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Druiden, Vates, Filid' - wie war das in Gallien und auf den Inseln?
17.03.2013, 11:25
Beitrag: #20
RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien
(16.03.2013 19:12)Wallenstein schrieb:  Sind die Argumente in dem Buch über die Kelten allgemein, also dort wo die eine These vertreten wird, dass sich das Druidentum in Gallien im Nachgang eines verschwindenden Königtums entwickelte, einigermaßen nachvollziehbar und plausibel?

Den Zusammenhang zwischen Verschwinden des Königtums und Auftauchen der Druiden habe ich hergestellt. Es ist soweit ein rein zeitlicher Zusammenhang, den kausalen Zusammenhang habe ich hergestellt. Basierend aber auf Caesars Nachrichten über die Druiden.

Caesar berichtet im 6.Buch von DBG (http://www.romanum.de/latein/uebersetzun...er_6.xml): "Sed de his duobus generibus alterum est druidum, alterum equitum. Illi rebus divinis intersunt, sacrificia publica ac privata procurant, religiones interpretantur." (Aber von diesen Arten ist die eine die der Druiden und die andere die der Ritter. Jene sind bei den Kulthandlungen anwesend, kümmern sich um die öffentlichen und privaten Opferhandlungen und deuten die religiösen Vorstellungen.)

Da die gallischen Könige immer auch religiöse Funktionen hatten, müssen Druiden und Könige zusammengearbeitet haben, wobei es immer auch Kompetenzgerangel gegeben haben dürfte (angesichts der aristokratischen Traditionen bei den Kelten sowieso).

Kurz nach dem oben zitierten Passus schreibt Caesar, dass sich die Druiden im zentral gelegenen Carnutenwald versammelten und bei dieser Gelegenheit auch Streitigkeiten zwischen Adligen aus ganz Gallien schlichteten. ("Nam fere de omnibus controversiis publicis privatisque constituunt, et, si quod est admissum facinus, si caedes facta, si de hereditate, de finibus controversia est, idem decernunt, praemia poenasque constituunt; si qui aut privatus aut populus eorum decreto non stetit, sacrificiis interdicunt. Haec poena apud eos est gravissima." = Denn sie fällen über fast alle öffentlichen und privaten Streitigkeiten ihr Urteil, und wenn irgendeine Untat begangen worden ist, wenn ein Mord begangen worden ist, wenn es über die Erbschaft, über die Grenzen einen Streit gibt, entscheiden dieselben, Entschädigungen und Strafen setzen sie fest; wenn sich entweder ein Privatmann oder ein Volk nicht an diese Entscheidung hielt, schließen sie sie von den Opferhandlungen aus. Diese Strafe ist bei ihnen die schwerste.
Weiter heißt es: "Hi certo anni tempore in finibus Carnutum, quae regio totius Galliae media habetur, considunt in loco consecrato. Huc omnes undique, qui controversias habent, conveniunt eorumque decretis iudiciisque parent. " = Zu einer gewissen Zeit im Jahr setzen sich diese an einem heiligen Ort zusammen im Gebiet der Carnuten, in das Gebiet, welches für die Mitte für ganz Gallien gehalten wird. Hierher kommen alle von überall her, die Streit haben, zusammen und sie gehorchen diesen Entscheidungen und Urteilen.).

Wieder haben die Druiden eine königliche Funktion.
Es gibt einen Oberdruiden ("His autem omnibus druidibus praeest unus, qui summam inter eos habet auctoritatem. "). Diese Würde wird auch mit Waffengewalt erkämpft ("nonnumquam etiam armis de principatu contendunt. "). Dieser Oberdruide scheint die Funktion eines Oberkönigs wahrgenommen zu haben.

Dass das Druidentum aus Britannien stammt, gibt Caesar wohlweislich als Hörensagen wieder, ebenso wie die Tatsache, dass sich das Ausbildungszentrum der Druiden nach wie vor in Britannien befinden soll: "Disciplina in Britannia reperta atque inde in Galliam translata esse existimatur, et nunc, qui diligentius eam rem cognoscere volunt, plerumque illo discendi causa proficiscuntur."

Interessant wird´s, als Caesar tatsächlich mit den Druiden aneinandergerät: Im 8.Buch von DBG (http://www.gottwein.de/Lat/caes/bg8026.php) erwähnt Hirtius, dass Caesar den Cotuatus, "den alle angelegentlich aufsuchten" (um sich Rat zu holen; im Original: "tamen celeriter omnium cura quaesitus in castra perducitur." (VIII, 38, 3/4), als Oberaufrührer der Carnuten - in deren Gebiet der Vercingetorix-Aufstand begann - hinrichten lässt.
Cotuatus ist nun kein Eigenname an sich, vielmehr ein Titel, der dem in einigen Inschriften belegten "Gutuater" entspricht (in einigen DBG-Handschriften auch so wieder gegeben), welcher wiederum der Oberdruide gewesen sein muss.
Caesar entledigte sich also mit der Hinrichtung des Cotuatus nicht nur eines Aufrührers, sondern des religiösen und auch hierarchischen Kopfes ALLER Gallier! Was wiederum ein bezeichnendes Licht auf die Rolle der Druiden in Gallien wirft...ohne die Druiden ging gar nichts, es sei denn, jemand wie Vercingetorix setzte sich qua militärischer Macht an die Spitze einer Bewegung. Aber offenbar nicht einmal dann war der Oberdruide zu umgehen, sonst hätte nicht Vercingetorix das Startsignal der Carnuten gebraucht, um seinen Aufstand wirklich beginnen zu können. Und nach der Ermordung von Römern in Orleans - auf dem Gebiet der Carnuten - verbreitete sich der Aufstand auch in Windeseile über Gallien. Laut Caesar deswegen, weil die allgemeine Unzufriedenheit einen Gipfel erreicht hatte. Kann ja sein, aber laut mehreren Autoren zufolge auch deswegen, weil die Druiden hinter dieser Mordaktion steckten.

VG
Christian
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RE: Hallstadt- und Latenekultur im südlichen Germanien z.B. Ubien - 913Chris - 17.03.2013 11:25

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