Das Bismarck ´sche Bündnissystem
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11.07.2013, 16:19
Beitrag: #17
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RE: Das Bismarck ´sche Bündnissystem
(11.07.2013 01:25)Sansavoir schrieb: Grundgedanke meiner Frage war, dass Friedrich und Victoria von Prinz Albert von Sachsen-Coburg vorgesehen waren, für ein gutes britisches-preußisches Verhältnis zu sorgen. Diese in den späten 1850er gehegte Politikvorstellung war wohl schon 1888, spätestens aber in den 1890er Jahren überholt. Sicherlich gab es in der Mitte des 19. Jahrhunderts zwischen Preußen und England gemeinsame Interessen was den Freihandel angeht. Palmerston hätte womöglich auch eine großdeutsche Einigung unter den Vorzeichen einer liberalen Paulskirchenverfassung akzeptiert. Im Februar 1871 sagte dann der konservative Oppositionsführer und spätere Premierminister Disraeli, dass die Deutsche Revolution den britischen Interessen abträglicher sei, als die Französische 100 Jahre zuvor. Bismarck sah in England keinen "klassischen" Verbündeten des Deutschen Reichs und zog sicher ein Dreierbündnis mit Russland und Österreich vor, die drei konservativen Monarchien als Bastion der Restauration in Europa. Aber letztlich reichte die konservative Solidarität nicht aus, um die Gegensätze zwischen St. Petersburg und Wien zu überwinden. Um die Mitte Europas zu stabilisieren war Bismarck spätestens ab der zweiten Orientkrise auf die Hilfe aus Lomdon angewiesen, folglich hat er 1888 mit Sicherheit darauf gehofft Kaiser Friedrich oder die Kaiserin als Botschafter für die deutschen Anliegen in London zu gewinnen. Auch unter Wilhelm II. genoß England als Bündnispartner eine gewisse Priorität. Das Problem war wohl eher, dass die Wilhelmstraße die Situation Englands bis zum Schluss falsch eingeschätzt hat. Ich habe ja schon in den vorherigen Beiträgen geschrieben, dass ein Bündnis mit Deutschland aus Londoner Sicht keinen sehr hohen Wert hatte. In Berlin dachte man aber bis zum endgültigen Scheitern der Bündnisverhandlungen, dass England keine andere Wahl gehabt hätte, als mit den Mittelmächten zu paktieren. Der brit.-frz. Ausgleich von 1902 und später dann die Einigung mit Rußland kamen für die deutsche Regierung völlig überraschend. In der Bevölkerung war dagegen die Stimmung gegenüber England so schlecht, wie in Rußland gegenüber Deutschland. Werner Sombart hat das Verhältnis der beiden Nationen zeitgenössisch auf den Punkt gebracht: "Händler oder Helden!" |
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