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Die Prätorianer - eine kurze Einleitung
13.05.2016, 11:05
Beitrag: #2
RE: Die Prätorianer - eine kurze Einleitung
Teil II

Im Teil I hätte ich womöglich schon die Ausbildung der Prätorinaner beschreiben sollen; aber ich werde auch kurz darauf eingehen:

Bevor Prätorianer überhaupt in die Garde aufgenommen wurden, hatten sie harte, entbehrungsvolle Dienstjahre in den Legionen hinter sich gebracht. Sie wurden als sogenannte Aufsteiger angesehen, die schon zuvor oft für den Senat und das Volk von Rom ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten.
Lt. Herodian wird berichtet, wurden nur die tüchtigsten und stattlichsten Männer ausgewählt.
Nach ca. 5 Dienstjahren galten sie für ausreichend erprobt, d. h. voll ausgebildet. Ihr Ehrencodex wurde von ihnen selbstherrlich eine Stufe höher gesetzt.

Die Ausbildung der Prätorianer auf dem Campus Cohortium Prätorianarum vor der Castra Prätoria war auf Grund der Zeit, die ihnen neben dem Wachdienst und Reisen mit dem Kaiser für die Ausbildung zur Verfügung stand, mit Sicherheit intensiver als die der Legionäre.
Schon allein die Schulung in Hinsicht Kampftechnik diente in erster Linie die Erhöhung der Schlagkraft der Garde. Sie spielte daher eine größere Rolle als bei den üblichen Truppen.

Um überhaupt in die Elitetruppe aufsteigen zu können, musste auch folgendes vorausgesetzt werden:
Um zu den Besten im Rang eines Centurio oder eines Tribuns aufzusteigen, war auch eine Mindestgröße für einen Legionär lt. Vegetius 1,72 m. Für die Prätorianer nimmt man eine ähnliche, aber auch eine höhere Anforderung an.
Von Neros eigener Legion ist bekannt, dass diese sogar sechs Fuß groß sein mussten, d. h. 1,80 m.

Nicht zu vergessen ist aber auch, dass es ihre wichtigste Aufgabe war die Sicherheit des Princeps zu gewährleisten. Somit ist es logisch, dass dieser sich der besten Soldaten versicherte - im Friedenszeiten sowohl auch auf Feldzügen.
Ihre Ernennung und Beförderung entschied immer der Princeps, da er ungewöhnliches von den Soldaten abverlangte. So ist es auch klar, dass Tiberius Sohn Drusus im Jahr 14. n. Chr. zusammen mit den Prätorianern eine Meuterei der Legionen in Pannonien niederschlug. Niemand, außer der kaiserlichen Garde, hätte es wagen dürfen, gewaltsam gegen die eigenen Leute vorzugehen!

Nach Augustus Tod im August 14. nach Chr. verlas Tiberius eine Lobrede. Als Augustus zu Grabe getragen wurde, waren nicht nur der Senat und Ritterschaft anwesend, sondern auch die gesamte Prätorianergarde.
Mit dem Tod des Augustus war auch das Ende des Friedens bei den Prätorianern. Durch Intrigen Lucius Aelius Saianus wurde die Garde aus den italienischen Kasernen nach Rom verlegt. Doch Kaiser Tiberius hielt es für notwendig, ein Lager für die Garde knapp außerhalb Roms einzurichten. Somit verfügte der Kaiser über die gesamte Garde, die aber zugleich dessen Gnade ausgesetzt war.
Das wurde besonders deutlich, als Tiberius gezwungen war, sich gegen Saianus auf die Stadtwachen der Vigils zu stützen. Hinzu kam noch, das Tiberius 14. n. chr. mit seiner Garde ins Feld zog, um eine Meuterei unter seinen Armeen am Rhein zu bekämpfen, die sich über ihre harten Dienstbedingungen beklagten.

Die Hauptaufgabe der Prätorianer war die Bewachung des Kaisers, sowie seiner Familie und kaiserlichen Palastes. Sie begleiteten die kaiserliche Familie nicht nur im Alltag, sondern auch auf Reisen. Zog der Kaiser in den Krieg, nahmen die Prätorianer natürlich auch an dem Geschehen aktiv teil.
Es wird auch angenommen, das sie Gladiatoren bewacht haben.

Im Feld waren die Prätorianer jeder Einheit der Römischen Armee gleichgestellt. Vom ersten Kaiser nur selten eingesetzt, waren sie ab der Regierungszeit des Tiberius (14. - 37 n. Chr.) häufiger in Schlachten aktiv. Sie kämpften u. a. am Angrivariarwall erfolgreich gegen Arminius, und in der ersten Schlacht von Bedriacum für Otho, unter Domitian und Traian in Dakien und Mesopotamien, während sie unter Marcus Aurelius einige Jahre an der Donaufront verbrachten.

Die Legionen der damaligen Zeit bestanden aus 6.000 Soldaten zu 10 Cohorten (1 Cohorte = 500 Mann). Hinzu kam noch der gesamte Offiziersstab mit seinen Bediensteten und Mannschaft, die für den Tross zuständig war.

Die Speculatores Augusti waren im gleichen Lager untergebracht wie die Prätorianer. Sie unterstanden dem Befehl des Präfekten. Ihre Aufgabe war die Sicherheit und Begleitung des Kaisers zu gewährleisten. Auch hatten die Speculatores eine spezielle Aufgabe zu erfüllen, z. B. wie Hinrichtungen von Verurteilten lt. Seneca.

Die Speculatores Augusti hatten eine besondere enge Bindung am Kaiser. Sie waren an ihre langen Speere zu erkennen. Auch hatten sie ihre speziellen Reitlehrer und musste somit ihr Reitstil anders gewesen sein.
Kommandiert wurden sie von einem Centurio Speculatorum.

Selbst unter Kaiser Nero fuhren die Prätorianer den Nil hinauf und kamen lt. Seneca sogar bis Meroe.
Durch die vielen Reisen Hadrians quer durch die Provinzen kamen sie fast durch das gesamte Imperium. Während dies übte die Garde auch so eine Art Polizeidienst aus.

Für Bekämpfung von Aufständen wurden die Prätorianer eingesetzt. Während Tiberius Regierungszeit drohte in Italien ein Sklavenaufstand, der aber durch den Prätorianertribun Staius mit seiner starken Garde im Keim erstickt wurde.

Kaiser Caracella lies die Garde sogar gegen das Römische Volk vorgehen:

Hier ein Zitat:

"Als er einmal dem Wettrennen zuschaute, verspottete das Volk einen Wagenlenker, auf dem er große Stücke hielt. Dies nahm er als eine persönliche Beleidigung auf und gab der Leibgarde den Befehl in das Volk zu fallen, es auseinander zu jagen, und diejenigen, welche auf den Wagenlenker geschimpft haben, nieder zu hauen. Die Soldaten ergriffen begierig diese Gelegenheit zu Vergewaltigung und Raub, und ohne zu untersuchen, wer die vorlauten Schreier gewesen, ergriffen sie schonungslos jeden, der ihnen in die Hände fiel, schleppten sie fort und töteten sie, oder schenkten ihnen erst, nachdem sie ihnen alles, was sie hatten, als Lösegeld abgenommen hatten, das Leben".
(Herodian, IV,6)

Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben.

Marcus Tullius Cicero
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RE: Die Prätorianer - eine kurze Einleitung - Aurora - 13.05.2016 11:05

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