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Die Awaren
08.06.2012, 12:44
Beitrag: #1
Die Awaren
Zunächst ist festzuhalten, dass zahlreiche Fragen in Verbindung mit den Awaren noch offen sind. So weiß man z.B. nicht, ob ähnliche Namen in antiken Quellen (z.B. Abaris bei Herodot, Aparnoi bei Strabon, Abarinon bei Plinius d.Ä. usw.) mit dem Awarentum zusammenhängen. Ferner weiß man nicht, ob der Name "Avar" ureigener Namensbestandteil der europäischen Awaren war, oder ob er ihnen erst während ihrer Westwanderung zugeschoben wurde. Hießen sie vielleicht ursprünglich War-Chunni? Ferner wird überlegt, ob die Vorfahren der pannonischen Awaren in den chinesischen Quellen mit den Jou-Jan der Mongolei oder mit dem Hua-Volk des Reichs der Hephtaliten verbunden werden können.

All diese Fragen zeigen, dass die Herkunft der Awaren im Dunkeln liegt und bis heute Gegenstand zahlreicher Hypothesen ist.

Nach Ansicht der meisten Sprachwissenschaftler war die Sprache der Donau-Awaren altaisch. Die meisten zählen sie dem türkischen, andere jedoch dem mongolischen Sprachzweig zu. Die Nomadenstämme, die sich im Karpatenbecken später den Awaren anschlossen (Kutriguren, Tarniach, Onoguren usw.) sprachen ein bulgarisch-türkisches Idiom.

Die Westwanderung der Awaren erfolgte wohl im Zusammenhang mit der Gründung des ersten türkischen Großreichs 552, nachdem die Türken die Oberherrschaft der Jou-Jan abgeschüttelt hatten. Ein Teil der Awaren blieb unter türkischer Herrschaft im Osten zurück, ein anderer wanderte nach Westen. Die Quellen sprechen davon, dass 20 000 Krieger samt ihren Sippen nach Westen flohen. Zunächst fanden sie bei den Alanen Zuflucht und schickten von dort im Jahr 558 ihre erste Gesandtschaft nach Konstantinopel. Justinian machte den Awaren Geschenke, um sie im Kampf gegen andere Steppenvölker auf seiner Seite zu haben. Es handelte sich dabei vor allem um Onoguren, Utriguren und Kutriguren, die jedoch den durchziehenden Awaren huldigten.

Im Jahr 562 gelangte Khan Bajan an die untere Donau, überfiel mehrfach fränkische Grenzgebiete und verband sich mit dem langobardischen König Alboin zur Vernichtung des Gepidenreichs. 567 nahm er das Land der Gepiden in Besitz (Siebenbürgen, Theißgegend) und nach Abzug der Langobarden 568 auch Pannonien, das etwa dem heutigen Ungarn entsprach.

Nach der Landnahme unternahmen die Awaren mehrere Plünderungszüge, die sie auf den Balkan, nach Italien und sogar bis Thüringen führten. 626 belagerten sie erfolglos Konstantinopel. Wichtig für einen größeren Zusammenhang ist die Tatsache, dass die Slawen in der Gefolgschaft der Awaren nicht nur den Nordbalkan überfluteten, sondern auch den westlichen Peloponnes. Daraus entwickelte sich eine dauerhafte slawische Landnahme, während die Awaren nach Zusammenbruch ihres Reichs aus der Geschichte verschwanden.

Als Bajans jüngerer Sohn um 610 Khan wurde, erstreckte sich das Reich der Awaren von der bayerisch-fränkischen Grenze bis zum durch die Türken geräumten Kubangebiet und vom Balkan bis nach Thüringen. Allerdings fielen die Balkanslawen nach der missglückten Eroberung Konstantinopels von den Awaren ab und die neu einwandernden Kroaten und Serben schlossen sich den Byzantinern unter Kaiser Herakleios an. Im Jahr 635 sagte sich auch der großbulgarische Herrscher Kuvrat vom Awarenkhan los.

Nach Absetzung des Bayernherzogs Tassilo III. übernahm Karl d. Gr. den Grenzschutz im Osten und ging ab 791 gegen die Awaren vor. Nach gründlicher Vorbereitung kam es in den Jahren 795/96 zum entscheidenden fränkischen Angriff, den Markgraf Erich von Friaul und König Pippin von Italien leiteten. Das zentrale Lager der Awaren - der so genannten Awarenring - wurde erobert zusammen mit dem legendären "Awarenschatz". Einigen Quellen zufolge erforderte sein Abtransport 15 vierspännige Ochsenwagen.

Seither verschwinden die Awaren aus der Geschichte. Einige Awarenreste wurden christianisiert und lebten als Bauern in der Ostmark, wo sie bis etwa 870 erwähnt werden. Andere Awaren, die östlich der Doanu wohnten, unterwarf der Bulgarenkhan Krum. Als letztes werden awarische Reste um 950 in Dalmatien erwähnt.
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