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King Arthur - das ungelöste Rätsel...
16.05.2018, 15:19
Beitrag: #1
King Arthur - das ungelöste Rätsel...
King Arthur – das ungelöste Rätsel zwischen Mystik, Mythos und Historie

Vorab:
Schon als Knäblein - das liegt diverse Jahrzehnte zurück – interessierte ich mich für die sagenhafte Gestalt des Königs Artus und las viel über ihn. Irgendwann nach dem Millenium besuchte ich bekannte Stätten kreuz und quer durch GB, bzw. versuchte, ihnen nahe zu kommen (z.B. in (!) walisische Klöster). Daraus entstand (2008) ein Vortrag, den ich hier auszugsweise wiedergebe, wobei ich wegen des Extraktes viele syntaktische Veränderungen - radikale inhaltliche Kürzungen ohnehin – vornehmen musste...

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PROLOG


Um mit der Tür ins Haus zu fallen: Die Entstehungsgeschichten, die sich um den sagenhaften König ranken – also nicht diesen selbst, sondern die Legenden – , assoziiere ich stets mit dem schier unglaublichen Konglomerat an Erzählungen, die die Grundlage der Bibel bilden: ein unübersichtliches Knäuel von Abhandlungen, die in verschiedenen Jahrhunderten in verschiedenen Kulturen in verschiedenen Sprachen von verschiedenen „Autoren“ zusammengetragen und verfasst wurden. Die Bibel ist weltweit ein einzigartiges Sammelsurium aus fast zahllosen Geschichten, die immer einem steten Wandel unterzogen waren und sind. Der jeweilige Zeitgeist und teilweise arg willkürliche, subjektive Übersetzungen prägen der Inhalt der Heiligen Schrift: Sie wurde in etwa 300 (!!) Sprachen übersetzt, allein das Neue Testament in weitere 800 (!). Das ursprüngliche AT erschien zunächst in hebräischer, dann in aramäischer Sprache; das NT wurde vorerst auf Griechisch verfasst..
Die Urschriften der Bibel: Ließe sich denn nicht durch sie ein so genanntes Original ableiten ?! Nein !! Denn allen Besserwissern zum Trotz gibt es es keine Urschrift; selbst die Qumram-Rollen sind Abschriften. Wer sich also einmal in ein Bibelstudium stürzt aus welchen Gründen auch immer – ich verglich einst schwerpunktmäßig elf Bibeln aus sechs Jahrhunderten (Näheres dazu gern irgendwann irgendwo) - , wird sich in ein Labyrinth begeben, dem zu entkommen mit Problemen behaftet sein dürfte.

Ähnlich erging es mir, als ich vor Jaaahren als Interessent weltweiter Mythen mich der Herausforderung stellte, Näheres über den tatsächlichen King Arthur zu eruieren, genauer gesagt: die Wahrheit über diese legendäre Gestalt !
Welche Blauäugigkeit nur hatte sich meiner bemächtigt, als ich dieses Ansinnen an mich selbst stellte ?!
Wenn wir von alten Quellen lesen oder hören, die sich mit King Arthur beschäftigen, so sind deren Schreiber keineswegs Historiker im heutigen Sinne, sondern Märchen- und Sagen-Erzähler sowie Roman-Autoren ihrer Zeit, denen es nicht auf Authentizität, sondern auf Verherrlichung, auf Popularisierung, auf Romantisierung eines schon bestehenden nebulösen Mythos ankam.

Die ersten nachweisbaren (!!) Texte über den König stammen von den walisischen Mönchen Gildas, 6. Jhdt., und Nennius, 9. Jhdt..
Hinzu kommen die umfassenden Werke von Geoffrey of Monmouth, ebenfalls aus Wales, aus dem 12. Jhdt., in dessen lateinisch verfasstem Opus „Die Geschichte der britannischen Könige“ alle möglichen bisherigen Bruchstücke von Arthur-Erzählungen zu einer wunderschönen Doku-Soap-Opera verwoben wurden.
Der Franzose Chretien de Troyes, 12. Jhdt., war es, der den Round Table „erfand“, den Heroen Lancelot, das rätselhafte Camelot, die Dame vom See, und der die ganze Story nach Frankreich verlegte. Fast zeitgleich entstand das opus magnum des Deutschen Wolfram von Eschenbach, „Parzival“. (Über den MA-Autor sagt einer der bekanntesten Wolfram-Forscher, Prof. Bumke, lapidar: „Über Eschenbach gibt es keine historischen Zeugnisse.“ („Wolfram von Eschenbach“, Stuttgart 2004) )
Nimmt man nun noch den berühmtesten King Arthur-Berichterstatter, Sir Thomas Malory, 16. Jhdt., hinzu, der aus dem Netzwerk vergangener Episoden ein neues, erneut überhöht romantisierendes, völlig verfälschendes Werk schuf (weil seiner Zeit, seinem Zeitgeist angepasst: Er schien die Artus-Sage in die spätmittelalterliche Ritterzeit verlegt zu haben.), so werden die Irritationen, ja: Verwirrungen des um Wahrheit bemühten Laien-Forschers - meine - eher größer als geringer !
Liest man Malory, so wäre es damit vergleichbar, dass man Karl May läse, um wahrhaft Authentisches über die „Indianer“ Nordamerikas zu erfahren.
Käme jetzt der große Aufschrei: „Aber es gibt doch moderne Arthur-Forschung – und nicht nur die des frühen und ausgehenden Mittelalters sowie der beginnenden Neuzeit !!“, so ist dem entgegenzuhalten, dass unsere - jetzige – Forschung großenteils fatalerweise auf eben den Fantasien von Sir Malory basiert, dessen Quellen-Fundament wiederum die Werke des südostwalisischen Mönches Monmouth waren ! Wo also ist überhaupt – sofern möglich – Wahrheit zu finden ? ??!! Immerhin tröste ich mich damit, dass ich mich auf der Suche nach Wahrem durch 23 angebliche oder tatsächliche (Fach-)Bücher kämpfte, deren Inhalt – logo ! - teilweise geradezu Konträres aufbot.

