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Die Geschichte der Burgunder
24.02.2015, 05:39
Beitrag: #1
Die Geschichte der Burgunder
Geschichte der Burgunder

In diesem 3D möchte ich mich mit der Geschichte der Burgunder von ihren Anfängen bis zum Untergang des 2. Burgunderreichs im Jahr 534 beschäftigen. Ich hoffe, dass ich nachfolgende Fragen beantworten konnte.

(22.02.2015 20:09)Arkona schrieb:  Mal eine allgemeine Zwischenfrage: Laut Wiki waren die Burgunden während ihrer Etablierung am Rhein oder wenigstens gleich danach Christen (allerdings stammt die Angabe von einem christlichen Apologeten). Katholiken oder zuerst Arianer? Letzteres könnte erkären, warum Aetius ihnen die Hunnen auf den Hals hetzte.
Überhaupt sind sie trotz Nibelungensage recht stiefmütterlich behandelt, selbst der gute Felix Dahn hat sehr wenig über sie geschrieben.

(22.02.2015 23:12)zaphodB. schrieb:  Warum Aetius ihnen die Hunnen auf den Hals hetzte hatte andere Gründe.
Zum einen scheinen sie versucht haben ihren Einflussbereich auf seine Kosten auszudehnen-
Folgt man dem Nibelungenlied und dem Walthari-Lied hatten sie Vasallen in Strassburg,Metz,Reims Alzey,Speyer,beherrschten damit Bereiche,die weit über den Wormser Raum hinausgingen
Zum anderen mischte König Gundahar in der römischen Innenpolitik mit. So war er 411 zusammen mit dem Alanenführer Goar an der Erhebung des Gallorömers Jovinus zum Gegenkaiser beteiligt.

Als Literatur habe ich im Wesentlichen „Laetitia Boehm; Geschichte Burgunds; VMA-Verlag Wiesbaden; 2. Auflage 1998, ISBN 3-928127-62-4“ verwendet.

1. Teil

Frühe Geschichte bis 2. Jahrhundert n. Chr.

Vielleicht hat Felix Dahn nur wenig über die Burgunder geschrieben, weil es nicht genügend schriftliche Quellen über sie gibt. Es wurde offensichtlich für sie nichts Vergleichbares überliefert, wie z.B. Jordanes „Geschichte der Goten“ (Getica) oder die „Geschichte der Langobarden“ von Paulus Diaconus oder das Werk von Prokop von Caesarea, der ausführlich über die Vandalen in Nordafrika berichtete. Die Burgunder sind als Volk hauptsächlich nur bekannt, weil ihr Schicksal im Nibelungen- und Waltharilied behandelt wurde. Beide sind erst Jahrhunderte später entstanden und wir wissen nicht, ob den Verfasser neben den mündlichen Überlieferungen auch schriftliche, uns heute nicht mehr bekannte Quellen zur Verfügung standen.

Deshalb ist es schwierig, die Geschichte der Burgunder zu rekonstruieren. Plinius der Ältere berichtete über sie im Jahr 57 n. Chr.., dass sie zu diesem Zeitpunkt im Gebiet zwischen Oder- und Weichselmündung lebten. Tacitus berichtete aber nicht über sie. Da die Burgunder im Verband der vandalischen Völkergruppe gelebt haben, ist es denkbar, dass Tacitus die Burgunder ebenfalls für Vandalen gehalten hatte. Dagegen platzierte Ptolemäus in der Mitte des 2. Jahrhunderts die Burgunder im Raum zwischen mittlerer Oder und mittlerer Weichsel. Zusammengefasst bedeutet das, dass die Burgunder ca. 600 Jahre im Gebiet zwischen Oder und Weichsel gelebt haben, womöglich lag der Siedlungsschwerpunkt im heutigen Hinterpommern und im Warthe-Netze-Gebiet. Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass zu dieser Zeit ländliche Lebensformen vorgeherrscht haben müssen.

Bornholm-Hypothese(n)

Einen wichtigen Bezugspunkt dieser Bevölkerung bildete aber die Insel Bornholm. Hierzu gibt es unterschiedliche Ansichten. Lange Zeit ging man davon aus, dass die Burgunder von Skandinavien aus kommend, die Insel Bornholm besiedelten und von dort aus zuerst Oder- und Weichselmündung besiedelten und von da aus das Gebiet zwischen den beiden Flüssen. Diese Ansicht ist aber heute umstritten, ähnlich wie bei der Herkunft der Goten, vermutet man eine bewusst gewollte Abstammung aus Skandinavien, die sich aber nicht eindeutig nachweisen lässt. Im 2. Jahrhundert mussten aber sehr intensive Beziehungen zur Insel Bornholm bestanden haben.

