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Versuch eines Diskussions-Starts: Was war der Heilige Gral ?
21.06.2018, 23:55
Beitrag: #33
RE: Versuch eines Diskussions-Starts: Was war der Heilige Gral ?
(21.06.2018 17:13)Bunbury schrieb:  So, für alle, die weniger ignorant und engstirnig sind, einfach mal eine Gedankenspielerei... eine völlig unbeweisbare Theorie, die aber dennoch im Bereich des Möglichen liegt.
Darauf gekommen bin ich, als ich im Zuge meiner Recherchen darauf stieß, dass sich laut irisch/walisischen Überlieferungen die Druiden zu Beratschlagen gerne um eine Eibe versammelten.... Vor ungefähr 20 Jahren haben Biologen dann herausgefunden, dass die Eiben an warmen Tagen ein Pseudoallkaloid verströmen, das bewußtseinsverändernd wirkt... Daraus möge jetzt jeder selbst seine Schlussfolgerungen ziehen...Wink
Ebenso nachgewiesen ist, dass Rinde und zum Teil auch das Holz von einigen Baumarten gewisse Viren und Bakterien bekämpfen kann...
Und von daher meine Überlegung,ob ganz am Anfang der Gralslegende nicht eine ganz einfache Geschichte stand, dass in einer Siedlung ein Fieber um sich griff, gegen das die hiesigen Bewohner machtlos waren. Und dann fanden sie oder bekamen von einem durchziehenden Händler ein Trinkgefäß aus Holz. Sie füllten das Gefäß mit Wasser, gaben es den Kranken- und das Fieber sank...
Und da man zu jener Zeit bekanntlich keinen Fernseher und kein Internet besaß, um sich lange, dunkle Winterabende zu vertreiben, erzählte man sich Geschichten. Und wie jeder weiß, der eine gute Geschichte erzählen will, werden diese Geschichten aufgebauscht und ausgeschmückt...
So oder so ähnlich stelle ich mir den Ursprung der Gralsgeschichte vor, die dann je nach regionalen Besonderheiten ausgeschmückt wurde...

Die "halluzinogenen Eiben" und sonstigen ev. "heiligen" Bäume als Vorbilder resp. Ursprünge der Mythen, um die es hier geht, halt ich eigentlich nicht für abwegig. Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass auch im Mittelalter bestimmte Bäume eine gewisse rituellen Charakter hatten - so wurde beispielsweise eine Gerichtssitzung (vor allem in der Eidgenossenschaft) meist unter einer Linde (der "Gerichtslinde") abgehalten (die Eibe war damals allerdings als Lieferant der berühmten englischen Eibenbögen von Bedeutung und war so eher von wirtschaftlicher Bedeutung.).

Ich habe eher Probleme mit Sepkulationen über das Alter, dass bei den möglichen Vorbildern des Artus- und Gralsmythos angesetzt wird. Und für eine vorkeltische Herkunft in die Bronzezeit habe ich erst recht Vorbehalte.
Und zwar deshalb:

Das Dumme an der ganzen Geschichte ist, dass die Handschriften mit den walisischen und irischen Sagen, welche die Vorbilder der Artus-Mythologie enthalten, jünger sind als die ersten Werke der Chronikliteratur und der Minnedichtung (Troyes, Boron, Monmouth, Eschenbach). Das allein ist nicht weiter schlimm, da man mit Hilfe der Quellen- und Textkritik ziemlich verbindlich auf eine mündliche Erzähltradtion schliessen darf und diese zuverlässig bis ins 6. Jahrhundert zurückdatieren kann/darf. Aber eben nicht weiter zurück !

Wenn man sich jetzt das Beispiel der Edda zum Vergleich vergegenwärtigt, wo man mehr oder weniger gesicherte Rückschlüsse auf germanische Vorstellungen und religiöse Gegebenheiten vor der Christianisierung ziehen kann, so kann man diese Rückschlüsse nicht für die vorchristliche Jahrhunderte resp. in die Zeiten vor der Völkerwanderung anwenden.

Und genauso kann man - so meine ich - nicht walisische und irische Sagen des 6. Jahrhunderts in die Zeit Cäsars oder noch früher in die Latène-Zeit vorverlegen. Die Verhältnisse im keltischen Kulturgebiet (auch auf den britischen Inseln) waren im 6. Jahrhundert einfach ganz anders als zu Zeiten Cäsars oder noch früher. Eine ungebrochene Kultur- und Erzähltradition von der Latène-Zeit (oder noch früher der Bronzezeit) über die Römerzeit in die Spätantike und ins Frühmittelalter zu behaupten, ist zumindesten nach meinen Vorstellungen von "Geschichte" völlig abwegig. Als Vergleich In Ägypten, wo sich die "Uralt-Geschichte" mehr oder weniger lückenlos nachvollziehen lässt, existiert auch keine unbebrochene Kulturtradition durch die Epochen. Die Menschen der Dynastie XY im Mittleren Reich hatten weder Ahnung noch Vorstellung von der Existenz (geschweige von den Verhältnissen) der Dynastie Sowieso im Alten Reich.

Weiter erschwerend kommt hinzu, dass sich für Arthur, Merlin, Guinevere, Gawain, Mordred etc. und sogar für Parzival eindeutige Vorbilder in den walisischen und irischen Mythen finden lassen (ich habe sie versucht in der Übersicht zu sammeln), ebenso für die Tristan/Isolde-Thematik, aber für den Gral eben nicht. (Auch für Lancelot nicht - aber das ist offensichtlich vor allem meine Meinung). Der keltische "Zauberkessel" (in den Obelix bekanntlich als kleines Kind ...) als Vorbild für den Gral überzeugt mich auch ansatzweise nicht - dafür gibt es zuviele Versionen des Grals und dennoch ist er nirgends ein Kessel.
Monmouth weiss nichts vom Gral (oder es interessierte ihn nicht, da er Chronist und nicht Minnesänger war - heute müsste man wohl sagen Journalist und nicht Romanschriftsteller). Boron hat den Gral zum Abendmahlkelch gemacht (wobei er schon vorher das Grabtuch Christi zum Abendmahlkelch gemacht hat), Chrétien zur Schale und Eschenbach zum Stein. Chrétien beruft sich bei seinen Quellen im Übrigen auf die Bibliothek des Grafen von Flandern - deren Inhalt und Umfang wir leider nicht kennen.

PS:
Du hast mich noch nach einer Verbindung vom Gral zum Stein der Weissen gefragt: Ich kenne in den mittelalterlichen Quellen keine diesbezüglichen Verbindung, was aber nicht so viel bedeutet, ich kenne bei Weitem nicht alle Quellen -Smile Bei Eschenbach ist der Gral ein Stein (oder vielleicht auch ein Steingefäss), mit dem Essen und Trinken (im Stile eines Füllhorns) produziert werden kann. Zudem wird beim ihm der Gral auch vom Phönix benötigt, um wiedergeboren zu werden.
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RE: Versuch eines Diskussions-Starts: Was war der Heilige Gral ? - Aguyar - 21.06.2018 23:55

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