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Die Zukunft des Morgenlandes:
05.07.2014, 16:12
Beitrag: #9
RE: Die Zukunft des Morgenlandes:
(03.07.2014 18:27)Regenbogensonne schrieb:  Besonders Afghanistan, habe schon von vielen gehört (Afghanen), dass sie Angst haben - das wesltiche System in Afghanistan zu übertragen und ihnen sind die Traditionen/ Werte sehr wichtig und eben andere.

Dadurch sind sie sehr kritisch gegenüber dem Westen...

lg

Die heutige Situation in Afghanistan ist eine Folge des "Kalten Krieges". Der Sturz des (mehr oder weniger verdeckt pro-sowjetischen) Königs im Jahr 1973 beendete das traditionelle Leben, führte aber auch nicht zu einer nachhaltigen Modernisierung des Landes. Folgerichtig wurde im April 1978 der Sturz des pro-amerikanischen Präsidenten Mohamed Daud durch eine vom sowjetischen KGB unterstützte Aktion der afghanischen Kommunisten ohne nennenwerte Gegenwehr hingenommen.

Erster Widerstand gegen das nun offen pro-sowjetische Regime regte sich erst, nachdem sich neben der prosowjetischen Fraktion eine pro-chinesische Fraktion der Kommunisten herausgebildet hat, die sich gegenseitig bekämpften und ihre Gegner, aber auch alle Andersdenkende terrorisierten. Im September 1979 setzten sich die pro-chinesischen Kommunisten durch, die ihre noch lebenden prosowjetischen Gegner gezielt vernichteten. Dies veranlasste die sowjetische Führung am 27. Dezember 1979 Afghanistan militärisch zu besetzen.

Für die USA war das eine außenpolitische Niederlage. Nach der Ausrufung der "Islamischen Revolution" in Iran und der Errichtung des Islamischen Staates unter Khomeini im Februar 1979 gerieten die USA in diesem geografischen Raum in die Defensive. Deswegen unterstützten sie die politisch und ethnisch recht heterogenen Mudjahedin, mit deren Hilfe der Abzug der Sowjets im Februar 1989 erzwungen wurde. (Es gehört zwar nicht direkt hierher, aber die meisten sowjetischen Afghanistansoldaten, so genannte „Afghantschiki“ gehören zu den Verlierern der postsowjetischen Gesellschaften).

Eine mögliche Demokratisierung des Landes nach 1989 kam nicht zustande, weil die mit US-amerikanischer Hilfe emporgekommenen Warlords (z.B. Rashid Dostum oder Ahmad Massoud) sich eher als Führer einer Ethnie oder Herrscher eines Landstriches sahen und so auch handelten. Sie hatten weder das Verständnis noch den Willen, selbst ein demokratischer Politiker (nach westlichen Vorbild) zu werden, noch Ambitionen ihrer Gefolgschaft in diese Richtung zu fördern. Geeint hat sie der Kampf gegen das kommunistische Nadjibullah-Regime. Nachdem dieses 1992 gestürzt wurde, eskalierten die Konflikte innerhalb der verschiedenen Mudjahedin-Gruppen. Neben den US-amerikanischen Geheimdiensten etablierte sich zusätzlich der pakistanische Geheimdienst, der pro-islamische Gruppierungen wie die Taliban unterstützte. Es ist sicher kein Zufall, dass Ahmad Massoud, der Führer der Nordallianz am 9. September 2001, also zwei Tage vor dem „Nine Eleven“ ermordet wurde.

Zwar konnten die seit 1997 bestehende Herrschaft der Taliban über ganz Afghanistan im Jahr 2002 beendet werden, aber sie kontrollieren nach wie vor Teile des Landes. Der vom Westen auserkorene Präsident Hamid Karzai ist ebenfalls in Clanstrukturen eingebunden. Einer seiner Brüder lebt von Drogengeschäften, ein Halbbruder wurde von Taliban-Attentäter umgebracht. Es müsste eigentlich jedem klar sein, dass von Hamid Karzai keine demokratischen Entwicklungen oder der Aufbau einer demokratischen Gesellschaft zu erwarten ist. Welchen Weg Afghanistan in Zukunft bestreitet, ist sicher noch offen. Eine Sache ist jedoch klar, eine Rückkehr in das Afghanistan vor 1973, dem Traumland westlicher Hippies und Aussteiger wird es nicht geben.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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Die Zukunft des Morgenlandes: - WDPG - 17.06.2014, 21:50
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