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Die Sau die "gestern" durchs Dorf gejagt wurde. Presseschau
04.03.2017, 18:20
Beitrag: #11
RE: Die Sau die "gestern" durchs Dorf gejagt wurde. Presseschau
Laut Medien ist ja unser schönes Sachsen ein Hort dumpfer Nationalisten. Gestalten wie der Zugreiste Holger Apfel oder der einheimische Sachse Lutz Bachmann erfreu(t)en sich einer bundesweiten Bekanntheit. Jeder kennt den Mob und die nicht besseren Dorfpolizisten von Clausnitz und dass der Leiter einer Unterkunft für Migranten AfD-Mitglied sein darf, ist wohl auch nur in Sachsen möglich.

Lang ist es her, damals in den grauen oder braunen Vorzeiten um 2015/16. Jetzt sind völlig andere Zeiten, Leipzig scheint ein neues London zu Zeiten Jacks the Rippers zu sein - wenn man der Lokalpresse traut. Oder ein kosmopolitisches Sodom und Gomorrha. Jahrzehntelang kannten die Leipziger "Stückelmörder" nur aus Kriminalromanen oder -filmen, die meist in Nordamerika wirkten, also in einem Gebiet weit weg von Leipzig.
Und nun? An den Ufern der Weißen Elster bzw. des Elsterflutbeckens werden Leichenteile gefunden und in einem Badesee, dem Bagger, stoßen Hobbytaucher auf versenkte Reste zweier Menschen.

Fall 1:
Die Ereignisse geschahen bereits 2011, aber sind zurzeit wieder recht präsent. Opfer und Täter waren zwei junge Männer, die aus zwei verschiedenen, in Sachsen-Anhalt liegenden Städten stammten und seit einigen Jahren als Arbeitslose in Leipzig lebten. Das Opfer hatte einen vietnamesischen Vater, war in der Manga-Szene aktiv und bekannte sich zu seiner Homosexualität. Der Täter lebte isoliert, verbrachte viel Zeit mit dem Anschauen von Gewaltfilmen und verbarg seine homosexuellen Neigungen.

Täter und Opfer haben sich bei einer Maßnahme des Arbeitsamtes kennengelernt und sich trotz ihrer Unterschiedlichkeit angefreundet. Deswegen nahm das Opfer arglos die Einladung des Täters an, gemeinsam dessen 23. Geburtstag in dessen Wohnung zu feiern. Ein tödlicher Fehler! Der Täter hatte bereits den Mord geplant und eine Eisenstange als Tatwerkzeug, Reinigungsmittel und Müllbeutel bereit gestellt. Er erschlug das Opfer, zerstückelte dessen Leiche und warf die Überreste in die Weiße Elster. Zwei Teile später fand man etwa 1 km flussabwärts einige Teile der Leiche. Zuerst wurde vermutet, dass die vietnamesische Mafia mit dem Verbrechen in Verbindung steht. Aber aufgrund der Vermisstenanzeige von Freunden des Opfers aus der Manga-Szene konnte die Identität des Opfers geklärt werden. Nachdem das Opfer identifiziert wurde, konnte der Täter rasch ermittelt werden. Er wurde inzwischen zu 14 Jahren Haft verurteilt, ein Urteil, das unter der geforderten Höchststrafe von 15 Jahren blieb. Des Weiteren muss sich der Täter in psychiatrische Behandlung geben, diese Zeit wird als Haftstrafe angerechnet. Fachleute gehen davon aus, dass der Täter mehr als 14 Jahre zur Therapie braucht. Es ist aber nicht auszuschließen, dass er in ca. 20 Jahren wieder ein freier Mann sein kann.

Fall 2:
Ende Juli 2016 stießen Hobbytaucher auf zwei, im Baggersee versenkte Leichen. Die Opfer waren ein tunesisches Ehepaar, deren Leichname zerstückelt waren und in, mit Ziegelsteinen erschwerten Müllsäcken versenkt wurden. Der Täter wurde rasch ermittelt. Es war ein 2015 zugereister Landsmann, der seit einigen Tagen als Untermieter bei dem seit vielen Jahren als Geschäftsleute arbeitenden Ehepaar lebte. Die Opfer waren nicht bereit, dem Täter Geld zu leihen. Es kam zu Streit, der mit dem Tod des Ehepaars endete. Der Täter stahl das in der Wohnung befindliche Bargeld, zerstückelte die Leichen und transportierte sie in den ca. 3 km entfernt liegenden Baggersee. Der Prozess gegen ihn begann im Januar 2017, ein Urteil wurde bisher noch nicht gefällt.

Fall 3:
Über diesen Fall wurde in den letzten Tagen besonders ausführlich berichtet. Im April 2016 wurden ebenfalls an den Ufern der Weißen Elster Leichenteile gefunden. Es stellte sich heraus, dass das Opfer eine seit fünf Jahren in Leipzig lebende Portugiesin war, die man als hübsch und lebenslustig beschrieb, wobei das „lebenslustig“ einen Unterton hatte, der an Arbeitszeugnisse erinnerte. Der Fall schien so, als ob er nie aufgeklärt werden würde.