Das Mindeste, das ich tun konnte und musste, ist / war, ein wenig „vor Ort“ zu recherchieren, was ich vor Jaaahren dann auch tat, beginnend selbstverständlich in Tintagel, wo meine extreme Höhenangst bereits ein erstes Hindernis war: der schmale Steg – mit gutem Willen als Mini-Brücke zu bezeichnen – vom „Festland“ zu dem allein stehenden Burgfelsen. 30 Schritte Todesangst...
Und vom Südwesten Englands ging's über Glastonbury gen Nor-Nord-Ost in Richtung Südost-Schottland...


DAS FRAGEZEICHEN KING ARTHUR

Man lese zehn Bücher über die Artus-Sage sowie alles mit ihr Zusammenhängende und dürfte zumindest fünf verschiedene Antworten erhalten.
„In England excavators continue to search for evidence of the existance of the legendary british hero, King Arthur.“ (Zandt / Stemman, „Mysteries of the Lost Lands“, London 1996)
„Arthur was probably a fifth- or sixth-century romanised celtic-british chieftain around whom a cycle of heroic tales has been collected.“ (Cotterall, „Myths and Legends“, London 1989)
Zahlreiche weitere Zitate könnten die verständliche Unsicherheit von Historikern gegenüber Arthur belegen.

Der König war diversen Sagen zufolge von einem unbekannten Vater gezeugt und von dem ebenfalls geheimnisumwobenen Zauberer Merlin, halb Druide, halb Christ, an der südwestenglischen Felsenküste in einer Höhle gefunden worden.
Wer aber genau waren die Druiden ?? Fragen über Fragen... Keltische Priester, die in verschiedenen Bereichen (u.a. Ackerbau, Viehzucht, Architektur, Astronomie, Medizin...) Geniales vollbrachten. Unmöglich, im Rahmen dieser Abhandlung auf die Geheimnisse der Druiden einzugehen.

Hier ist der Vater unbekannt, dort ist es King Uther of Pendragon (walisisch-keltisch: Kopf / Häuptling des Roten Drachen).
Wie auch immer: Arthur stieg – entsprechend wiederum anderen „Berichten“ - zu einem mächtigen keltischen Stammesfürsten auf und wurde dank seines Zauberschwertes Excalibur später König von Britannien.

Über eine Ahnenliste, einen Stammbaum verfügte Arthur nicht, sodass wir uns auf Erzählungen von Monmouth, der besagten Abenteuer-Roman um den Herrscher schuf, und Sir Malory, der vier Jahrhunderte nach Monmouth gelebt hatte, verlassen müssen.
War Arthur ein dux bellurum, ein römischer Feldherr ?
War er selbst der römische Offizier Ambrosius ?
Unterwarf er tatsächlich Irland und später Island und war er tatsächlich Gründer eines legendären Ritterordens ?
Die klarste und deprimierendste Antwort liefert immer noch Dan Shaldrake, einer der bekanntesten Artus-Forscher Englands: „Wir haben Mühe, irgendwie die Existenz von Shakespeare zu ergründen ! Wie also sollen wir mit King Arthur umgehen, der knapp 1000 Jahre zuvor gelebt haben mag ?“ (Shaldrake in Geoffrey Ashe, „Kelten, Druiden und King Arthur“, Zürich 2000)
„Jede Gesamtdarstellung, die vor mehr als ungefähr fünf Jahren geschrieben worden ist, ist unvermeidbar veraltet.“, zitiert Frank Teichmann in Bezug auf Britannien den englischen Forscher Colin Renfrew (Teichmann, „Der Mensch und sein Tempel (...)“, , Darmstadt 1999).
Prof. Nikolay Tolstoy, einer der größten zeitgenössischen Arthur-Experten Englands, wenn nicht gar der größte Artus-Analytiker weltweit, hält die gesamte Sage für ein Bündel damals populärer Folklore, wie sie der Zeitgeist wünschte.
Wie also soll ein „Normalsterblicher“ aus dem Wust an Literatur Dichtung und Wahrheit herausfiltern ?!?!


