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Analphabetismus heute bei uns
17.09.2014, 15:58
Beitrag: #49
RE: Analphabetismus heute bei uns
(16.09.2014 19:16)913Chris schrieb:  Noch was:
http://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/ha...o,-182,260 (= Rainer Block: Determinanten der preußischen Alphabetisierung im 19.Jahrhundert. In: Historical Social Research 21 (1996), 1, pp. 94-121. )

Hier steht (S.100, Anm.), dass bei den Rekruten nur die als Analphabeten galten, die wirklich gar nichts, nicht mal ihren Namen schreiben konnten. Funktionelle Analphabeten wurden hier nicht erfasst.
Weiterhin passen die Zahlen für die Rekruten gut zu denen der Bräutigame und denen der männlichen Bevölkerung nach der Volkszählung von 1871.

Auf S.101/102 schreibt der Autor, dass die Analphabetenzahlen bei den preußischen Rekruten in den 1830er und 1840er Jahren stark rückläufig waren (wohl eine Folge der preußischen Maßnahmen zur Steigerung der militärischen Stärke des Landes nach der Niederlage von Jena und Auerstedt), danach wieder leicht anstieg (in Preußen setzte damals vor dem Hintergrund der politischen Restauration ein Rückrudern in Sachen Volksbildung ein), um in den 1860er Jahren wieder auf dem Niveau der 1840er Jahre zu landen (ein Ausdruck der zunehmenden Industrialisierung Preußens plus wirtschaftlichem Aufschwung). Erst seit den 1870er Jahren sinkt die Analphabetenquote wieder langsam, um in den 1890er Jahren einen Tiefpunkt von 1% aufzuweisen (die "Bildungsoffensive" des neu gegründeten Deutschen Reichs zeigte also Erfolge).
Das sind wohl gemerkt alles Zahlen über MÄNNER. Frauen waren ja keine Rekruten.

Die Studie zeigt weiterhin krasse regionale Unterschiede: Im Rheinland z.B. waren die Regierungsbezirke Köln, Aachen und Düsseldorf in Sachen Alphabetisierung viel schlechter gestellt als die Bezirke Koblenz und Arnsberg. Ähnliche Mischverhältnisse zeigen sich in Schlesien und anderswo in Preußen.

Wenn man also aus den nur 1% Analphabeten um 1890 herum schlussfolgert, dass dann auch bei den Frauen eine sehr niedrige Analphabetenquote geherrscht haben muss (wenn er auch evtl. etwas höher lag als bei den Männern), muss man demzufolge auch schlussfolgern, dass man die einzelnen Regionen sehr genau betrachten muss, um schlüssige Aussagen machen zu können.

Mein bayerisches Dorf mag eine viel höhere Quote an Analphabeten gehabt haben als z.B. die Stadt München. Ich tippe mal, dass sich diese Aussage auf die meisten ländlichen Gebiete des damaligen Bayern erweitern ließe.

VG
Christian


Den Lehrer, die Schule usw. usf was da alles dran hing, musste die Gemeinde bezahlen.
Und im ländlichen landwirtschaftlichen Bereich sah man keinen Vorteil der aus der Bildung resultiert hätte.
Das war keine Bildungsfeindlichkeit in dem Sinn, lediglich pragmatisch gedacht.

In den Städten war es ca. 1800 schon anders, im Handwerk ließ sich nicht mehr alles durch "abschauen" erlernen.
Da war die Bereitschaft zur Besoldung eines Lehrers natürlich deutlich größer. Natürlich hat man trotzdem immer versucht, den Schulmeister um einen Teil seines Salärs zu bescheißen. Stand von Staats wegen dem Schulmeister 250 Gulden im Jahr zu, hat man ihn mit 210 abgefunden, die schlechten Zeiten.....

Wobei, das geschriebene gilt für die "deutsche Schule" die Lateinschule ist ein anderes Thema.

"Die Inflation muss als das hingestellt werden, was sie wirklich ist, nämlich als Betrug am Staatsbürger, der um einen Teil seines Einkommens, aber noch mehr um seine Ersparnisse gebracht wird.!" (Ludwig Erhard, Bundeskalnzler 1963 bis 1966)
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RE: Analphabetismus heute bei uns - Suebe - 17.09.2014 15:58

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