Antwort schreiben 
 
Themabewertung:
  • 0 Bewertungen - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
20.08.2016, 03:22
Beitrag: #6
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke"
(15.08.2016 11:24)Teresa C. schrieb:  Auffallend ist, dass viele, die Sigmund gefördert hat, sich letztlich keineswegs auf Dauer als loyale Verbündete erwiesen. Da stellt sich schon die Frage, ob Sigmund wirklich als der souveräne Förderer von Adelsfamilien zu sehen ist, der sich, nachdem die eigene Dynastie keine "Ressourcen" mehr bot und sich abzeichnete, dass sie mit ihm in "männlicher" Linie aussterben würde, durch Förderung anderer Familien ein "Ersatz"-Netzwerk aufzubauen versuchte, oder ob er nicht in Wirklichkeit in vielen Fällen gar keine Wahl hatte, diese fördern zu müssen, um sie überhaupt halten zu können oder wenigstens so zu verhindern, dass sie sich auf die Seite eines seiner Gegners schlagen würden.

Das stimmt. Sigismunds Politik wurde m.E. von vier Komponenten bestimmt. Als König von Ungarn hatte er die Abwehr der türkischen Invasion zu organisieren. Nach der Niederlage der Serben auf dem Amselfeld im Jahr 1389 oder der Niederlage des von ihm geführten Kreuzfahrerheeres vor Nikopolis im Jahr 1396 hatte er Glück, dass Timur der Lahme 1402 in der Schlacht von Ankara den Osmanen eine vernichtende Niederlage beibrachte., die u.a. auch zur Gefangenschaft des Sultans Bajezid I. führte. Dies und spätere Thronfolgekämpfe führten dazu, dass erst ab den 1440er Jahren die Osmanen ihre Eroberungen auf dem Balkan fortsetzten. D.h. aber nicht, dass Sigismund die Abwehr der Osmanen vernachlässigen durfte. Deshalb wurden, wie Du richtig schreibst, Bündnisse mit bereits mächtigen Familien wie die Grafen von Cilli eingegangen oder man förderte Kleinadlige wie die Hunyadis. Aber auch andere walachische, serbische oder bosnische Adlige wurden in den ungarischen Adel aufgenommen. Neben der Aufnahme in den ungarischen Adel wurden z.B. walachische Adlige durch die Aufnahme in den Drachenorden an Sigismund gebunden.

Der zweite wichtige Punkt in Sigismunds Politik war seine Nachfolge sowohl in Ungarn, im HRR und vor allem in Böhmen. Diese ist in Ungarn und im HRR gelungen, wobei es tragisch war, dass Albrecht II. bereits nach nur zwei Jahren verstarb. Dagegen ist es interessant, dass in Böhmen sich Barbara von Cilli als Gegnerin ihres Schwiegersohnes Albrecht II. zeigte und die Kandidatur des polnischen Königs Wladislaw III. unterstützte.

Der dritte Punkt war die Bekämpfung der Hussiten, sowohl in militärischer als auch in religiöser Hinsicht und die damit verbundene Anerkennung als König von Böhmen. Meiner Meinung verstand Sigismund den Kampf gegen die Hussiten und deren Gedankengut als seine wichtigste politische Aufgabe, der er alles unterordnete.

Als vierten Punkt sehe ich die Situation in Polen, wo sich mit Wladislaw II. Jagiello ein gefährlicher Konkurrent für alle mittel- und osteuropäische Herrscher profilierte. Hierzu zählt z.B. auch die Schlacht von Tannenberg, in der der Deutsche Orden besiegt wurde. Inwieweit die Unterstützung der Hussiten durch Jagiello ging, kann ich im Moment nicht sagen. Relativ sicher ist, dass Jan Zizka in der Schlacht bei Tannenberg an der Seite des polnischen Königs kämpfte. Fakt ist, dass im Jahr 1434 Jagiello starb und die Hussiten bei Lipany eine entscheidende Niederlage erlitten.

(15.08.2016 11:24)Teresa C. schrieb:  Was die Ressourcen der eigenen Dynastie betraf, könnte es auch an Sigmund selbst gelegen haben, dass er diese nicht für sich nutzen konnte. Warum setzte z. B. eine Elisabeth von Görlitz nicht auf ihn, sondern letztlich auf den Herzog von Burgund, als es um die Nachfolge des Fürstentums Luxemburg ging? Weil Sigmund sie zugunsten seiner Tochter ausschalten wollte? Wäre es nicht möglich gewesen, die Nichte in ihrer Stellung zu lassen und als Verbündete zu gewinnen?

Offensichtlich mochten beide sich nicht und konnten nicht über ihren Schatten springen. Elisabeth von Görlitz war bis 1409 die Erbin der Gesamtlande der Luxemburger, nach der Geburt der Elisabeth von Luxemburg verlor sie ihren Status als Erbin der Gesamtlande. Als Erbin wurde sie vor allem von Wenzel IV. betrachtet, der sie 1409 mit Anton von Brabant verheiratete. Wäre Elisabeth von Luxemburg nicht geboren und wäre Anton von Brabant nicht vor Azincourt gefallen, wäre Anton de facto der politische Erbe geworden. Wenzel IV. wird oft vorgeworfen mit der Heirat das Haus Burgund aufgewertet zu haben und die Interessen des Reiches an der Westgrenze vernachlässigt oder sogar aufgegeben zu haben. Aber 1409 war Wenzel kein deutscher König, sondern sein politischer Gegner Ruprecht von der Pfalz, gegenüber dem sich Wenzels Stellung durch das Bündnis mit Burgund verbessert hatte.

Zusammenfassend ist das schlechte Verhältnis der Elisabeth von Görlitz gegenüber ihren Onkel wohl dem innerfamiliären Konflikt der Luxemburger zwischen Wenzel IV. und Jobst bzw. Sigismund geschuldet. Elisabeth von Görlitz ist dann wohl in ihre angeheiratete Familie übergelaufen. Dass sie um 1436 noch eine junge Frau förderte, die behauptete Jeanne d’Arc zu sein, wird wohl kaum auf Verständnis bei Sigismund gestoßen sein.

"Geschichte erleuchtet den Verstand, veredelt das Herz, spornt den Willen und lenkt ihn auf höhere Ziele." Cicero
Alle Beiträge dieses Benutzers finden
Diese Nachricht in einer Antwort zitieren
Antwort schreiben 


Nachrichten in diesem Thema
RE: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich - Universitätsgründer und "Familienschurke" - Sansavoir - 20.08.2016 03:22

Möglicherweise verwandte Themen...
Thema: Verfasser Antworten: Ansichten: Letzter Beitrag
  Isabella / Elisabeth von Aragon, Herzogin von Österreich und Steier, römische Königin Teresa C. 1 602 11.06.2023 09:22
Letzter Beitrag: Teresa C.
  Albrecht von Hohenberg Diplomat, Kriegsmann und Minnesänger Suebe 9 14.859 19.03.2016 19:09
Letzter Beitrag: Suebe

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste

Kontakt    |     Startseite    |     Nach oben    |     Zum Inhalt    |     SiteMap    |     RSS-Feeds