Germanische Mythologie
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13.07.2018, 08:37
Beitrag: #9
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RE: Germanische Mythologie
(14.11.2014 16:59)Dietrich schrieb: Spannend ist die Frage, ob und wie ein religiöser Ausgleich zwischen der alteingesessenen europäischen Bevölkerung und den halbnomadischen Indoeuropäern erfolgte, die diese bäuerliche Bevölkerung überschichteten. Man will im "Wanenkrieg" der Edda einiges dazu gefunden haben, Diese Interpretation ist tatsächlich höchst spekulativ wobei wieder einmal davon ausgegangen wird, dass die Edda, welche im Mittelalter entstanden ist, "indogermanische" Verhältnisse wiederspiegeln soll. Das ganze Konstrukt kommt mir im Übrigen wie ein Äquivalent der Überlegungen von Robert Ranke-Graves vor: Der hatte eine ähnliche These für Griechenland aufgestellt, wo die Mykener (d.h. die Indogermanen) nach dem Sieg über die Minoier und Pelasger (d.h. die megalithische Urbevölkerung) ihre Götter (die Olympier und damit die Himmelsgötter) mit den "ansässigen" (Söhne und Töchter von Gaia, der Erde und damit den Erdgöttern) vermischt hätten. Ranke-Grave interpretiert dies aus denjenigen Sagen der griechischen Mythologie, die sich mit den Kämpfen zwischen Zeus und den Olympiern einerseits und den Kindern der Erde, Titanen und Giganten, beschäftigen. Die Interpretation des Wanenkriegs Asen (Olympier) gegen Wanen (Kinder von Gaia) auf Auseinandersetzungen zwischen Indogermanen und Megatlither zu beziehen kommt mir verdächtig abgekupfert vor. Zudem fussen solche Thesen ausschliesslich auf Deutungen der jeweiligen Mythologie (ob es nun die griechische oder germanische ist) und sind sonst durch gar nichts belegt. Man hat letztendlich dasselbe Problem wie beim Artus/Gral-Mythos. Man geht von einer ungebrochenen mythologisch-religiösen Tradition aus und will in aufgrund von frühmittelalterlichen/sptäantiken Sagen (Germanen) oder von antiken Sagen (Griechen) auf "indogermanisch-megaltihische" religiöse Vorstellungen schliessen. Ich persönlich bin jedenfalls überzeugt davon, dass die religiösen Vorstellungen der Istaväonen, Ingväonen und Herminonen rein gar nichts mit Asen und Wanen zu tun haben. Wenn man diese "indogermanische vs. megalithische" Konkurrenz weiterverfolgt, wird schliesslich bei der Esoterik von Göttner-Abendroth und deren Urmutter landen, welche von Europa bis China und Südamerika (pacha-mamma) verehrt worden sein soll. |
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