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Geschichte der Eisenbahnen
03.09.2012, 08:04
Beitrag: #4
RE: Geschichte der Eisenbahnen
3. Auf dem Weg zur modernen Eisenbahn

Die Idee, Bahnschienen aus Eisen zu machen, war nicht das Ergebnis langer Überlegungen.

Coalbrookdale in England, im Jahr 1767.
Mr. Darby betreibt eine Eisengießerei, die bisher aufgrund des siebenjährigen Krieges
sowie des englisch-französischen Kolonialkrieges
und des damit verbundenen Bedarfes an Kanonen gut floriert hatte.
Doch diese Kriege waren nun beendet, und niemand wollte Darbys Kanonen kaufen.
In der Gießerei stapelte sich unverarbeitetes Eisen.

Die entscheidende Idee, die schließlich zur Rettung des Geschäftes führte,
hatte sein Schwiegersohn, Mr. Raynolds.
Obwohl Darby eigentlich gegen diesen Plan war, nahm er einige der umher liegenden Barren
und ließ sie in lange schmale Platten umgießen.
Diese wurden dann auf die Holzschwellen der Bahn genagelt,
die die hauseigene Grube mit der Gießerei verband.

Mit gewaltigem Erfolg: Auf den neuen Schienen konnten viel größere Lasten
bei gleichem Arbeitsaufwand gezogen werden. Der Grund liegt im Reibungswiderstand,
der bei von Natur aus porösen und weichen Holz relativ groß, bei Eisen jedoch recht klein ist.
Als dann am 13. November 1767 der erste von Pferden gezogene Waggon
über diese Schienen rollte, waren die Eisenschienen erfunden.
Es war die Geburtsstunde der „Eisen-Bahn“.
Nicht umsonst hat das Eisen auch in die anderen fremdsprachlichen Bezeichnungen
für den Zug Eingang gefunden: Italienisch „ferrovia“, französisch „chemin de fer“
– nur das Geburtsland der neuen Erfindung blieb beim neutralen „railway“.

Eine Eisenschiene von Richard Trevithick aus dem Jahr 1803.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/co...and%29.jpg
GNU frei

Es war ein voller Erfolg:
Schon bald waren überall im Land – und darüber hinaus – Eisenschienen zu finden.
Doch perfekt waren sie immer noch nicht: Sie brachen relativ oft.
Als es 1820 dann dem Briten John Berkinshaw gelang, Schienen aus Stahl zu walzen,
war auch dieses Problem gelöst. Sie sind widerstandsfähiger und besser herzustellen:
Man konnte die Stücke bis zu 4,5 Meter lang machen.
Das wiederum machte die Eisenbahn rentabel,
sie wurde im großen Stil zum Massentransportmittel für Mensch und Ware.

Überall schossen „Eisenbahngesellschaften“ aus dem Boden.
Und wieder gab es ein Problem: Man hatte sich nicht auf eine eigene Spurweite geeinigt.
Jede Gesellschaft und jeder Ingenieur meinte, die eigene Spurweite sei die beste.
Auch die Generäle befürworteten das Durcheinander:
Im Kriegsfalle könne ein Feind nicht so einfach mit der Eisenbahn in die Hauptstadt
vordringen und das Land übernehmen.

Mittlerweile hat man sich da glücklicher Weise geeinigt.
In fast ganz Europa kann ein Zug „barrierefrei“ fahren.
Übrigens: Die größte Spurweite aller Zeiten hatte die Great Western Railway in England:
Sie betrug 2134 mm, also über 2 Meter. Allerdings wurde das 1892 abgeschafft.
Die kleinste bekannte Spurweite ist mit 4 mm die einer Modelleisenbahn.

Wäre ich Antiquar, ich würde mich nur für altes Zeug interessieren. Ich aber bin Historiker, und daher liebe ich das Leben. (Marc Bloch)
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