Das Bismarck ´sche Bündnissystem
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10.07.2013, 16:09
Beitrag: #15
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RE: Das Bismarck ´sche Bündnissystem
(03.07.2013 21:19)Sansavoir schrieb: @Marco, wäre das deutsch-britische Verhältnis anders verlaufen, wenn Kaiser Friedrich III. nicht 1888, sondern erst ca. 20 Jahre später gestorben wäre? Zumindest hätte der englische König diesen Kaiser dann nicht so schnell als "most important failure in history" bezeichnet... Wir können ja über Friedrich III. nicht viel sagen, in seiner kurzen Regentschaft wurde der Hof ja weitgehend von der Kaiserin geführt. Trotz der Idee Wilhelm II. vom "persönlichen Regiment" wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Politik nicht mehr von den Monarchen gemacht, das gilt erst recht für die internationalen Beziehungen, ansonsten wäre das Verhältnis zu Russland besser gewesen, "Willy und Nicky" verstanden sich glänzend. Der Besuch von Wilhelm II. am Sterbebett seiner Großmutter, der Königin Victoria und seine Beteuerungen, er sei ja ein "halber Engländer" wurden zwar positiv zur Kenntnis genommen, haben aber das Verhältnis der Regierungen zueinander nicht nachhaltig beinflusst. Ich sehe tatsächlich den wirtschaftlichen Konkurrenzkampf zwischen der alten Vormacht des Kapitalismus und dem neuen Deutschland als eine der Hauptursachen für den britisch-deutschen Antagonismus des frühen 20. Jahrhunderts. Er begann mit dem weltweiten Wirtschaftsaufschwung Mitte der 90er Jahre und setzte sich praktisch bis 1914 fort. Die Handelspolitik Caprivis hat den Aufschwung für das Reich voll nutzbar gemacht und Deutschland in Konkurrenz zu England auf den 2. Platz befördert. Hätte Friedrich III. die deutsche Wirtschaft zur Mäßigung im Export bewegen können um die außenpolitisch ungünstige Situation Deutschlands nicht weiter zu verschlechtern? Möglicherweise hätte er in der Flottenpolitik einen anderen Ton angeschlagen. Aber letztlich darf man nicht vergessen, dass eine starke Marine im Trend lag. Kein Familienfest ohne Kinder in Matrosenanzügen. Ich sehe dem dtsch.-engl. Wettrüsten aber auch keine Hauptursache für den Ersten Weltkrieg. Entscheidend wäre gewesen, ob es Friedrich gelungen wäre die deutsch-britischen Bündnisverhandlungen positiv zu beeinflussen. Das aber bezweifle ich Angesichts der unabhängigen Position Englands gegenüber der mitteleuropäischen Politik. Solange aber Berlin über Londons Haltung unsicher war bestand auch das grundsätzliche Dilemma deutscher Außenpolitik fort, die Option zwischen England und Russland möglichst lange offen zu halten. Mit dieser Situation wäre auch Friedrich bzw. sein Kanzler konfrontiert worden, ob sie da bessere Karten gehabt hätten wage ich zu bezweiflen. Bleiben die Beziehungen zu Österreich. Es wurde ja schon gesagt, dass in der Nach-Bismarck-Zeit der Zweibund zunehmend aus einem großdeutschen Blickwinkel betrachtet wurde. Aus den Tagebüchern Friedrichs, die kürzlich veröffentlicht wurden lässt sich entnehmen, dass er tatsächlich erwog, sich von der zählweise her in die Reihe der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs einzugliedern... |
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