Moderne Erziehung und Werteverfall
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27.03.2014, 14:04
Beitrag: #42
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RE: Moderne Erziehung und Werteverfall
(27.03.2014 11:02)Renegat schrieb: Da hast du absolut recht und dieser Punkt macht mir schwer zu schaffen. Was denkst du, woher kommt dieses "komische" Ideal. Mag sein, daß es damit zu tun hat. Es kann auch durchaus sein, daß es eine Protesthaltung gegen die 68 er Bewegung ist, die ein bißchen zu emotional war und deren Auswirkungen man fürchtete und deswegen ins Gegenteil verkehrte. Ich würde grob geschätzt die Ursachen der Angst vor Aggressionen in der Ausuferung der Protestbewegung damals sehen. Aber das ist nicht wissenschaftlich, nur einfach mal geraten... Auf der anderen Seite hat sich hier im laufe der letzten 20, 30 Jahre eine "Mehr Schein als Sein"- Mentalität durchgesetzt, die wenig Spielraum für Eomtionen oder Inidivdualität läßt (was sich nicht so ohne weiteres trennen läß). Wer eine offene und ehrliche Bewerbung schreibt, hat schon verloren. Heute ist es in, Trainings zu machen wie "Wie verhalte ich mich bei Bewerbungen?". Beim Arbeitsamt bekommt man gesagt, was man tun muss, um einen Job zu bekommen, was selten genug mit der Qualifikation zu tun hat. Und auf privater Ebene muss man einfach auch immer wieder feststellen, daß es wenig gewünscht ist, wenn Menschen zeigen, was sie fühlen. Ich bin nach meinen Erfahrungen der letzten drei jahren einfach so weit, daß ich davon überzeugt bin, daß die meisten Menschen um ihren Status Quo fürchten, wenn sie ihren Gefühlen folgen. Die Fassade läßt sich oft nur aufrecht erhalten, wenn man den Schein wahrt. Was uns auch gleich zu deinem nächsten Punkt führt: (27.03.2014 11:02)Renegat schrieb:(25.03.2014 21:41)Bunbury schrieb: Ein offen ausgetragener Streit ist auf alle Fälle besser als ein nie ausgetragener Konflikt- der macht die Beteiligten krank. Vielleicht liegt es nicht zuletzt an diesem merkwürdigen gesellschaftlichen ideal, daß die Anzahl psychischer Erkrankungen steigt... Ich habe vor kurzem zwei Bücher zum Thema Burnout gelesen, die davon ausgehen, daß Burnout nicht vom Stress alleine kommt. Die beiden Psychologinnen kommen- unabhängig voneinander- zu dem Schluss, daß es nicht die Arbeitsbelastung ist, die die Menschen ausbrennen läßt, sondern die Tatsache, daß sie sich und ihre Bedürfnisse selbst verleugnen. Wer aber seine bedürfnisse selbst verleugnet, schneidet sich den Weg zur eigenen Motivation ab. Also eintönige, wenig abwechslungsreiche Tätigkeiten, die einem nicht einmal erlauben, an etwas anderes zu denken. Oder Tätigkeiten, die einem völlig wesensfremde Handlungsweisen abverlangen. Anforderungen, denen man sich nicht entziehen kann, die aber sämtliche Reserven auffressen... Auch von daher wäre es vielleicht dringend angeraten, sich einmal mit unserem Leistungsgedanken auseinanderzusetzen... Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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