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Warum interessiert niemanden die extreme Jugendarbeitslosigkeit in Europa?
15.06.2012, 10:44
Beitrag: #11
RE: Warum interessiert niemanden die extreme Jugendarbeitslosigkeit in Europa?
(15.06.2012 09:32)Bunbury schrieb:  
(13.06.2012 12:57)Renegat schrieb:  Ok, diskutieren wir Punkt 4 zuerst. Aus unternehmerischer Sicht (BWL-Denke) ist der Mensch ein Produktionsfaktor wie eine Maschine oder eine neue Software. Wenn man, mit den gleichen Kosten, mehr an seiner Arbeitskraft gewinnen kann, macht das der gewinnstrebende Unternehmer und das mindestens seit der frühen Industriealisierung, auch schon vorher aber das wäre ein anderes, geschichtliches Thema. Ganz so einfach ist es zwar nicht, denn die Einarbeitung eines neuen Mitarbeiters ist eine verlorene Investition bei einem hire-and-fire-Arbeitsmarkt. Die auf Arbeitnehmerseite entwickelten Gegengewichte, die während der Phase der sozialen Marktwirtschaft politisch gefördert wurden, wie betriebliche Mitbestimmung, Betriebsräte, Gewerkschaften sind in den letzten Jahren etwas aus der Mode gekommen.

Die sind nicht aus der Mode gekommen, sondern wurden regelrecht zerschossen. Ich habe damals nicht recht verstanden, was z.B. die Gewerkschaften gegen Flexibilisierung der Arbeitszeiten hatten. Als BWLer war das doch toll, wenn es Gleitzeit und dergleichen gab.
Aber Maßnahmen wie diese stören natürlich die Solidarität. Wenn in einer Abteilung das Büro von 7.00 bis 18.00 besetzt sein muss, bedeutet das eigentlich automatisch, daß die einzelnen Mitarbeiter sich untereinander absprechen müssen. Das ist für den einzelnen zwar idealer, schafft aber Konflikte innerhalb des Teams, die sich vorher allgemein gegen den Arbeitgeber gerichtet habe.

Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ist die ultimative Waffe der Arbeitgeber im Kampf gegen die Solidarität der Arbeitnehmer.
Es ist das alte Prinzip "Divide et impera" (teile und herrsche).
Flexibilisierung ist auch so ein Schlagwort, das verbrämt, um was es eigentlich geht. Der Unternehmer hat das betriebswirtschaftliche Ziel, möglichst viel Output aus dem einzelnen Mitarbeiter zu bekommen und zwar mit möglichst kleinem Risiko. Wenn er seine Ziele ordentlich kalkuliert, geht das am besten mit Vertrauensarbeitszeit, auch so ein schönes Wort.
Damit kann er das Risiko der Leistungsunterschiede der einzelnen Mitarbeiter auf diese übertragen. Den Hauptprofit streicht aber der Unternehmer ein, die Mitarbeiter erhalten Anreizpeanuts und beuten sich dafür selber aus. Dafür sind die jüngeren Arbeitnehmer idR empfänglicher, weil sie 1. wegen ihrer Lebensphase müssen und 2. können, eben weil sie jünger und leistungsfähiger sind.



(13.06.2012 12:57)Renegat schrieb:  Dass es keinen mehr interessiert, liegt u.a. daran, dass BWL-Denke auf den Egoismus des Einzelnen setzt und glaubt, wenn jeder alles dafür tut, dass es ihm gut geht, geht es auch der gesamten Volkswirtschaft gut. In großen, unübersichtlichen Volkswirtschaften ist das aber ein Trugschluß, da die wirtschaftlichen Machtverhältnisse ungleich sind und Arbeitnehmer ihre Rechte meist nur in Solidarität durchsetzen können, es sei denn, sie verfügen über gesuchtes Fachwissen.

(15.06.2012 09:32)Bunbury schrieb:  Nicht nur das- es gibt in jeder Volkswirtschaft eben auch Menschen, die aus dem einen oder anderen Grund eben nicht im Stande sind, alleine und selbstständig für sich selbst zu sorgen bzw solche, die nicht nur für sich selbst zu sorgen haben.
Das ist vielleicht auch ein Grund für die steigende Jugendarbeitslosigkeit. Arbeitnehmer, die Familie haben, sind leichter erpressbar als junge Menschen, die nur für sich selbst verantwortlich sind und eventuell die Möglichkeit haben, mit weniger und Hilfe ihrer Eltern durchzukommen...

Und dem stehen in einer globalisierten Welt häufig Arbeitgeber gegenüber, denen so Dinge wie sozialer Frieden, langfristige Gesunderhaltung der Bevölkerung und dergleichen völlig egal ist. Wenn sich an einem Standort eben die Bedingungen verschlechtern- dann macht man eben zu und geht wo anders hin, wo es besser ist.
Ja und da das alle wissen und es ständig durch sämtliche Medien verbreitet wird, wird zusätzlich zur Unsicherheit gegenüber der inneren Konkurrenz noch die Angst vor den globalen Gefahren geschürt. Dabei "kocht man überall nur mit Wasser", alle Menschen überall auf der Welt brauchen Arbeitsmöglichkeiten und ein gewisses Mehreinkommen über den reinen Lebensunterhalt hinaus, sonst können sie nämlich die vielen Güter nicht nachfragen.
Und um zum Thema Jugendarbeitslosigkeit zurückzufinden, die jüngere Generation hat den höheren Güterbedarf, da sie sich in der Aufbauphase befindet aber meist das niedrigere Einkommen, wenn sie überhaupt einen (befristeten) Arbeitsplatz hat.
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RE: Warum interessiert niemanden die extreme Jugendarbeitslosigkeit in Europa? - Renegat - 15.06.2012 10:44
Die verlorene Generation - Luki - 21.09.2012, 18:53
Jugendarbeitslosigkeit - Luki - 21.09.2012, 20:38

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