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Das Bismarck ´sche Bündnissystem
29.06.2013, 22:33
Beitrag: #8
RE: Das Bismarck ´sche Bündnissystem
(26.06.2013 23:51)Sansavoir schrieb:  Bismarck unterstützte die Okkupation der osmanischen Provinz Bosnien-Herzegowina durch Österreich-Ungarn und er kannte die Suzernität des Fürstentums Bulgarien an, das alledings ggü. San Stefano verkleinert wurde. Hier ist schon eine klare antirussische Position bezogen worden, die sich in den Folgejahren auch unter der pro-österreichischen Politik des Fürsten Alexander I. von Bulgarien fortsetzte.

Ein Fehler (vielleicht der bedeutendste) der deutschen Außenpolitik war das Zulassen der französisch-russischen Annäherung in den 1890-er Jahren. Sicher, es war nicht vorauszusehen, dass die in den 1870-, 1880-er eher isolierte Dritte Französische Republik sich mit dem rückständigen Zarenreich verband.

Wäre der Zweibund mit ÖU nicht und stattdessen ein Bündnis zwischen Deutschland und Russland zustande gekommen, hätte Frankreich die Option ÖU gewählt.

Spätestens in den 1880-er Jahren hätte sich Bismarck auch um eine Annäherung an Frankreich bemühen müssen. Notfalls hätte man auf einige "Zugeständnisse" verzichten müssen. Denkbar wäre z.B. das Elsass und Lothringen gemeinsam zu verwalten oder schrittweise wieder an Frankreich zurück zu geben. Dadurch wäre Frankreich nicht mehr potentieller Verbündeter von Gegnern des Deutschen Reiches.

Hatte Bismarck auf dem Berliner Kongress tatsächlich antirussische Positionen vertreten? So argumentierte die russische Presse, aber letztlich war es doch Russland, dass gegenüber England die Vereinbarungen von San Stefano nicht durchsetzen konnte, allenfalls um den Preis eines Krieges. Bismarck trat auf dem Berliner Kongress nach eigenen Angaben als "ehrlicher Makler" auf, der möglichst neutral zwischen den Parteien vermitteln wollte und dies womöglich auch getan hat, zumindest aber ließ ihm Disraeli dezent den Vortritt. Später - vielleicht bis heute - wurde Bismarck der Vorwurf gemacht, er habe zu wenig für Russland Partei ergriffen, zumindest hätte er es England überlassen sollen die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Aber handelte Bismarck wirklich ganz uneigennützig oder fürchtete er zu Recht, dass das Reich zwangsläufig in einem russisch-englischen Krieg unter die Räder kommen musste?

Wahrscheinlich fürchtete Bismarck eher eine Achse Paris-Wien, ein Bündnis der Geschlagenen von 1866 und 1871. Ein Ausgleich mit Paris nach dem Muster klassischer Kompensationspolitik wäre auch trotz Anektion von Elsaß-Lothringen noch möglich gewesen und wurde in der Krise von 1875 immerhin angedeutet, Frankreich mit Belgien zu befriedigen, allerdings scheiterte dies an England. Der Fehler im Verhältnis zu Russland lag sicher nicht nur im Zweibund mit Österreich, der ja erst 1888 öffentlich wurde, sondern auch in dem Versuch, Russland durch wirtschaftlichen Druck die Bedeutung guter Beziehungen zum Reich spüren zu lassen. Die Folge war, dass Russland auf dem französischen Kapitalmarkt Kredite aufnahm. Der wirtschaftlichen Annäherung folgte ein Handelsbündnis. In der Krise von 1914 ging es aus französischer Sicht mehr um die Stabilisierung des wichtigsten Handelspartners, als um den Rückerwerb von Elsaß-Lothringen.
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RE: Das Bismarck ´sche Bündnissystem - Marco - 29.06.2013 22:33

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