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Kleine Geschichte(n) aus Österreich :
14.02.2016, 20:18
Beitrag: #74
RE: Österreichische Kaiserkrone
(04.07.2012 14:15)Luki schrieb:  .
Servus .

Heute möchte ich Euch eine kuriose Geschichte über eine Krone erzählen .
Und zwar über die spätere österreichische Kaiserkrone .

Die Familie der Habsburger stellte einige der Kaiser des
heiligen römischen Reiches deutscher Nation

Die Kaiser wurden seit Konrad II. mit der Reichskrone gekrönt
( Alter ca. 10. Jahrhundert ).

...

Diese wurde aber , ab dem 14. Jahrhundert , mit den meisten anderen Reichskleinodien
in der Reichsstadt Nürnberg aufbewahrt und wurde nicht jederzeit gerne herausgegeben .
...

Für mich ist es vollkommen verständlich, dass die Reichsstadt Nürnberg die Reichskleinodien nicht gerne "herausgab", wenn sie wieder einmal für eine Krönung gebraucht wurden.

Das bedeutete nämlich, das die Reichskleinodien zum Krönungsort, gewöhnlich Aachen, gebracht und nach der Krönung von dort wieder nach Nürnberg transportiert werden mussten. Das bedeutete enorme Kosten, und die Stadt Nürnberg war zudem verpflichtet, diese zu ebenfalls zu übernehmen.

Im Museum in der Nürnberger Burg ist eine Zeichnung ausgestellt, die den Wagenzug zeigt, mit dem die Reichskleinodien 1452 zur Kaiserkrönung von Kaiser Friedrich III. (HRR) gebracht wurden. Mindestens 22 Wagen umfasste dieser Konvoi. Hinzu kamen noch weitere für die Eskorte. So war es natürlich auch aus Sicherheitsgründen notwendig, die Reichskleinodien mit "militärischen" Begleitschutz loszuschicken.

Bei den Kaiserkrönungen von Friedrich III. in Rom und Karl V. in Bologna kam noch hinzu, dass die Reichskleinodien nach Italien geschafft werden mussten.

Ich glaube, die Stadt Nürnberg war sehr damit einverstanden, dass es nach Karl V. keine Kaiserkrönung mehr durch den Papst gegeben hat.Big Grin

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Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg sind heute noch zu besichtigen: die Truhe, die im Heiliggeistspital aufgehängt war und wo die Reichskleinodien (oder zumindest der wichtigste Teil) aufbewahrt worden waren, und die Türe mit den berühmten Dürer-"Ideal"-Porträts von Kaiser Karl dem Großen und Kaiser Sigismund.

Offensichtlich haben die Nürnberger den Wienern bis heute nicht verziehen, dass die Habsburger / Haus Österreich während der Napoleonischen Kriege die Reichskleinodien für immer aus Nürnberg wegbrachten und sie bis heute in Wien verblieben sind. (Einige Stücke sind jetzt im Museum der Hofschatzkammer ausgestellt.)

Das erfuhr ich übrigens bei einer Führung im Heiliggeistspital in Nürnberg, wo ich mich auf die Frage, ob Österreicher in der Gruppe wären, nicht als eine solche geoutet habe. Allerdings wurde hier der "arme" Friedrich III. als der "Bösewicht" dargestellt, der die Reichskleindodien nach Wien gebracht haben soll, und das ist sicher nicht richtig. (Obwohl ich mir schon vorstellen kann, dass er, ein leidenschaftlicher Edelsteinsammler und -kenner, sie nach den Krönungen ganz gerne behalten hätte.)Sceptical

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Und zum unterhaltsamen Abschluss noch einen kurzen Ausschnitt aus einer Kriminalgeschichte, an der eine Freundin von mir zurzeit gerade arbeitet und die bisher nicht publiziert ist. Sie hat mir allerdings ausdrücklich erlaubt, diesen Ausschnitt hier posten zu dürfen. (Ich hoffe, ich verstoße damit nicht gegen eine der Forumsregeln. Falls dies der Fall ist, bitte ich die Mods / Admins diesen Teil aus dem Posting löschen Confused, und mir Bescheid geben, damit ich es nächstes Mal besser weiß.)

In der Geschichte geht es um einen fiktiven Einbruch in die Burg von Wiener Neustadt (über den Garten) im Jahr 1463 (jener Ort, wo der damalige Kaiser Friedrich III. in dieser Zeit seiner Herrschaft meistens anzutreffen war, und einige Zeit, ehe die ungarische Stephanskrone, die sich seit ca. 1440 in seiner "Obhut" befand, an den Ungarnkönig Matthias Corvinus zurückgegeben wurde - eine Bestimmung des Vertrages von Wiener Neustadt / Ödenburg.) Ein junger "ungarischer" Adeliger will diese Krone stehlen (oder seiner nach eigener Aussage zurückerobern) und da kommt es zwischen ihm und denen, die ihn überwältigt haben, zu folgendem Dialog:

„Wie kommt ihr überhaupt dazu, mir zu unterstellen, dass ich kaiserliche Äpfel stehlen wollte?“
„Wozu bricht ein Dieb in einem Obstgarten ein? Sicher nicht, weil er dort das Unkraut jäten will.“
„Da ich kein Dieb bin, kann ich seine Frage nicht beantworten. Ich jedenfalls wollte unsere Heilige Krone zurückerobern.“
Laurenz grinste. „Zurückerobern - das klingt gut. Ich habe gar nicht gewusst, dass so eine Rückeroberung aussieht. Deshalb seid Ihr durch ein Loch in der Mauer geschlüpft und im Garten gelandet. Dürfen wir wenigstens erfahren, von welchem Obstbaum der hohe Herr seine Krone zur Rückeroberung pflücken wollte?"
Der „hohe Herr“ schaute ziemlich beleidigt drein. [...] „Recht viel Aufwand dafür, diese Krone zurückzuerobern“, sagte ich dann. „Und dabei weiß doch jeder Dummkopf, dass die Heilige Krone in Nürnberg aufbewahrt wird. War das nicht Ihr früherer König, der Sigismund, der das damals für alle Zeiten entschieden hat?“
„Nun, das wäre sogar einfacher gewesen, denn die Nürnberger haben sie in keinem Obstgarten aufgehängt.“
„Und was soll der Blödsinn mit diesem Nürnberg? Ich wollte unsere Heilige Krone zurückerobern.“
„Dass die Krone des römischen Königs in Nürnberg ist, das weiß aber jedes Kind“, bemerkte Anna.
„Und wozu braucht mein edler und tapferer König diesen Klunker? Ich wollte unsere Heilige Krone zurückholen, und keinen Ersatz für diese beschaffen [...]"


Erst jetzt kapieren die drei Anwesenden (Gärtner Laurenz, "Hoffräulein" Anna und die Erzählerin), um welche Krone es wirklich geht.

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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