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Parallelgesellschaft-Subkultur-Ghetto+Nationale Minderheiten
05.01.2015, 20:41
Beitrag: #11
RE: Parallelgesellschaft-Subkultur-Ghetto+Nationale Minderheiten
(05.01.2015 10:31)Renegat schrieb:  Aktuell ist durch Pegida aber auch schon vorher oft von Parallelgesellschaften die Rede.
Da klingt es manchmal so, als würden Migranten absichtlich in ein bestimmtes Stadtviertel ziehen, um dort eine Parallelgesellschaft zu gründen, weil das so schön gemütlich und das Viertel so nett ist.

Dabei ist das Wort Parallelgesellschaft eine relativ neue Wortschöpfung, für Umstände, die fast so alt sind wie die Menschheit. http://de.wikipedia.org/wiki/Parallelgesellschaft

Mich interessiert an diesem Thema nicht nur die aktuelle Situation, sondern ich würde gerne auch rückwärts gucken und Beispiele von historischen Parallelgesellschaften diskutieren.

(05.01.2015 14:20)Bunbury schrieb:  Ich mag den Begriff "Parallelgesellschaften" einfach deswegen nicht, weil es eben seit der steinzeitlichen Stammeskultur nicht mehr üblich war, daß alle Menschen die gleichen kulturellen Vorstellungen und Bedingungen teilten.

Ich mag ihn auch nicht, deshalb der Thread. Die schreckliche Bedrohung durch Parallelgesellschaften ist z.Zt. aber in aller Munde.
Das klingt dann nach einem ganz neuen Phänomen.

(05.01.2015 14:20)Bunbury schrieb:  Ein typisches Beispiel für "Parallelgesellschaften" war der Feudalismus. Oder will ernsthaft irgendjemand behaupten, die Bauern und der Adel hätten nach den gleichen Regeln am gleichen Platz gelebt? Beide bildeten strang genommen "Parallelgesellschaften", wo der eine sich nicht mit dem anderen gemischt hat. Auch hier gab es zwangsläufig Überschneidungen, meist mit ungutem Ausgang für die Bauern.

Das Thema ist vielschichtig, wahrscheinlich muß man vertikale von horizontalen Schichtungen unterscheiden, das ist dann aber nicht mehr parallel.
Das in den Vorbeiträgen genannte Nebeneinander von Protestanten und Katholiken war schon ein bißchen paralleler = nebeneinander als die Ständegesellschaft. Die zugezogene anderskonfessionelle Minderheit bildete zuerst aber immer die Arbeiterunterschicht, bis auf Chris´Ingolstädter Soldaten.

(05.01.2015 10:31)Renegat schrieb:  Für mich sind dabei 2 Aspekte relevant.
1. Wohnviertel, Wohnungsmarkt,
heute überwiegend in privatwirtschaftlicher Hand. Das bedeutet, der Staat, die Kommune hat kaum noch Einfluß auf die Zusammensetzung von Wohnvierteln. Menschen der Unterschicht werden in bestimmte Viertel abgedrängt, weil sie woanders kaum eine von ihnen bezahlbare Wohnung finden. Das Wohnviertel bestimmt das Lebensumfeld, die Nachbarschaft, die Kindergärten und Schulen, die die Kinder besuchen müssen.

(05.01.2015 14:20)Bunbury schrieb:  Ich weiß nicht, ob ich diese Meinung so teile. Mit den Maßnahmen, die eine Kommune in bestimmten Stadtvierteln durchführt, bestimmt sie sehr wohl, wie sich die Mieten entwickeln und wie sich die Mieter zusammensetzen. Sie entscheidet darüber, welches Bauland sie wofür ausweist. Sie setzt Schulen instand oder läßt es bleiben, begrünt Flächen oder läßt es bleiben. Sie genehmigt den Bau von Geschäften oder läßt auch das bleiben.
Wobei die Kommunen naturgemäß bereit sind, in Viertel, in denen die wohlhabenderen Menschen leben, mehr zu investieren als in die anderen. Mit den Ergebnis, das die Schere ganz schnell weiter auseinandergeht.

Stimmt schon, einen gewissen Einfluss hat die Kommune noch über indirekte Maßnahmen.
Die Zusammensetzung der Nachbarschaften bestimmen aber die Möglichkeiten des Mieters bzw. der Vermieter, der leider oft ein Abwohnspezialist ist.



(05.01.2015 10:31)Renegat schrieb:  Ein deutsches Ober- und Mittelschichtkind hat heute kaum noch die Möglichkeit, sich draußen unbeaufsichtigt Spielkameraden aus allen Schichten auszuwählen und ganz zwanglos für sich selbst zu lernen, wie man mit anderen Kindern umgeht, Frendschaften schließt. Kinder in den Armenvierteln spielen zwangsläufig noch draußen, dort lernen sie mit anderen Kindern klar zu kommen, sich allein zu behaupten ohne den "Helikopterschutz" der Eltern

(05.01.2015 14:20)Bunbury schrieb:  Ich fürchte, auch hier muss ich wiedersprechen. Für das Oberschicht- und Mittelschicht (die eh immer dünner wird) Kind mag das ja vielleicht zutreffen- für die Kinder aus untereren Schichten gilt das aber leider nicht mehr. Wenn sie wenigstens auf der Straße spielen würden, dann hätten sie noch Bildungschancen...
Aber leider ist gerade bei den Kindern aus der Unterschicht der Medienkonsum exorbitant hoch. Sie verbringen die meiste Zeit am Fernseher und vor dem Computer oder der Spielekonsole. Sie spielen eben nicht mehr draußen.

Das wäre sehr schade, denn gerade die andere soziale Kompetenz könnte ihnen im späteren Leben weiterhelfen.

(05.01.2015 10:31)Renegat schrieb:  Spannend wird es, wenn beide Welten zusammenkommen, etwa am Arbeitsplatz, weil es doch immer wieder mal einer aus der Unterschicht schafft, eine Aufstiegsperspektive zu verfolgen.
Irgendwo habe ich neulich gelesen, dass sozial gemischte Teams erfolgreicher sind als einheitliche.

(05.01.2015 14:20)Bunbury schrieb:  Fraglich, ob das auch in Zukunft so bleiben wird. Die Teams, die du meinst, sind ja vor mindestens 15 Jahren Kinder gewesen. Da waren die Sozialerfahrungen sehr unterschiedlich, und das Team konnte profitieren. Fraglich, ob das auch in Zukunft so sein wird, oder ob eine Kommunikation nicht irgendwann völlig unmöglich sein wird- wie eben früher mal zwischen Adel und Bauern...
Mit den Kindheiten vor 15 Jahren hast du recht. Allerdings mag ich es nicht so pessimistisch sehen. Es gibt immerhin schon ab und an den ganz schwachen Trend, den Blick vom Smartphone zu erheben. Wink
Wenn man sich das nicht leisten kann, ist die Chance noch größer, sich von langweiligen Unterhaltungskästen abzuwenden.
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RE: Parallelgesellschaft-Subkultur-Ghetto+Nationale Minderheiten - Renegat - 05.01.2015 20:41

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