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Druiden, Vates, Filid' - wie war das in Gallien und auf den Inseln?
15.03.2013, 22:54
Beitrag: #10
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(15.03.2013 12:20)Bunbury schrieb:  Mir geht es hier um die Frage, ob die Grenze zwischen "Germaniern" und "Kelten" wirklich so einfach zu ziehen ist, wie Caesar sie gezogen hat.

Seltsam, daß gerade @ Paul das so verteidigt, obwohl er doch ständig damit argumentiert, daß man "Germanen" und "Kelten" z.B. anhand ihrer Bestattungsriten nicht eindeutig von einander unterscheiden kann und daß kulturelle Schmuckstücke sich auch sehr ähnlich sind.

Beides geht strenggenommen nicht. Entweder sind sich Kelten und Germanen zumindest in dem Raum hier so ähnlich, daß man sie nicht eindeutig voneinander unterscheiden kann- dann konnte das auch Caesar nicht. Oder Kelten und Germanen sind von einander soweit abgrenzbar, daß man ihre Hinterlassenschaften als eindeutig "keltisch" oder "germanisch" bezeichnen kann.

Kürzlich habe ich die Aussage gelesen, daß es überspitzt ausgedrückt Caesar war, der Germanien gewissermaßen erfunden habe- und ich denke, das ist durchaus richtig.

Das Problem mit der Geschichtsschreibung sehe ich vor allem darin, daß Tacitus sie lange nach Caesars zeit niedergeschrieben hat- Tacitus hat den enormen kulturellen Umbruch, den es im keltischen Einflussgebeit durch die Niederlage der Kelten im gallischen Krieg gegeben haben muss, gar nicht erfassen können. Gerade das Gebiet des heutigen Deutschlands und belgiens war mit Sicherheit um 50 v. Chr. und 50. oder 100 n.Chr. völlig verändert. Daß Tacitus diese Veränderung richtig und vollständig erfaßt hat. ist ziemlich unwahrscheinlich- und deswegen sollte man das überlieferte "Germanenbild" auch nicht all zu ernst nehmen...

Der Hauptunterschied zwischen verschiedenen keltischen Stämmen, z.B. den Helvetiern und den Ubiern war die Sprache. Die Kelten sprachen verschiedene Dialekte der keltischen Sprache, während Germanen wie die Ubier germanisch sprachen. Dies schliest gegenseitige Einwanderungen nicht aus. Es ist sogar belegt, das ständig Germanen in die keltischen Gebiete einwanderten. Unter den Treverern ist also mit einem gewissen germanischen Bevölkerungsanteil zu rechnen, der archäologisch nachgewiesen ist. Es sind auch einige kleinere germanische Stämme als ganzes auf die linke Rheinseite eingewandert. Sollten Ubier in größerer Zahl in Helvetische o. Treverische Gebiete eingewandert sein, so sind diese archäologisch nicht nachzuweisen.
In der materiellen Kultur ähnelten die Ubier den Kelten sehr. Man konnte also einen lebenden Ubier klar als Germanen erkennen, während man ihn im Grab, mit seiner Kriegerausrüstung für einen Kelten halten konnte.
Der lebende freie Ubier hatte mehr politische Rechte, als ein keltischer Freier. Möglicherweise kann man Ubien als eine Republik bezeichnen, wobei der Ältestenrat die Regierung stellte. Über die Städtische Selbstverwaltung wissen wir leider nichts. Wenn es einen Adel gab, dann war er wirtschaftlich nicht besonders hervorgehoben gegenüber anderen Freien. Hier ähnelten die Ubier anderen Germanen. Die wirtschaftlichen Aktivitäten als Händler, Schiffseigner, Handwerker z.B. Schmiede, Zimmerleute, Schiffsbauer, Fischer und Bauern ermöglichten allerdings unterschiedlichen wirtschaftlichen Erfolg.
Die Frauentracht der Ubierinnen ähnelte der Tracht der germanischen Frauen vom Niederrhein. Sie trugen allerdings auch gerne Glasarmbänder wie die keltischen Frauen.

viele Grüße

Paul

aus dem hessischen Tal der Loganaha (Lahn)
in der Nähe von Wetflaria (Wetzlar) und der ehemaligen Dünsbergstadt
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RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien - Paul - 15.03.2013 22:54

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