TINTAGEL, CAMELOT, AVALON


Etwa 40 Stätten werden in England, Schottland und Wales mit dem Leben und Wirken von King Arthur landläufig eng assoziiert. Noch mehr Plätze, Hügel und andere Orte fanden Archäologen bisher in diesen drei GB-Teilen, die man leicht in Verbindung zu Arthur's „Regierungs“-Sitz Camelot bringen könnte.
Was war Tintagel tatsächlich, was Camelot, was – sofern vorhanden gewesen – Avalon ? Wer war Merlin ?
„Tintagel“ ist ein Wort des ancient cornish, also der antiken Cornwall-Sprache, etwa übersetzbar als „Burg / Festung mit kleinem Eingang“. Über diesem geschichtsträchtigen Ort an wilder Küste liegt ebenso der Mantel der nebulösen Vergangenheit wie über Merlin, walisisch Myrdden, dieserm Magier, Begleiter und Berater von King Arthur, dessen Existenz ebenso unsicher ist wie die des Königs selbst.

Nicht minder irritierend ist Camelot ! Gleichlautende Empfehlung diverser britischer Historiker: „Suchen Sie Camelot auf keiner Landkarte ! Es existiert(e) nirgendwo !“
Dass Camelot überhaupt in den Köpfen der Menschen fest verankert ist, ist Chretien de Troyes geschuldet, der die gesamte Artus-Camelot-Grals-Handlung nach Frankreich verlegte – der Gral in Rennes-le-Chateau ?? Was ist er überhaupt...?!
Doch Camelot wird natürlich auch im heutigen Großbritannien gesucht. Manche Sagen setzen Camelot mit Tintagel gleich; andere assoziieren es, weil etymologisch nahe liegend, mit Colchester (= Camelodorum), London, Winchester und Chester.. Und dann gibt es einen Ort in Süd-Schottland namens Camelon – nicht weit entfernt von dem Berg „Arthur's Seat“ südlich von Edinborough, wo sich übrigens auch die bereits erwähnte Rosslyn Church befindet, in der, angeblich erbaut von den Templern, der Heilige Gral in der Krypta verborgen sein soll.
Nun denn, ich war dort. Die Kirche weist in der Welt einmalige, äußerst mysteriöse (!!) Verzierungen, besonders Säulen, aus Mauerwerk auf; doch die bescheidene Krypta dürfte kaum ein mögliches Versteck für den Holy Grail sein, nach dem man bekanntlich auch in Jerusalem, auf Oak Island, in den Pyrenäen und selbstverständlich auch in und bei Glastonbury sucht, wo – erneut angeblich – Mönche zu Beginn des 12. Jahrhunderts die Gebeine von King Arthur und seiner Frau Guinevere fanden – in der größten Abtei, die das damalige Britannien erbaut hatte.
Wenn man vagen historischen Quellen glauben darf, so war anstelle der heutigen Stadt bereits in prähistorischer Zeit eine Siedlung – und zwar am Meer !! Auch deshalb wird behauptet, , das einstige Glastonbury sei identisch gewesen mit der „Isle of Avalon“, also an eineM oder an eineR See gelegen.
Die Stadt soll so reich, so prachtvoll gewesen sein, dass sie immer als „zweites Rom“ bezeichnet wurde.
Wenn Glastonbury tatächlich mit Avalon identisch war, war dann nicht auch Avalon mit Camelot identisch ? Die Archäologin Elisabeth Jenkins schreibt in ihrem Werk „The Mystery of King Arthur“, London 1985, apodiktisch: „Glastonbury is Avalon !“.

Beziehe ich den Glastonbury Tor, den ominösen, auffallenden Hügel von Glastonbury, in meine Überlegungen ein, so verbleibt mir nur, ein weiteres Mal zu zitieren. Philips, „The illustrated book of Myths“, London 1997: „Glastonbury Tor in Somerset, southwest England, is believed to be the Isle of Avalon, where Arthur was buried after the battle of Camlann. It was once surrounded by marches and deep pools.“

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Diesem Extrakt eines Vortrags meinerseits folgt im Original ein weiteres Kapitel: „Wolfram von Eschenbachs 'Parzival'“. Das will ich gern auf Wunsch nachreichen, ebenso natürlich die Liste mit ca. 20 weiteren von mir benutzten, gelesenen, weiterführenden, empfehlenswerten Werken. Direkt zitiert indessen habe ich nur aus den angegebenen.

upuaut3

(zur Erläuterung: einziger Nicht-Brite in der family)

"Gott mag die Welt erschaffen haben, doch wir Friesen haben die Deiche gebaut !"
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