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Kleine Geldgeschichten
03.07.2012, 09:34
Beitrag: #12
Münzverschlechterung .
.

Servus .

Edelmetallgeld hat gegenüber dem Papiergeld heutiger Zeit
( Fiatgeld , keine oder nur gerigfügige Deckung in Edelmetallen )
einen marktüblichen Edelmetallwert .
Dieser ist aber subjektiv und wird manchmal , wie jetzt der Silber und Goldpreis
von den Investoren in kollektiver Massenhysterie in unrealistische Höhen gepuscht .

Wer aber der Meinung ist , Edelmetallgeld war immer wertbeständig ,
der unterliegt leider einem Irrtum .
Und darüber möchte ich Euch nun einige Beispiele aufzählen .

Das Recht Münzen zu prägen hatten , oder nahmen sich ,
natürlich nur uneingeschränkt regierende Herrscher .
Ebenso Stadtstaten , Staaten und natürlich die Großreiche .
Im europäischen Spätmittelalter auch die fast souverän regierenden Fürsten .
Wenn er in seinem Herrschaftsgebiet Münzen prägen ließ ,
besaß er das Münzregal .

Nach kostspieligen Kriegen oder auch wegen Finanzierung derselben ,
sowie nach allerlei Katastrophen , war es für den Herrschersehr verlockend ,
sich die nötigen Mittel dadurch zu beschaffen ,
den Silber – oder Goldgehalt der Münzen zu verringern .

Schon Polykrates , von 538. bis 522. Tyrann von Samos bediente sich diesr Technik um Kriegsschulden an seine Feinde zu bezahlen .
Er ließ von seinen Sklaven Münzen aus Blei herstellen ,
die sie dann mit einem hauchdünnen Goldüberzug versahen .

In der römischen Kaiserzeit begann Nero ( 37. bis 68. n.Chr.) mit der Münzverschlechterung .
Mitte des 3. Jahrhunderts hatten die Silbermünzen nur mehr den 20. Teil
des ursprünglichen Silberanteils .
Ab Marc Aurel ( ab 270. ) bemühten sich die Kaiser um Münzreformen .

Im Boden , im Süden von Bonnvicus Bonnensis „ ( D ) , fand man eine Münzform
( ca. 1800. Jahre alt ) aus gebrannten Ton .
Es handelt sich um die Negativform eines Denars mit dem Bildnis des Kaisers
Septimus Severus „ ( 143.-211. ) , Regierungszeit ab 193.

Die Denare , mit einem Silbergehalt von 80-90% wurden geschlagen ( geprägt ).
Diese aufgefundene Gußform beweißt daß echte Denare eingeschmolzen wurden .
Die relativ reine Silberschmelze , wurden anschließend mit unechten Metallen vermengt ,
oder unechte Metallrohlinge wurden , wie in Samos ,
nur mit einer dünnen Silberauflage versehen .

http://www.welt.de/kultur/history/articl...-Bonn.html

In Mitteleuropa wurden Münzverschlechterungen auch schon vor dem 30. jährigen Krieg
( 1618. bis 1648. ) vereinzelt praktiziert .

[Bild: wolff.jpg]

Bilder aus dem Museum Naumburg.

Aber so richtig los ging es dann ab ca. 1600.
Die Zeit der Kipper und Wipper begann .

Da Silber knapp war rendierte es sich nicht , Münzen mit kleinem Geldwert
zu prägen , da der Silberpreis den Wert der Münze überstieg .
Daher hackte oder schnitt man von den großen Silbermünzen
ein Stück herunter ( Kippen ) .
Um den richtigen Wert des Münzenbruchteiles festzustellen
mußte man es wägen ( Wippen ) .
Die Fürsten betrieben es aber im großen Stil , sie ließen die alten Münzen
einschmelzen und prägten Neue mit dem halben Silbergehalt .
Mit dem Ergebniss daß die Inflation zu galoppieren begann .

1570. kamen auf eine alten Taler 68. Kreuzer .
1611. schon 90. Kreuzer .
1622. waren es ca. 1000. Kreuzer .

[Bild: Jammerklag.jpg]
Der 30. jährige Krieg und die Geldbeschaffungsaktionen der kriegführenden Parteien
sowie die Kriegsfolgen gaben der Inflation immer weder Nahrung .

Da die Kaufleute das alte Silbergeld horteten wurden sie gezwungen
Dieses in das Neuere , Minderwertigere einzutauschen .

Es war eine allseits geübte Praxis .
Aber richtigerweise war es staatlich organisierter Betrug , mit verherenden Folgen .

Daß die , ob private oder staatlicherseits besoldeten , Geldfälscher und Wechsler
nicht gut angesehen waren bezeugen folgende Benennungen :

Auffwechsler , Finanzer , Ausschieber , Partierer , Landbetrieger , Müntzbescheisser , Ringerer , Beschneider , Schwächer , Wäscher , Schmelzer , Ausfürer , Abgoesser , Asswiegler , Aufwechsler , Felscher , .. ( aus Grimms „ deutsches Wörterbuch „ ) .

Das änderte sich erst als Münzreformen eingeführt wurden .
Die Großwertigen Münzen mit einem stabilen Edelmetallwert
und die Scheidemünzen aus Kupfer .

http://www.krieg.historicum-archiv.net/t...lation.htm

http://www.mv-naumburg.de/muenzgeschicht...r-u-wipper

http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6mische_W%C3%A4hrung

http://userpage.fu-berlin.de/~antike/fmi...ation.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Kipper-_und_Wipperzeit

http://de.wikipedia.org/wiki/Drei%C3%9Fi...iger_Krieg

Http://www.krieg.historicum-archiv.net/t...lation.htm

luki.

Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag Cool
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