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Aber Untergang der Staufer - Aber was war mit den Welfen?
04.02.2018, 13:54
Beitrag: #1
Aber Untergang der Staufer - Aber was war mit den Welfen?
Nachdem der Thread http://www.forum-geschichte.at/Forum/showthread.php?tid=7807&page=3 recht viele Ansätze für Diskussionen bietet, halte ich es für sinnvoller für die folgende Frage einen eigenen Thread zu eröffnen.

Was sich immer wieder bei historischen Geschehnissen beobachten lässt, ist das "Prinzip der Rivalitäten", wobei natürlich nicht außer acht gelassen werden darf, dass in den meisten Konflikten wesentlich mehr historische Akteure verstrickt waren, als zwei rivalisierende Dynastien. Da haben noch das einfache Volk, andere Dynastien, Landstände, Städte, die wenigstens die "freie Stadtluft" tatsächlich atmen wollen etc. (Abgesehen von manchen Fällen, wo später Legende und Sage eine Konstellation weiterentwickelt haben, man denke nur an einen Rudolf von Habsburg als "angeblichen" Erbe der Staufer.)

Was mir aber beim Untergang der Staufer auffällt - wo waren eigentlich die Welfen, die immerhin ursprünglich die Hauptgegner gewesen waren? In den italienischen Städten hat sich diesbezüglich eine Erinnerung an diese Rivalität gehalten. Sie mag auf die Zeit eines Otto von Braunschweig zurückgehen, aber hatte der Mann seine Familie so diskretiert, dass es beim Untergang der Staufer nicht mehr möglich war, als Welfe diverse "Erbschaftsansprüche" anzumelden, um das Ganze einmal scherzhaft zu umschreiben.

Zu Beginn haben wir Konrad von Waiblingen / Hohenstaufen, der zunächst gegen Lothar aus Sachsen unterliegt, dann aber sich gegen dessen Schwiergersohn Heinrich den Stolzen behauptet. (Das es dabei eher fragwürdig zu gegangen sein dürfte und der plötzliche Tod dieses Heinrichs für ihn äußerst vorteilhaft war, ist mit Blick auf meine Fragestellung nicht unbedingt wichtig.)

Wenig später haben wir immerhin Friedrich I. Barbarossa und Heinrich den Löwen. Heinrich der Löwe, dessen tiefer Fall letztlich selbst für einen Reichsfürsten ungewöhnlich tief gewesen ist. Die Familie verliert sogar ihren hochadeligen Status. Aber die Söhne Heinrich und Otto gewinnen wieder die Oberhand, der eine durch eine tolle Heirat (die wohl ursprünglich keineswegs für ihn die große Liebesgeschichte war, als die sie später gesehen wurde), der andere, indem er dank seinem Onkel mütterlicherseits selbst nach der Krone greift und dank eines Mordes, an dem ihm eine mögliche Beteiligung jedenfalls nicht nachgewiesen werden konnte, tatsächlich als römisch-deutscher König eine Chance hat.

Letztlich aber ist nichts für Dauer, der eine scheitert als König, der andere hat keine männlichen Erben und über seine Tochter (Agnes) kommt die Kurpfalz, die einst über seine erste Ehefrau (Agnes) an ihn gekommen ist, an eine andre Familie, die Herzöge von Bayern (Wittelsbacher), die, wenn gleich mit Einschränkungen den bayrischen Löwenanteil nach dem Sturz Heinrich des Löwens "eingesackt" haben.

Wenig später gewinnt Friedrich II. Stupor Mundi ein Weltreich, das er freilich nur mit Einschränkungen halten kann. (Nur ein Zufall, dass Erinnerungen an ihn im Heiligen Römischen Reich und eine Verklärung seiner Person später auf seinen gleichnamigen Großvater übertragen wurden?)

Doch nun kommt der Neffe von Heinrich und Otto zum Zug. Aussöhnung - Braunschweig wird zum Reichsfürstentum erhoben. Die Nachfahren von Heinrich dem Löwen haben zwar Bayern und Sachsen nicht wieder bekommen, sind aber rehabilitiert. In der Folge sind sie dann in den Geschichtsbüchern kaum mehr präsent, höchstens als Ehepartnerinnen und Ehepartner anderer Promis. (Ich gehe hier von dem aus, was Menschen vielleicht noch wissen können, die sich nicht wirklich ernsthaft mit Geschichte beschäftigt haben.)

Ich war selbst erstaunt, als ich vor einigen Jahren im Zusammenhang mit einer Rätselfragen-Block, den ich in einem Forum mit Musiktheater-Interessierten eingestellt hatte, bei der Suche nach einem Tipp für eine unbekannte Oper des 19. Jahrhunderts, bei deren Erraten es Schwierigkeiten gab, feststellte, dass die Queen eine direkte Nachfahrin von Heinrich dem Löwen ist.
Mit Staufer sind untergegangen und wurden verklärt, ihre Gegenspieler, die Welfen sind in der "historischen Unauffälligkeit" verschwunden, aber existieren noch immer und haben es inzwischen doch zu einer Königskrone gebracht.

Aber warum spielten die Welfen keine Rolle mehr, als es zum Untergang der Staufer kam? Warum kamen sie nicht noch einmal zum Zug, wie sich das für einige andere rivalisierende Dynastien im Mittelalter beobachten lässt? Hatten sie sich durch Otto IV. etwa so diskrediert oder gab es da andere Gründe?

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Nur die Geschichtenschreiber erzählen uns, was die Leute dachten.
Wissenschaftliche Forscher halten sich streng an das, was sie taten.

Josephine Tey, Alibi für einen König
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