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Großdeutsche Lösung - Kleindeutsche Lösung
30.08.2012, 21:57
Beitrag: #29
RE: Großdeutsche Lösung - Kleindeutsche Lösung
(14.08.2012 22:15)Josip schrieb:  Ich hatte mal gehört das Napoleon III. den Habsburgen eingeredet hat, dass die Mexikaner einen Habsburger Kaiser haben wollten.
Der Cousine oder Bruder von Franz Josef Maximllian I.(von Mexiko) ist dann nach Mexiko gereist und hat sich zum Kaiser von Mexiko
gekrönt. Das war im Jahr 1864. Ein Jahr darauf brach dann eine Revolution gegen Maximillian aus. Zwei Jahre später wurde der Kaiser von
Mexiko erschossen. Seine Frau kam davon da sie zum Napoleon ging und wollte um Truppen erbitten.
Das sollte die Mexikanische Intervention genannt worden sein.
Ist da was dran oder ist das Blödsinn?

Stimmt schon. 1864 wurde der jüngere Bruder von Kaiser Franz Joseph I., Erzherzog Maximilian (1832–1867), auf Veranlassung Napoleon III. zum Kaiser von Mexiko gekrönt.

Es ist zwar unpassend in diesem Thread, aber ich möchte Dir trotzdem die Ereignisse kurz darstellen.

Vorgeschichte Mexiko:

Seit 1821 war Mexiko ein unabhängiger Staat. Nach dem Sturz des ersten mexikanischen Kaisers Augustin I. (Augustin Iturbide) im Jahr 1823 etablierte sich der konservative General Antonio Lopez de Santa Ana (Santana) als wichtigster Politiker Mexikos. Er beherrschte das Land entweder direkt als Präsident oder mit Hilfe von Marionetten, wobei er stets das Amt des Oberbefehlshabers der Armee beibehielt, um bei zu liberalen politischen Tendenzen entsprechend dagegen handeln zu können. Unter anderen führte er persönlich die mexikanische Armee gegen nordamerikanische Siedler in Texas. Er ließ 1836 Los Alamos stürmen und danach alle Verteidiger umbringen, so auch Sam Houston, dem zu Ehren die heutige texanische Hauptstadt benannt wurde. Trotzdem wurde Texas noch 1836 unabhängig und trat 1845 den USA als Bundesstaat bei.

1846 ließ sich Santa Ana zu einem Krieg gegen die USA provozieren, der bis 1848 dauerte und vor allem vom US-amerikanischen Präsidenten James Polk vorangetrieben wurde. es Territoriums, so z.B. Kalifornien, New Mexiko, Arizona u.a. an die USA abtreten. 1853 verkaufte Santa Ana noch weitere 120.000 km2 an die USA (Gadsen-Vertrag). Diese verheerende Politik führte schließlich 1855 zum Sturz Santa Anas, der die folgenden Jahre im Exil verbringen musste.

1858 wurde der liberale Politiker Benito Juarez zum Präsidenten gewählt. Er war indigener Abstammung und setzte bereits 1857 als Justizminister eine bürgerlich-liberale Verfassung um. Während seiner Präsidentschaft setzte er weitere Reformen durch, so 1859 Trennung von Staat und Kirche, Zivilehe, Auflösung der Klöster usw. durch. Des Weiteren leitete er die Nationalisierung des Besitzes ausländischer Mächte ein. Diese Politik rief natürlich den Widerstand der Konservativen hervor, die Mexiko von 1858 bis 1861 in einen Bürgerkrieg stürzten. Nach der Niederlage der Konservativen im Januar 1861 erfolgte eine gemeinsame Intervention von britischen, spanischen und französischen Truppen in Mexiko. Bereits 1862 zogen sich die Briten und Spanier zurück, so dass die Franzosen bis 1867 allein den Kampf gegen die Regierung Juarez führten. Einen Großteil der Kämpfe leistete die Fremdenlegion, so im Gefecht von Camarone am 30. April 1863. An diesem Tag besiegte eine Übermacht der Juarez-Truppen ein Häufchen heldenhaft kämpfender Legionäre. Seit dem wird jährlich am 30. April dem Camarone-Tag in der Legion gedacht.

