Die 200 Mrd. Lüge
06.03.2013, 11:30
Beitrag: #36
RE: Deutsche Familienpolitik - Die 200 Mrd. Lüge
Was mich bei der Beschäftigung mit Familienpolitik immer gestört hat, ist, daß die Vereinbarkeit von Familie und Beurf immer an der Betreuungssituation festgemacht wird.
Ich finde nicht, daß sich Familie und Beruf dann gut vereinbaren lassen, wenn man für sein Kind mit 6 Monaten einen Krippenplatz bekommt. Viele, die ich kenne, empfinden einen solchen Schritt auch als Entscheidung zwischen Kind und Beruf, aber nicht als Schritt zur Vereinbarkeit von beidem.
Viele Mütter möchten in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder eigentlich für diese da sein- wissen aber genau, daß sie sich in dieser rasant verändernden Welt dann im Job den Aschluss verloren haben. Also geben sie ihr Kind notgedrungen in eine Krippe, weil sie einfach keine Lust haben, dann sechs oder sieben Jahre später einen schlecht bezahlten Job zu machen, für den sie eigentlich überqualifiziert sind.
Viele gehen diesen Schritt- aber ich kenne nur sehr wenige, die sich richtig gut dabei fühlen. Die meisten werden dann doch vom schlechten Gewissen geplagt. Wenn das Kind sich dann auffällig verhält oder öfters krank, ist dann gleich das schlechte Gewissen da, ob es wirklich richtig ist- und dieses schlechte Gewissen ist ein ständiger Begleiter- es belastet die Familien zusätzlich.
Ich habe mit vielen gesprochen, die arbeiten gegangen sind und mit vielen, die es nicht getan haben- unterm Strich zufrieden sind die wenigsten. Die, die früh arbeiten gegangen sind, sagen, daß es ihnen schon weh tut, daß sie nicht dabei waren, als ihre Kinder sich das erste Mal zum Stehen hochgezogen haben, das erste Mal gekrabbelt, das erste mal gelaufen sind. Sie fühlen sich ein Stück weit betrogen, daß es eine Erzieherin war, die da Zeuge war. Aber beruflich sei es die richtige Entscheidung gewesen. Denn jede hat eine Kollegin, die das anders gemacht hat und jetzt nur noch die Hilfsarbeiten machen darf.
Die anderen, die zu Hause geblieben sind, haben schöne Erinnerungen an die ersten Jahre ihrer Kinder, und sie möchten sie auch nicht missen. Für die meisten war es eine tolle zeit. Aber jetzt leiden sie darunter, daß sie trotz Studium allenfalls Sekrtärinnenjobs machen können.

Und das zeigt für mich, daß es eben nicht ausreicht, nur ausreichend Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen.
Wer will, daß sich mehr Frauen dafür entscheiden, Kinder zu bekommen und gleichzeitig auch arbeiten gehen, muss dafür sorgen, daß es zu einer echten Vereinbarkeit von Beruf und Familie kommt.
Fördermaßnahmen, die hier greifen würden, wäre es, wenn Frauen mit Kindern die Möglichkeit hätten, ein bis zwei Tage die Woche dafür zu sorgen, daß sie den Anschluss im Beruf nicht verlieren (Davon würden auch die Kinder profitieren.), um dann später, wenn die Kinder größer sind, ihr arbeitspensum auch wieder aufzustocken bzw. umzuverteilen auf fünf Vormittage die Woche. Und wenn die Firmen derartige Arbeitsplätze nicht zur Verfügung stellen, wären auch Qualifizierungsmaßnahmen und Kurse in Bildungszentren möglich- mit Betreuungszentren.
Das würde zu Guter letzt auch die Kinder entlasten, denn ich habe festgestellt, daß die Kinder den größten Freizeitstress haben, deren Mütter nicht arbeiten. offensichtlich dient das Nachmittagsprogramm in vielen Fällen nicht nur dazu, das Kind zu fördern, sondern auch, die Mutter zu beschäftigen.
Darüber, daß die Konsequente Trennung von Elternwelt und Kinderwelt auch nicht gerade positiv ist, habe ich schon an anderer Stelle geschrieben. Die zufriedensten Frauen, die ich kenne, sind diejenigen, die zumindest einen Teil ihrer Arbeit zu Hause erledigen können. Die wissen nämlich, daß sie für ihre Kinder erreichbar sind,und müssen sich nicht verzweifelt das 17 Regal im Keller zum Saubermachen suchen, damit sie nicht einfach nur zu Hause sitzen und iN bereitschaft sind, ob die Kinder sie brauchen...

EDIT: Das ist natürlich nur ein Teilproblem, das vor allem diejenigen Mütter betrifft, die eine akademische Laufbahn oder zumindest eine "gehobenere Beurfsausbildung" haben. Mir am bewußtesten, weil es die hier nun mal am meisten gibt.
Für Mütter aus Familien mit geringem Einkommen gelten noch mal ganz andere Bedingungen. Aber denen ist mit reiner Familienpoltik auch nicht beizukommen.
Mit anderen Worten- Familienpolitik ist letztendlich was für Mittelständler. Was auch eines ihrer Probleme ist...

Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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RE: Deutsche Familienpolitik - Die 200 Mrd. Lüge - Bunbury - 06.03.2013 11:30

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