Mittelamerikanische Kulturen ( Mesoamerica )
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08.07.2012, 15:10
Beitrag: #103
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Azteken . Die Ehe I.
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Die Lebensgemeinschafts - Modelle bei den Azteken : Die Mädchen waren mit 15. Jahren Ehetauglich und wurden meist auch in dieserm Alter verheiratet . Die Männer wurden für die Arbeiten an öffentlichen Bauten ( z.B.: größere Bauarbeiten ) gebraucht . Und natürlich waren sie auch durch die andauernden Kriegführung , als schnelle Eingreifstruppe , gefordert . Daher durften sie erst im Alter von 20. bis 30. Jahren heiraten . Eher erst nach dem 25. Lebensjahr . Da bei den Völkern des Tales von Mexico das Leben in Abschnitten eingeteilt war wurde das Erreichen eines Neuen immer festlich begangen . Und jeder Lebensabschnitt war mit neuen Aufgaben und Verpflichtungen verbunden . So auch die Gründung eines eigenen Hausstandes . Von der jungen Familie wurde erwartet daß sie mehrere Kinder bekommt und diese so erzieht daß Jene gottesfürchtige und untertänige Angehörige des Reiches werden . Die Familie selbst hatte , in ihrem Capulli , selbstverständlich die ihr aufgetragenen Tätigkeiten unbeanstattet zu verrichten und sich unauffällig in die Gemeinschaft einzufügen . Es gab drei Möglichkeiten einer Lebensgemeinschaften . Theoretisch war für alle Männer die Polygamie möglich . Aber praktisch galt sie nur für die Adeligen . Denn sogar die offt sehr Reichen Pochtecah ( Fernhändler ) pflegten die Einehe . Denn da sie ja nicht protzen durften wären mehrere Frauen ein Zeichen von Reichtum und Protz . Und das mußten sie vermeiden . Dazu später mehr . Für das Volk war , auch finanziell , die Einehe eine Selbstverständlichkeit . Die von den Eltern vermittelte Ehe : Sie war die Angesehenste und besaß den höchsten Status , da ja offiziell und öffentlich zwei Familienklans hinter der neuen Familie standen . Die Eltern des Bräutigams berieten sich mit den wichtigsten Personen des eigenen Klans und der Familie , welche jungen Damen , und ihre Familien , am Besten zur eigenen Familie passen würde . Dann wurde eine sehr angesehene Heiratsvermittlerin beauftragt vorzufühlen , wobei auch die Verwandtschaft der Braut um ihre Meinung befragt wurde . Es heirateten ja praktisch zwei Familien . Und bei etwaigem Interesse wurden von der Kupplerin auch die Eheverhandlungen geführt . Waren sich die Familien einig mußte der Tag der Hochzeit festgelegt werden . Aber es wäre den Azteken niemals eingefallen einen willkürlichen Tag zur Eheschließung festzusetzen . Es mußte ein Glücksverheißender sein . Von den Monatstagen kamen da Quduhtli ( Adler ) , Cipactli ( Krokodil ) , Acatl ( Rohr – Binsen ) und Ozomahtli ( Affe ) besonders in Frage . Um den günstigsten Hochzeitstag herauszufinden mußten sich die entscheidenden Familienmitglieder zum Wahrsagepriester begeben , der nach aufwendigem Studium den günstigsten Tag festsetzte . Dann ging es an die Vorbereitungen . Tage vor der Eheschließung wurden schon Bekannte und Verwandte bewirtet . Ebenso die ihre Glückwünsche und Belehrungen abgebenden zuständigen Honoratoren . Von den Frauen der engeren und weiteren Familie des Bräutigams wurde dann viel Vorgekocht , denn das Fest dauerte nach der Eheschließung einige Tage . Am Hochzeitstag wird die Braut im Elternhaus nochmals gebadet und dann festlich geschmückt . Anschließend wartet sie , auf einer Matte neben der Herdstelle sitzend , auf den Abtransport . Größere Auflösung : http://3.bp.blogspot.com/-dd_FrGqwtcw/Tm...io_61r.jpg Am Abend wird dann die Braut in eine Decke gesetzt und von einer älteren Frau am Rücken , in einer feierlichen Prozession zum Haus des Bräutigams getragen . Die schon dunklen Gassen wurden von Fackelträgern beleuchtet . Dort wurde sie neu eingekleidet und Braut und Bräutigam setzen sich gemeinsam auf eine Matte vor dem Herdfeuer , daß von da an , bis zum Ende der tagelangen Feierlichkeiten nicht mehr ausgehen durfte. Auf der Matte sitzend werden die Huipilli ( Bluse ) der Braut , die links vor dem Herd sitzt , mit dem Tilmahtli ( Umhang ) des Bräutigams , rechts vor dem Herd sitzend , von einer älteren Ticitl ( Frauenärztin -Hebamme ) miteinander verknüpft . Und das bedeutete , wie bei uns das Anstecken der Eheringe , die Ehe war geschlossen . Dann bekamen sie von den Eltern , den wichtigsten Verwandten , der Ticitl und den Honoratoren und Priestern Ermahnungen und Ratschläge auf ihren neuen Lebensabschnitt mit . Z.B.: an die Beiden , frei aus dem Buch ; Das Reich der Azteken , Berthold Riese . Oh , ihr meine Jüngsten , meine Kinder , bietet alle Kraft dafür auf ! Vielleicht wird euch der Gebieter ( der Gott Huitzilopochtli ) , unser Herr ein langes Leben lassen ? Oder kommt hier schon sein Stein , sein Holz ( bedeutete Strafen ) . Denn wir wissen nicht wie wir in fünf oder zehn Tagen auf der Erde leben werden . Nach so , optimistischen und ermunternden Reden konnte die glückliche Ehe beginnen . Aber das Wichtigste fehlt noch . Die Ehe mußte ja auch vollzogen werden . Nach den aufbauenden Worten wurde die Frischvermählten in eine Kammer verbracht , die sie vier Tage lang nicht verlassen durften . Der Eingang wurde sogar von Familienmitgliedern bewacht . Natürlich bekamen sie ausreichend Getränke und Speisen . Aber wenn sie für vier Tage die Kammer nicht verlassen durften , wie sah es mit der Notdurft aus ? Gab es sowas wie ein Topferl ( Nachtgeschirr ) ? Wurde das Volle beim Speisennachschub ausgetauscht ? Auf jeden Fall lernte man so , in der engen Kammer , den neuen Partner intimst kennen , auch olfaktorisch . Die Hochzeitsgesellschaft feierte und speiste derweilen vier Tage lang . Im nächsten Teil geht’s um die beiden anderen Formen der Lebensgemeinschaft . Luki. Und übrigens , Morgen ist auch noch ein Tag |
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