Juarez erhielt auch die Unterstützung des US-amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln, der sich auf die Monroe-Doktrin berief, nach der Mittel- und Südamerika Einflusszonen der USA und nicht von europäischen Mächten wäre.

Um seinen Intervention einen politischen Überbau zu geben, proklamierte Napoleon III. schließlich im April 1864 das Kaiserreich Mexiko.

Vorgeschichte Maximilian von Habsburg

Maximilian von Habsburg war der zweite Sohn des Erzherzogs Franz Karl und dessen Gattin Sophie (1805–1872), einer geborenen Wittelsbacherin. Sein älterer Bruder war Kaiser Franz Joseph I., seine jüngeren Brüder waren Karl Ludwig, von dem alle heutigen Habsburger der Hauptlinie abstammen, und Viktor, der als Crossdresser das schwarze Schaf der Familie war.
Maximilian galt als der Intelligenteste unter den Brüdern. Gerüchten zufolge soll er aus einer Liaison seiner Mutter mit dem Herzog von Reichstadt, dem Sohn Napoleons I., stammen. Bewiesen ist das jedoch nicht. Richtig ist aber, dass der häufig kränkelnde Napoleon II. (1811–1832) von seiner Vertrauten Sophie oft und vor allem während seiner letzten Tage aufopferungsvoll gepflegt wurde.

1850 unternahm der junge Erzherzog Reisen nach Spanien, Griechenland und Kleinasien. 1854 wurde er Kommandant der österreichischen Marine und vom 1857 bis 1859 amtierte er als Generalgouverneur des Lombardo-Venezianischen Königreiches, ein während des Wiener Kongresses von 1815 geschaffenes, unter österreichischer Vorherrschaft stehendes Gebiet in Norditalien. 1859 musste Maximilian diesen Posten infolge der (von Napoleon III. unterstützten) italienischen Einigungsbewegung unter Cavour und Garibaldi räumen. Seitdem lebte er mit seiner Ehefrau Charlotte von Belgien (1840–1927) vor allem auf Schloss Miramare bei Triest. Die Architektur des Schlosses und die Gestaltung der umliegenden Landschaft gehen auf die Ideen und Vorstellungen Maximilians zurück. Ebenso gestaltete Maximilian die Landschaft der vor Dubrovnik liegenden Insel Lokrum. Doch diese gestalterischen Tätigkeiten füllten ihn nicht aus, Maximilian litt unter seiner politischen Bedeutungslosigkeit und sehnte sich nach einer Tätigkeit wie das von ihm einst ausgeführte Amt eines Generalgouverneurs. Zusätzlich angestachelt wurde dieser Ehrgeiz von seiner Ehefrau Charlotte, die eine Tochter des belgischen Königs Leopold I. (von Sachsen-Coburg-Gotha) und dessen Gattin Louise von Orleans, einer Tochter des französischen "Bürgerkönigs" Louis Philippe, war. Das Verhältnis der Eheleute untereinander war gespannt, beide litten unter ihrer Bedeutungslosigkeit. Ebenso problematisch gestaltete sich das Verhältnis des eher moderaten Maximilian zu seinem konservativen Bruder Franz Joseph und das Verhältnis der zunehmend kapriziös werdenden Charlotte zu ihrer Schwägerin Elisabeth (Sisi) uferte in einen für die Hocharistokratie peinlichen „Zickenkrieg“ aus.

Vorgeschichte Napoleon III.

Napoleon III. unterstützte in den 1850er Jahren die Einigungsbestrebungen in Italien. Das geeinte Italien löste sich jedoch bald von den Bevormundungen und Einmischungen der Franzosen in die italienische Politik. Eine Annäherung Italiens an Preußen erwiderte Frankreich mit einer Zuwendung zum bisherigen Gegner Österreich. Um die Österreicher für sein Abenteuer in das rohstoffreiche Mexiko zu gewinnen, schlug er vor, Maximilian und Charlotte zum Kaiser und Kaiserin von Mexiko zu erheben. Beide ließen sich dafür relativ schnell von Napoleon III. überreden. Für Napoleon III. waren die Verhandlungen ein großer Erfolg, da er von den Habsburgern, aber auch vom belgischen Königshaus als gleichwertiger Verhandlungspartner anerkannt wurde. Er galt ja als Parvenü, der seinen Aufstieg der 1848-er Revolution zu verdanken hatte.

