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Schwabenkrieg 1499
02.06.2012, 10:01
Beitrag: #1
Schwabenkrieg 1499
Einleitung, Problemfälle

Kaum bekannt ist der Schweizer - oder Schwabenkrieg. In der Schweiz ist die Auseinandersetzung eine zentrale Begebenheit in der Nationalgeschichte, da vor allem im 19. Jahrhundert der Krieg für ein Integrationsprozess missbraucht und fehl gedeutet worden ist.

Die Eidgenossenschaft war integraler Bestandteil des Heilligen Römischen Reiches, dass ja unter dem Kaisertum der Habsburger stand. Die Eidgenossenschaft, praktisch ein Städteverband von 10 Orten (dies waren Zürich, Bern, Luzern, Schwyz, Uri, Unterwalten, Zug, Solothurn und Fribourg [Uechtland]) entwickelten eine Art Eigenleben innerhalb des Reiches, dies lässt sich ablesen, alsdann die Eidgenossen eine Art eigenes Gesandtenkongress (Tagsatzung) hatten. Diese Tagsatzung bestand aus Gesandten der jeweiligen Herrschaft der einzelnen Städten. Sie warten nicht sonderlich effektiv, es wurde oft mehr debattiert als beschlossen, oft erschienen auch Orte nicht, weil sie die angesetzten Themen nicht für sie relevant fanden. Somit ist z. B. Fribourg zu einer Tagsatzung nicht erschienen, zu der sie aber selbst geladen hatten.

Für die Eidgenossenschaft wurde die Luft jedoch zum Ende 15. Jahrhundert immer dünner. Sie strebten nach Selbstverwaltung gegenüber der Hausmacht der Habsburger und erweiterten in kleinen Scharmützeln (letztlich auch die Burgunderkriege [1447 - 1477]) immer mehr Land und zogen damit auch die Wut des schwäbischen Hochadels auf sich, da der nun eine Bedrohung durch die Eidgenossenschaft sah. Somit wurde auf schwäbischer Seite gegen die Eidgenossen gehetzt und sie immer wieder geschmäht. Durch Quellen auf Eidgenössischer Seite sind Sehimpfworte belegt, die die Eidgenossen als „Kälblimacher“ oder auch „Kugkyer“ bezeichneten – in Anspielung auf die Kuhzucht innerhalb der Eidgenossenschaft, die unterstellt, dass die Eidgenossen mit ihren Kühen Hochzeit machen und sie mit ihnen schlafen.
Besonders markant sind die immer wieder auftauchende Beschreibungen von Kühen die die Schwaben entlang des Rheines aufgestellt haben, die Eidgenossen zu Vermählung mit ihnen aufgefordert haben. Dies ging soweit, dass man sogar Hochzeitskleider verwendete und die Kühe damit schmückte. Darüber hinaus, waren Schmähungen wie Zuordnungen der Eidgenossenschaft zum dritten Stand üblich. Weiter bezeichnete man sie als Türken (Zeitfenster beachten!!!), als Wilde, als Barbaren. Auch die Bezeichnung der „Schweizer“ war eine der Beleidigungen, welche die Eidgenossen im Stolz danach für sich selbst verwendeten. Im Gegenzug waren aber die Eidgenossen auch nicht zimperlich: „Sauschwaben“ war die Antwort auf die Schmähungen sowie „feige Memmen“. Weitere Beleidigungen jedoch sind nur spärlich in Quellen zu finden.
1458 eskalierten gegenseitige Schmähungen zum ersten Mal: Im sog. Plappertkrieg (plappern = reden, quasseln) zogen einige freie Landsknechte und Bauernhaufen nach Konstanz und plünderten und beschädigten Häuser. Die Eidgenossen formten sich immer wieder zu Rachezügen, da ein Ignorieren der Schmähungen als Ausschluss aus der Christenheit galten. Diese Züge brachten den Eidgenossen noch mehr Schmähungen ein: sie seinen geldgierig, beutesüchtig wären Betrüger, fieß und hinterlistig. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts gipfelten die Schmähungen immer mehr.

Doch das ist nicht das ganze Konfliktpotenzial: Mit der Bildung des Schwäbischen Bundes als Koalition zur Verteidigung des Königs Maximilian in Vorderösterreich (damals die schwäbisch/badische und Eidgenössische geographische Lage) engten die Schwaben die Eidgenossen noch mehr ein, bzw. sie widerstrebten den Bündnissen, den eidgenössische Orte eingingen. Zugewandte Orte der Eidgenossen (bis heute noch die Stadt Rottweil) waren vertraglich gebunden Kriegshilfe zu leisten, falls der jeweilige eidgenössische Ort in einen Krieg verwickelt worden wäre. Während des Krieges ergriff auch Frankreich die Zugewandtheit, nicht ganz uneigennützig, wie später erwähnt.) Der Schwäbische Bund hat durchaus versucht eidgenössische Landsknechte anzuwerben. Auch König Maximilian hätte in Innsbruck einmal betont, die „Eidgenossen sind ungebärdige Mitglieder des Reiches“ und damit zum Kriegsdienst verpflichtet. Doch Maximilians Kassen waren leer, die freien Städte der Eidgenossenschaft und später Frankreich zahlten mehr, somit wurde ein Engagement für König Maximilian völlig uninteressant. Jedoch waren in manchen Orten der Eidgenossenschaft jedoch Tendenzen zu erkennen, die in Richtung des Reiches gingen.

Die territorialen Problemfälle sind von weitaus weniger Bedeutungen, diese werden erst durch das Reichskammergericht kompliziert. Der Konflikt ist hauptsächlich im Thurgau zu sehen. Dieses gehört nur bis 1460 zum Reich, das Hoch- und Blutgericht ist aber in Konstanz, also einem Mitglied des Schwäbischen Bunds. Damit wäre das Thurgauer Landgericht also vollständig in Hand des Reiches, ein Umstand, der der Eidgenossen die Gerichtsbarkeit nahm. Basel und Solothurn streiten sich hingegen um die Hoheitsrechte im Juragebirge. Basel bleibt bis zum Schluss des Krieges neutral und wird zum Vermittler. Ein weiterer Konflikt war Graubünden, das schon als traditioneller Konflikt zwischen Eidgenossen und Reich galt. Dieser Umstand wird zum entscheidenden Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen soll.

Wer die Vergangheit nicht achtet, dem kann es die Zukunft kosten

"Im übrigen, mein Sohn, lass dich warnen! Es nimmt kein Ende mit dem vielem Bücherschreiben und viel studieren ermüdet den Leib!" Kohelet 12,12
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