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Wie deutsch sind die Schweizer?
11.10.2016, 16:03
Beitrag: #2
RE: Wie deutsch sind die Schweizer?
(11.10.2016 13:45)Dietrich schrieb:  Ein letzter Unterwerfungsversuch König Maximilians nach der Nichtanerkennung der Reformbeschlüsse des Wormser Reichstags von 1495 durch die Orte scheiterte im Schwabenkrieg 1499. Der Friede von Basel vom 22.9.1499 besiegelte mit dem Verzicht Maximilians auf alle Hoheitsrechte im Bundesgebiet de facto das Ausscheiden der Schweiz aus dem Reich, auch wenn es völkerrechtlich erst 1648 im Westfälischen Frieden dazu kam.

Das ist ein Mythos der lange Zeit durch die Schulgeschichtsbücher der Schweiz geisterte und heute noch von den Rechtspopulisten behauptet wird. Der Grund für den Schwabenkrieg/Schweizerkrieg war allerdings nicht die Nichtanerkennung von Reichskammergericht und Reichspfennig (das war nicht obligatorisch), sondern der Streit des mit der Eigenossenschaft verbündeten Bündnissystems der drei Bünde (das heutige Graubünden) mit Habsburg um Grenzgebiete im Tirol. Die Reformbeschlüsse von Worms waren fakultativ, auch Holland hat sie nicht angenommen, ohne dass Maximilian jetzt Anstalten gemacht hätte, diese dort (wo er auch Landesherr war) durchzusetzen.

Die Fehde brach tatsächlich wegen Grenzstreitigkeiten im Tirol aus, und zwar ursprünglich nicht zwischen einer vom Deutschen Reich abfallenden Eigenossenschaft und dem Reich, sondern zwischen der Eidgenossenschaft und den drei Bünden einerseits und dem Schwäbischen Bund andererseits. Als Landesherr von Tirol war Maximilian Mitglied des Schwäbischen Bundes. Da er aber gleichzeitig auch Kaiser war, hatte sich eben die Fehde zwischen Eidgenossenschaft und Schwäbischem Bund zu einem Reichskrieg entwickelt.

Der Verzicht auf "Hoheitsrechte" im Bundesgebiet betraf spezifisch habsburgische Besitzansprüche und tangierte Pflichten gegenüber über dem Reich - und auch die unterschiedlichen, im Laufe der Zeiten erworbenen Privilegien der Reichunmittelbarkeit (die auch viele heutige deutsche Städte besassen) nicht im Mindesten.

Die Eidgenossenschaft war - wie im Übrigen auch das umkämpfte Mailand - nach wie vor Bestandteil des HRR und auch die Eidgenossen fühlten sich nach wie vor dem deutschen Kaisertum verpflichtet. Insbesondere die katholischen Orte in den darauf folgenden Reformationskriegen. Die konfesionelle Parteiennahme innerhalb der Eidgenossenschaft erfolgte entlang der im HRR ausbrechenden Fronten (trotz des Gegensatzes zwischen Luther und Zwingli) - Protestanten und Katholiken. Die Eidgenossenschaft im Ganzen verstand sich dabei immer noch als Teil des HRR.

Das Ganze änderte sich wirklich erst in der Zeit des Dreissigjährigen Krieges. Es war damals das erste Mal, dass Parteinahme und Zusammengehörigkeitsgefühl sich nicht mehr entlang der Konfessionsgrenze entwickelte, sondern der Status als Mitglied des Bundessystems "Eidgenossenschaft" in das Zentrum gerückt wurde.
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RE: Wie deutsch sind die Schweizer? - Aguyar - 11.10.2016 16:03

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