Das Kaisertum Maximilians

Maximilian und Charlotte mussten auf alle ihre Rechte in Österreich und in Ungarn verzichten. Sie und ihre Nachkommen wurden von der Thronfolge ausgeschlossen. Die bisherige Kinderlosigkeit des Paares wurde der möglichen Impotenz Maximilians angelastet. Aus diesem Grund erklärten sich Maximilian und Charlotte in Mexiko bereit, zwei Enkel des ersten mexikanischen Kaisers Agustin I. Iturbide zu adoptieren. Damit versuchte das Paar eine Traditionslinie zur Unabhängigkeitsbewegung Mexikos herzustellen. Am 12. Juni 1864 zog das Paar feierlich in Mexiko-Stadt ein. Aber sie standen von Anfang an auf verlorenen Posten und waren abhängige Marionetten des französischen Militärs und einem Teil der Klerikalen Mexikos. Schließlich wurden Maximilians letzte Getreuen 1867 besiegt und er und zwei seiner Getreuen Miguel Miramon und Thomas Meijia am 19. Juni 1867 erschossen. Damit endete das mexikanische Abenteuer Maximilians. (11 Tage vorher, am 8. Juni 1867 wurde der Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn unterzeichnet. Von diesem Ereignis wurde Maximilian nicht mehr unterrichtet.)

Bereits 1866 entsandte Maximilian seine Frau nach Europa, um Hilfe zu holen. Doch sie blieb an den europäischen Höfe erfolglos. Als gesellschaftlicher Skandal erwies sich die immer mehr erkennbare Schwangerschaft Charlottes. Sie gebar Anfang 1867 in Brüssel ein Kind, das sehr wahrscheinlich der spätere französische General Maxim Weygand (1867–1945) war. Wer der Vater des Kindes war, ist umstritten. Es kann ein der ehemaligen Kaiserin nahe stehender belgischer Baron gewesen sein, ebenso wird vermutet, dass das Kind die Folge einer Vergewaltigung war. Die Vaterschaft des angeblich impotenten Maximilian kann auch nicht ausgeschlossen werden, seine mexikanische Mätresse gebar ihm einen Sohn. Diesen wollte er anstatt der Iturbide-Adoptivkinder als Nachfolger aufbauen, worüber er sich mit seiner Frau und einem Teil seiner Anhänger zerstritt.

Nach der Geburt ihres Sohnes, verfiel Charlotte dem Wahnsinn. Sie verbrachte ihre letzten 60 Jahre als psychisch Kranke in einer psychiatrischen Klinik in Brüssel, wo sie schließlich 1927 von der eigenen Familie mehr oder weniger vergessen verstarb.

1940 versuchte sich Hitler bei Weygand anzubiedern. Er hofierte ihn als Urenkel Napoleons. Über die politische Karriere des weit rechts stehenden Weygand zu schreiben, würde jetzt aber zu weit gehen ...

Weitere Ereignisse in Frankreich und Mexiko

Frankreich war nach dem gescheiterten Mexiko-Abenteuer wirtschaftlich und militärisch am Ende. Dringende Aufgaben konnten nicht mehr zur Zufriedenheit gelöst werden. Am 4. September 1870 stürzte das Regime Napoleons III. infolge der Niederlage bei Sedan im Deutsch-Französischen Krieg.

In Mexiko setzte Benito Juarez seine fortschrittliche Reform-Politik bis zu seinem Tod 1872 fort. 1877 gelangte sein ehemaliger Assistent Porfiro Diaz zur Macht. Unter seiner Herrschaft (das so genannte „Porfirorat“) verschlechterte sich die Lage Mexikos und seiner Bewohner erneut. Eine Besserung der Lebensbedingungen erfolgte erst infolge der mexikanischen Revolution von 1910 bis 1920.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Großdeutsche Lösung - Kleindeutsche Lösung - Sansavoir - 30.08.2012 21:57

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