Schottlands Referendum
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10.11.2014, 15:14
Beitrag: #46
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RE: Schottlands Referendum
(10.11.2014 13:12)Suebe schrieb: Das hat mich bisher lediglich am Rande beschäftigt. Erstens würde ich deutschen Zeitungen in Bzeug auf Schottland nur eingeschränkt Glauben schenken. Wenn ich allen Ernstes zwei Tage vor dem Refrerendum in einem Artikel, der über dpa verkauft wurde, lesen kann, daß die Schotten den Engländern nie verziehen haben, daß sie die von ihnen so heiß geliebte Maria Stuart enthauptet haben, habe ich so meine zweifel daran, daß Deutsche Zeitungen seriös berichten. Die Unabhängigkeitsbestrebungen in den Balkanstaaten waren nach deutscher Lesart gut und deswegen wurde positiv darüber berichtet, wie notwendig sie sieen, die schottischen sind natürlich schlecht... Aber das ist ein andres Thema. Und zweitens kann man das Deutsche System nicht mit dem Britischen vergleichen. Deutschland hat 16 Bundesländer, die gleichberechtigt sind, aber dem Gesamtstaat als solches untergeordnet sind. Wir haben einen Bundesrat, über den auch die Länderparlamente gesetzgebend mitwirken, womit sichergestellt ist, daß die Länder so mehr oder weniger gleichberechtigt sind. Gut, lassen wir die Bayern mal außen vor... Schottland und England sollten ein Zusammenschluss zweier gleichberechtigter Staaten sein. Sind sie aber nicht- England dominiert in jeder Beziehung. Zwar hat das schottische Parlament das recht, über inerne Angelegenheit selbst zu entscheiden, aber Das parlament in Westminster kann jede schottische Entscheidung überstimmen- und tut es mit schönster Regelmäßigkeit auch. Kannst du dir vorstellen, was passieren würde, wenn der Bundestag ein Gestz, das der Seehofer in bayern verabscheidet, für ungültig erklärt? Letztendlich dürfen die Schotten also nur das autonom regeln, was London ihnen erlaubt. Die "Autonomie" besthet vor allem, daß die Schotten ihre verwaltung selbst regeln dürfen- aber wie gesagt, London kann jederzeit eingreifen und etwas anderes anordnen. Die britischen Atomwaffen lagern nicht allzuweit entfernt von Glasgow- die Schotten wollten sie nicht, haben aber keine Chance, wenn London das so entscheidet. Die Schotten dürfen keine Steuern erheben, um ein Sozialsystem zu finanzieren, wie es ihnen vorschwebt. Sie dürfen über Teile ihres Gesundheitssystems und ihr Bildungssystem bestimmen, mehr nicht. Die Haltung der britischen Regierung zur EU gefällt ihnen nicht, aber auch hier werden sie aus London regelmäßig überstimmt.. Und nicht zu vegessen- in Schottland bekommt Labour rund 70% der Stimmen. regiert werden sie seit Jahren von Tories. Man hat also in Schottland immer das Gefühl, nur 2. Klasse zu sein. In Deutschland funktioniert es einigermaßen, weil mit vielleicht Ausnahme der Bayern allen eines gemeinsam ist- ob Hessen, Schwaben oder Sachsen- in erster Linie sind sie Deutsche. Die Schotten haben versucht, sich als Briten zu sehen. Die Engländer dagegen nur sehr vereinzelt. Sie waren immer Engländer. Und da liegt letztendlich der Kernpunkt des Problems. Gleichberechtigte Partner waren sie nie. Wenn London ein zweites Referendum verhindern will, dann müssen sie den Schotten vor allem zugestehen, ein Stück weit mehr über ihr Land bestimmen zu dürfen. Man stelle sich vor, Niedersachen würde entscheiden, in Bayern ein Atomkraftwerk zu bauen und die Bayern könnten nichts dagegen tun.... Selbst denken ist nicht selbstsüchtig. Wer nicht selbst denkt, denkt überhaupt nicht
Oscar Wilde
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