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Wie deutsch sind die Schweizer?
11.10.2016, 19:08
Beitrag: #5
RE: Wie deutsch sind die Schweizer?
(11.10.2016 16:16)Dietrich schrieb:  Die Frage ist ja, ob sich die Schweizer jemals als "Deutsche" gefühlt haben. Das muss man meines Erachtens verneinen. Bis zum Beginn der Neuzeit gab es kein ausgeprägtes deutsches Bewusstsein, sicher auch nicht in der Schweiz. Eine in dieser Richtung mögliche Entwicklung unterbrach der Austritt der Eidgenossen aus dem HRR durch den Westfälischen Frieden 1644. Damit nahm die Eidgenossenschaft eine ähnliche Entwicklung wie die Niederlande, die überhaupt hinsichtlich einer vom Deutschtum und HRR abgespaltenen Identität mit den Schweizern vergleichbar sind.

Das Wachsen einer spezifisch schweizerischen Identität ist ein langsamer Prozess, dessen Anfang sich nicht genau bestimmen lässt.

Das Wachsen eines nationalen Bewusstseins, egal ob dieses jetzt deutsch, italienisch, französisch, etc... war, geschah doch erst im 19.Jh.

Die Schweizer hatten zu diesem Zeitpunkt aber längst eine stark gefestigte eigene Identität. Die Schweiz war im Gegensatz zur Donaumonarchie kein "Völkerkerker" und hatte nicht gegen innnerstaatliche Zentrifugalkräfte zu kämpfen, im Gegenteil.

Die Welt wurde im 19. Jh. durch diverse Entwicklungen (Dampfmaschine, Aufklärung, Verbeitung von Zeitungen, Alphabetisierung....) "kleiner". Man bekam auch zunehmend mit, was sich außerhalb der umgebenden Dörfer abspielte.
Das schaffte eine Basis für ein breiteres Zugehörigkeitsgefühl, das an die gemeinsame Sprache gekoppelt war.
Zudem hatte sich ein breites, aufgeklärtes Bürgertum gebildet, für das die religiöse Komponente nicht mehr dieselbe Priorität hatte, wie es die letzten Jahrhunderte in der Obeschicht des HRR der Fall gewesen war. Somit war Platz für etwas Neues: Den Nationalstaat. Das Bürgertum war der wichtigste Träger des Nationalstaatsgedanken.

Im Gegensatz zu anderen europäischen Nationen haben sich die Deutschen aber mit der Nationalstaatsbildung - aus einer Vielzahl von Gründen - besonders schwer getan. Viel schwerer als andere europäische Nationen.
Wohin die Großdeutsche Lösung letztendlich führte, weiß man ja. Wobei - und das möchte ich betonen- die Großdeutsche Lösung unter anderen politischen Vorzeichen auch friedlich und für alle Beteiligten positiv hätte ausgehen können. Letztendlich hatte Europa von 1949 bis 1989 sechs (!) Staaten, die ursprünglich zur deutschen Kulturnation zählten: BRD, DDR, Schweiz, Österreich, Liechtenstein, Luxemburg.

Aber nicht mal Hitler wollte die Deutschschweiz dem Großdeutschen Reich einverleiben, geschweige denn Bismarck.
Als Bismarck 1871 mit Hängen und Würgen die Kleindeutsche Lösung verwirklichen konnte, stand nicht mal Deutschösterreich zur Debatte. Obwohl sich die Deutschösterreicher im Gegensatz zu den Deutschschweizern eindeutig als Bestandteil der Deutschen Kulturnation sahen. Das änderte sich nach 1945 rapide.
Für die Schweizer war 1648 das Jahr der entgültigen Abnabelung von Deutschland (HRR), für Österreich 1945.

MfG, Titus Feuerfuchs
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RE: Wie deutsch sind die Schweizer? - Titus Feuerfuchs - 11.10.2016 19:08

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