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Monotheismus - Moses und Echnaton
12.12.2020, 12:48
Beitrag: #5
RE: Monotheismus - Moses und Echnaton
Ein Problem ist halt, dass wir nicht wirklich viel über diese Zeiten wissen, das Meiste ist doch die Interpretation von Funden und Inschriften, die nicht vollständig sind und die auch nach Vorstellung der Archäologinnen und Archäologen, Historikerinnen und Historiker, Theologinnen und Theologen etc. gedeutet oder fehl gedeutet wurden.

Die Beziehung des israelitisch-jüdischen Volkes zu Ägypten, die zumindest im Alten Testament eine prominente Rolle bekommen, der Umstand, dass in Ägypten mit dem Aton-Kult unter Pharao Echnaton die bisher einzige monotheistische Religion bis dahin belegt ist, von wir bisher wissen und der Name Moses, der als Verweis auf die Dynastie, zu welcher Echnaton gezählt wird, interpretiert werden könnte, sind zumindest Indizien dafür, dass hier ein Zusammenhang bestanden haben kann.

Wir sollten vielleicht auch nicht übersehen, dass wir keineswegs bisher mit Sicherheit wissen, warum Amenophis IV. / Echnaton plötzlich die Idee hatte, das damalige Religionssystem zu verändern. Wir wissen bisher nicht, ob er Vorläufer hatte, bei denen es gelungen ist, die Erinnerung im Unterschied zu ihm vollständig zu tilgen oder die Religionsentwicklung bereits vorher gar nicht zu polytheistisch war, wie sich nach den vielen Göttern die überliefert sind, annehmen lässt. (Das alte Ägypten war ein Großreich, da ist durchaus vorstellbar, dass der Polytheismus vielleicht strukturelle Gründe hatte - vielleicht war er ursprünglich nur der gelungene Versuch, die in den einzelnen Gebieten verehrte Lokalgottheit als Teil einer "Götterfamilie" sozusagen zu einer "reichsübergreifenden" Struktur zusammenzufassen.

Der Monotheismus des Judentums dürfte vielleicht nicht nur religiöse Gefühle gehabt haben, sondern auch jenes Merkmal gewesen sein, durch welches sich dies Gruppe von ihren Nachbarn abheben und so als Volk eine Identität bewahren konnte, die selbst Erfahrungen, wie die babylonische Gefangenschaft überdauerte. Ob die Juden wirklich das Sklavenvolk waren, wie die Bibel vermittelt, wäre ebenfalls kritisch zu hinterfragen. Wäre es vielleicht nicht auch möglich, dass die Juden ursprünglich ebenfalls Ägypter waren, die sich diesen abspalteten (vielleicht war die Religion die Ursache dafür) und deswegen das Reich der Ägypter verließen, um ihren eigenes "Reich" zu gründen. Die Geschichte um Abraham, Isaak und Jakob und die vorübergehende Ansiedlung in Ägypten könnte auch eine Legende sein, die später erfunden wurde, als die Juden / Israeliten ein eigenes Reich gegründet hatten und sich auch eine Geschichte gaben, die darauf abzielte, ihre ursprüngliche Herkunft aus Ägypten zu "vertuschen".

Bei der Frage, ob der Monotheismus wirklich ein Fortschrift war, wäre, wie üblich, zunächst zu diskutieren, was unter Fortschritt zu verstehen ist und was tatsächlich das Fortschrittliche an einer solchen Religionsform gewesen sein könnte. Schließlich haben die polytheistischen Religionen auch durchaus Vorteile.

Auffällig ist jedenfalls, dass Religion in der Geschichte relativ häufig bei der Schaffung von Herrschaftseinheiten auftaucht.

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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RE: Monotheismus - Moses und Echnaton - Teresa C. - 12.12.2020 12:48

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