Historische Abweichungen von Fakten - wie weit darf das gehen?
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22.07.2016, 12:57
Beitrag: #19
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RE: Historische Abweichungen von Fakten - wie weit darf das gehen?
Fakt ist jedenfalls, wie z. B. die Opernaufführung der "Anna Bolena" an der Wiener Staatsoper vor einigen Jahren gezeigt hat, dass Jonathan Rhys Meyers das Bild von Henry VIII. zumindest für die Folgejahre geprägt hatte. Denn für die Oper "Anna Bolena" hätte ein Henry VIII. nach dem Holbein-Porträt vom zeitlichen Rahmen her gepasst, während diese Darstellung in der Disney-Verfilmung aus den 1960er Jahren vollkommen unhistorisch war.
Die Tudors waren übrigens von der Machart gar nicht so neu, vor zwanzig Jahren gab es eine Serie über die Familie von Johann Strauss SR. und JR., die bereits diesem Schema folgte: wenig Fakten, viel Reißerisches, Sex, Crimes und Intrigen. Der Unterschied damals: Familie Strauss á la österreichisches Dynasty wurde mit Blick auf die Historizität zumindest diskutiert und in Fachkreisen nicht zu Fakten erklärt. Heute dagegen habe ich den Eindruck, dass Serien wie "Die Tudors" den Blickwinkel auf die Geschichte bei der breiten Masse bestimmen. Damals habe ich das Ganze mit Belustigung gesehen, warum nicht einmal ein etwas anderer Blick. Ernst nehmen konnte ich dieses fiktive Intrigenstadl mit historischen Figuren wirklich nicht. Heute dagegen habe ich den Eindruck, dass sich diese fragwürdige Darstellung von Geschichte längst bei der breiten Masse durchgesetzt hat, und ich finde diese Entwicklung doch sehr besorgniserregend. ---------------------------
Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten. Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten. Josephine Tey, Alibi für einen König |
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