Vor ein paar Tagen wurde in einem zerfallenden, aus dem 18. Jahrhundert stammenden Haus, das zufälligerweise einen meiner früheren Kollegen gehört, die Überreste einer seit November 2016 vermissten jungen Frau und Mutter eines dreijährigen Kindes gefunden, deren Identität nur anhand ihrer vier oder fünf WGT-Bändchen ermittelt werden konnte. Beim Wave-Gotik-Treffen (WGT) gibt es nur eine Eintrittskarte für alle Veranstaltungen. Jeder Teilnehmer erhält am Anfang der Veranstaltung ein Bändchen, das am Arm getragen wird und den Träger damit als Teilnehmer des WGT ausweist. Sinn und Zweck solcher Bändchen ist die Vereinfachung des Einlasses. Diese Bändchen sehen recht hübsch aus und werden von einigen Teilnehmer und Teilnehmerinnen auch nach dem WGT getragen, sei es als Schmuck, Andenken oder Trophäe. Ich selbst habe meine WGT-Bändchen auch noch, allerdings nicht mehr am Arm tragend.

Nachdem die Identität dieser jungen Frau geklärt wurde, konnten Parallelen zwischen ihr und der Portugiesin festgestellt werden. Beide waren Besucherinnen von zwei Lokalen in Lindenau, einem Stadtteil mit vorwiegend Gründerzeitbebauungen, in dem vorwiegend junge Leute, ledige Mütter, Rentner oder Ausländer leben und in dem auch der Täter aus Fall 1 lebte. Die Kripo beschäftigte sich deswegen mit den Bar-Stammgästen und luden Männer, die in beiden Lokalitäten verkehrten als Zeugen ein. Unter diesen Zeugen war ein Mongole, der sich während seiner Aussage in Widersprüche verstrickte. Er war in den beiden Lokalen als Gast bekannt, galt als ein vielbeschäftigter und gut verdienender Handwerker, lebte aber tatsächlich nur von Gelegenheitsarbeiten am Rande des Existenzminimums. Er hat inzwischen die beiden Morde gestanden. Der Täter ist ein Familienvater, der vor fünfzehn Jahren mit seiner Familie nach Deutschland einwanderte und seitdem in einer sächsischen Kleinstadt lebte. Er trennte sich vor ein paar Jahren von seiner Familie und zog nach Leipzig. Inzwischen wird er verdächtigt, eine seit 2015 vermisste Tschetschenin, die ebenfalls in den beiden Lindenauer Lokalen verkehrte, ebenfalls ermordet zu haben.

Wenn man sich mit diesen Fällen beschäftigt, wirken die im vergangenen Jahr stattfindenden Straßenkämpfe zwischen Hells Angel und Tribuns wie Kindergartenpartys und über den einst so berühmten „Türsteherkrieg“ redet kein Mensch. Der „Türsteherkrieg“ brach gegen 2008 aus und war ein Nachfolgekampf. Seit den 1990er Jahren wird die Leipziger Unterwelt von verschiedenen Gruppen dominiert. Der Handel mit Heroin und Kokain wurde von einer algerischen Mafia gesteuert, deren Strukturen um das Jahr 2005 zerschlagen wurden. Seit dem kämpfte ein in Halle wirkender Ableger der albanischen Mafia von Hamburg mit einer multinationalen, vorwiegend aus der GUS, dem Libanon und dem Irak stammender Clique, die sich im Türsteher- und Boxermilieu etabliert hatte um die Nachfolge. Dies gipfelte 2008 in den Türsteherkrieg, bei dem mindestens ein völlig Unschuldiger ums Leben kam.
Es klingt deshalb etwas makaber, wenn ich sage, Leipzig ist eine ganz normale Großstadt mit ihren Problemen, vor denen die Bewohner des Umlandes Angst haben.

Nun ja, zum Wohnen auf dem Lande fällt mir das kleine, ca. 25 km von Leipzig liegende Städtchen Groitzsch ein, dessen Bevölkerung vor ein paar Jahren völlig überfordert mit mehreren Fällen umgehen musste. Zuerst erschoss sich auf dem Gelände der Wiprechtsburg ein Mann, der in Groitzsch mit seiner Familie lebte, aber den man zur Görlitzer Staatsanwaltschaft versetzt hatte und dort offensichtlich in einem Sumpf aus Politik und Unterwelt versank. Dann irrte im Spätwinter eine verzweifelte und verwirrte Frau mit ihren drei Kindern auf einen Feld herum, wo sie erfroren. Später fand man in einer ehemaligen Schuhfabrik zwei erschlagene Jugendliche und ein 27-jähriger wurde dort beim Schrott entwenden erschossen. Als Täter für die drei Morde wurde ein Bayer ermittelt, der das ehemalige Betriebsgelände gekauft hatte, was jedoch nicht den Opfern bekannt war, da das Gelände weder umzäunt und abgesperrt war und auch nicht als Privateigentum ausgewiesen war. Der Täter erhielt eine lebenslängliche Strafe.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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RE: Die Sau die "gestern" durchs Dorf gejagt wurde. Presseschau - Sansavoir - 04.03.2017 18:20

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