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Spektakuläre Fluchten und Fluchtversuche:
02.01.2014, 03:47
Beitrag: #14
RE: Spektakuläre Fluchten und Fluchtversuche:
Winston Churchills Flucht aus der burischen Gefangenschaft im Jahr 1899

Winston Churchill war ein Angehöriger des englischen Hochadels. Der Nachfahre des Herzogs von Marlborough plante nach seiner militärischen Kariere, die 1898 mit dem Sieg der Kitchener-Truppen über den Mahdi in Sudan enden sollte, ein Leben als Politiker und historischer Schriftsteller. Dies nachmilitärische Karriere begann hoffnungslos, Churchills Erstling "The River War" (Der Flusskrieg), der den Kolonialkrieg im Sudan beschrieb und General Kitchener hart kritisierte, wurde ein Bestseller und 1902 erneut verlegt. Churchills politischer Karriere kam die Konservative Partei entgegen, indem sie den Mittzwanziger den Wahlkreis eines Verstorbenen überließ. Dieser Wahlkreis Oldham lag im Herzen der Industriegebiete von Lancashire, die Wählerschaft setzte sich hauptsächlich aus Textilarbeitern zusammen. Es gelang Churchill nicht, als Abgeordneter dieses Wahlkreises in das Unterhaus gewählt zu werden. Deshalb entschloss sich Churchill für das Fortsetzen seiner militärischen Karriere.

Bereits im Oktober 1899 begann der Burenkrieg. Churchill eilte nach seiner Wahlniederlage nach Südafrika, aber nicht als Offizier der britischen Armee, sondern als Sonderberichterstatter der Tageszeitung "Morning Star". Nach der Ankunft in Südafrika verhielt sich Churchill recht unvernünftig. Obwohl er sich nur als Zivilperson in Südafrika aufhielt, nahm er an Kampfhandlungen gegen die Buren teil. Dabei begab er sich aus Übermut und Leichtsinn oft in besonders gefahrvolle Situationen. So blieb es nur eine Frage der Zeit, dass er in Kriegsgefangenschaft der Buren geriet.

Diese Kriegsgefangenschaft war für Churchill äußerst prekär. Die Buren akzeptierten ihm nicht als Kriegsberichterstatter, sondern sahen in ihm (zu Recht) eine Zivilperson, die an militärischen Aktionen teilgenommen hatte. Nach Kriegsrecht müsste deshalb Churchill vor ein Militärgericht gestellt werden, das ihm nach einigen Minuten zum Tod durch Erschießen verurteilt hätte. Aber die Buren wagten nicht, einen schon damals bekannten Angehörigen des britischen Hochadels zu erschießen. Sie hielten es für besser, ihm als möglichen Austauschgefangenen nach Pretoria zu bringen, wo Churchill unter recht laxen Bedingungen in einer früheren Schule inhaftiert wurde.

In einem Augenblick, in dem die Wachen unmerksam waren, gelang es Churchill die Mauern des Geländes zu überwinden und unerkannt zu entkommen. Churchill wusste, dass von Pretoria eine Eisenbahnlinie zur portugiesischen Hafenstadt Lourenco Marquez im heutigen Angola führte. Ihm gelang es, auf einen vorbeifahrenden Zug aufzuspringen und sich unter den leeren Kohlensäcken zu verstecken. Am darauf folgenden Morgen verließ er wieder den Zug, da er befürchtete, beim Beladen der Kohlesäcke entdeckt zu werden. Diese Befürchtungen bestanden zu Recht, die Buren hatten eine Kopfprämie von 25 Pfund Sterling auf ihn ausgesetzt. Am nächsten Tag gelang es Churchill nicht, sich den Bahngleisen zu nähern. Doch er hatte Glück, er geriet in die Obhut eines der wenigen Engländer, die zwangsweise für die Buren die Kohlebergwerke in Betrieb hielten. Dieser bis heute nicht namentlich bekannte Engländer versteckte Churchill so lange, bis die Buren ihre Suchtrupps auflösten. Nachdem sich die Situation beruhigt hatte, versteckte man Churchill in einen Kohlenwagen, der nach Lourenco Marquez fuhr, wo Churchill schließlich am 19. Dezember 1899 ankam. Von dort aus begab er sich nach Durban in Südafrika, wo er von den Briten begeistert empfangen wurde. Diese Flucht verschaffte Churchill eine enorme Popularität in Großbritannien.

Weitere bekannte Briten, deren Flucht erfolgreich war, waren die Offiziere, denen es während des 2. Weltkrieges gelang, von Colditz aus der deutschen Gefangenschaft zu fliehen oder Ronald Biggs, der im letzten Jahr verstorbene Posträuber von 1963.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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