Nach der ersten Hypothese sollen die Burgunder ihren Namen auf die Insel übertragen haben, nach der zweiten Hypothese sollen sie den Namen der Insel für ihren Volksstamm übernommen haben oder der Inselname wurde auf sie einfach nur übertragen. Zumindest gibt es angelsächsische Quellen aus dem 9. Jahrhundert, die Bornholm als „Burgonderland“ und seine Einwohner als „Burgendas“ bezeichnen. In isländischen Sagen aus dem 13. Jahrhunderts wird Bornholm „Burgundarholm“ genannt. „Holm“ bedeutet Insel und „Borg/Burg“ wird mit Berg oder hoch liegend, evtl. auch Burg übersetzt. Andere Deutungen gehen davon aus, dass der Name „Burgunder“ das Wort „gund“ enthält, das wiederum Krieger, Kämpfer, Recke usw. bedeutet und das auch in den burgundischen Königsnamen Gunter/Gundahar, Gundioch oder Gundobad enthalten ist. Eine dritte Lesart geht davon aus, dass der Name Burgunder aus den nordischen Wörtern „bör“ (Wind) und „kundur“ (Sohn) hervorgegangen ist, sodass Burgunder „Sohn /Söhne des Windes“ bedeutet. Hier bestehen Ähnlichkeiten zu den späteren Normannen, die sich selbst gern als Leute des Nordwindes nannten.

Lebus-Lausitz-Kultur und Wanderung nach Osten

In den letzten Jahren des 2. Jahrhunderts zogen Teile der Burgunder südwärts in die Lausitz und nach Brandenburg. Dieser Abschnitt ihrer Geschichte (2. – 4. Jahrhundert) wird der Lebus-Lausitz-Kultur zugerechnet. Ein Teil der Burgunder muss aber weiter nach Osten gewandert sein, da Jordanes berichtete, dass im Jahr 245 die Gepiden die Burgunder fast vernichtet hätten, diese sich daraufhin von anderen ostgermanischen Stämmen (Goten?) trennten und sich an der unteren Donau um 256 niederließen und sich von dort aus bis ans Asowsche Meer ausbreiteten. Allerdings wanderte nach 245 nicht mehr der ganze (Teil-) Stamm geschlossen, sondern nur einzelne Gruppen oder Clans, denen sich auch andere Gruppen wieder anschlossen. Diese Burgundergruppen wurden 291 von den Goten geschlagen, die überlebenden Burgunder schlossen sich später den Hunnen an, mit denen sie schnell assimilierten.

3. und 4. Jahrhundert

Ein anderer Teil der Burgunder wanderte von der Lausitz westwärts. Im 3. Jahrhundert siedelten sie im heutigen Thüringen und von dort aus drangen sie wohl bis zur Mainmündung vor. Zumindest überliefern dies römische Quellen, archäologische Funde können dies nicht bestätigen. Das bedeutet aber nicht, dass die Burgunder nicht in diesem Raum siedelten. Es wird davon ausgegangen, dass ihre (Grab-)Kultur sich nicht von den anderen Stämmen eindeutig unterschied, sodass eine einwandfreie Zuordnung nicht möglich ist. Fraglich ist auch, inwieweit diese Burgunder tatsächlich die Nachkommen der an Oder- und Weichselmündung siedelnden Ostgermanen waren. Es wird wohl ein anderer, neu entstandener Verband gewesen sein, der nur zum Teil aus Burgundern entstand, der Großteil des Stammes wird wohl aus assimilierten Gruppen bestanden haben, die sich während der Wanderschaft den Burgundern angeschlossen haben. Der Name Burgunder wurde wohl aus Prestigegründen und Tradition beibehalten. Fakt ist, dass die Burgunder die einzigen Ostgermanen waren, die sich im Innern Germaniens neue Siedlungsgebiete suchten und somit unmittelbare Nachbarn westgermanischer Stämme wurden.

Jedenfalls besetzten diese Burgunder um 260 das von den Alemannen verlassene Gebiet am Main, während die Alemannen selbst in das Dekumatland zogen. (Stichwort: Zurücksetzung Limes im Jahr 260). Belegt ist weiterhin, dass Kaiser Probus im Jahr 278 (oder zumindest um 280) die mit den Vandalen verbündeten Burgunder am Lech in der Nähe von Augsburg schlugen. Ebenso sollen die Burgunder mit den Alemannen und Herulern im Jahr 286 Raubzüge im linksrheinischen Gebiet unternommen haben. Bereits 291 sollten burgundische Angriffe auf das Gebiet der Alemannen erfolgt sein. Die Ende des 3. Jahrhundert entstandene Feindschaft erwies sich als dauerhaft. Im Jahr 359 unterstützen die Burgunder Kaiser Julian bei einer Strafexpedition gegen die Alemannen, 369/370 stellen sie Hilfstruppen für Kaiser Valentinian I. Der Historiker Hieronymus schätzte im Jahr 373 die Zahl ihrer Krieger auf 80.000, d.h. die Burgunder müssen zumindest in den 370er Jahren eine nicht zu unterschätzende politische und militärische Rolle gespielt haben. Regiert wurden die Burgunder noch durch lokale Häuptlinge (Clanchefs) und es existierte noch kein gemeinsames Stammesoberhaupt.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
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