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Frankreich und die "unseligen Könige" im 14. Jahrhundert
15.02.2016, 23:34
Beitrag: #8
RE: Frankreich und die "unseligen Könige" im 14. Jahrhundert
(14.02.2016 22:33)Teresa C. schrieb:  Erstaunlich ist eher, dass es dem Luxemburgern zunächst gelang, zumindest die Herrschaft über Tirol zu behaupten, Pech für sie, dass sie die Landstände letztlich nicht für sich gewinnen konnten und die Ehe zwischen Johann Heinrich von Luxemburg und Margarethe von Tirol gründlich schief ging, was nebenbei eine "Ehescheidung" zur Folge hatte, bei der reihenweise Schmutzwasche gewaschen wurde, wie man heute so schön sagt.
Und wie heute auch leider auch oft der Fall - dass hatte dann zur Folge, dass der Ruf der Eheleute schwer beschädigt wurde. Er hatte danach größte Mühe, den Ruf, impotent zu sein, wieder los zu werden (eine weitere Eheschließung für ihn wurde erst in Betracht gezogen und letztlich auch verwirklicht, nachdem es ihm gelungen war, mit der Zeugung eines unehelichen Sohnes sozusagen den Beweis zu liefern, dass er zumindest nicht gänzlich impotent war), und bis heute wird ihm sexuell gestörtes Verhalten in seiner ersten Ehe nachgesagt. Die ihr nachgesagte monströse Hässlichkeit und der fragwürdige Lebenswandel (zu dem es in zeitgenössischen Quellen, die seriös scheinen, keine Hinweise gibt) dürften ebenfalls mit dieser "Ehescheidung" zusammenhängen.

Immerhin konnten sich Margarethe von Tirol und ihr zweiter Ehemann Ludwig der Brandenburg, Markgraf von Brandenburg und später Herzog von (Ober-)Bayern (der Sohn von Ludwig IV.) in Tirol trotz widriger Umstände, wie Interdikt und Kirchenbann (als Folge von parteiischen Päpsten, die mit den Luxemburgern / Karl IV. sozusagen "verbandelt" waren) bis zu seinem Tod behaupten, was eigentlich nicht für Scheitern spricht. Margarethe Maultasch hätte wahrscheinlich eine bessere "Presse" in den späteren Jahrhunderten gehabt, wenn ihr Sohn und Nachfolger Meinhard III. nicht so jung gestorben wäre oder wenigstens legitime Nachkommen hinterlassen hätte. Dann wären sie und Ludwig der Brandenburger wohl als Begründer/in einer neuen Dynastie (und mit positiven Image, wie es so schön heißt) in die Geschichte eingegangen.

Jedenfalls liefert der Fall der Margarethe Maultasch ein weiteres Beispiel dafür, wie unter frag-würdigen Fakten eine historische Sicht für spätere Generationen entsteht.

Das stimmt. Hast wohl auch Feuchwanger gelesen? Die Ehe zwischen Johann Heinrich von Luxemburg und Margarethe von Tirol wurde von ihren Vätern arrangiert. Politisch steht sie für die Versöhnung zwischen Luxemburgern und Meinhardinern. Offensichtlich passten aber Braut und Bräutigam nicht zusammen, so dass bereits 1341/42 die Ehe als gescheitert galt. Dieses Scheitern der Ehe bedeutete aber vor allem auch ein Scheitern der luxemburgischen Politik. Eine Folge davon war, dass in Böhmen begonnen wurde, die Regierungsverantwortung immer mehr auf Karl zu übertragen. Johann hielt sich danach hauptsächlich in Frankreich auf.

Das Fehlen männlicher Nachkommen bzw. das Erlöschen einer Dynastie führt häufig dazu, dass deren Politik als falsch, zum Untergang verurteilt bewertet wird. Oft ist es nur Zufall. Johann Heinrich wurde nach seiner Vertreibung aus Tirol Markgraf von Mähren. Er hatte aus seiner zweiten Ehe mehrere Kinder, darunter Jobst von Mähren, der bis 1361 als Thronfolger Karls IV. galt. Erst die Geburt des späteren Wenzels IV. führte dazu, dass der mährische Familienzweig ins zweite Glied rücken musste.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Frankreich und die "unseligen Könige" im 14. Jahrhundert - Sansavoir - 15.02.2016 23:34

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